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f+h fördern und heben 1-2/2015

f+h fördern und heben 1-2/2015

LOGISTIKMANAGEMENT

LOGISTIKMANAGEMENT Perfekt aufeinander abstimmen Studie untersucht die Verzahnung von Produktions- und Logistikprozessen Die Erfolgsfaktoren und Potenziale einer engen Verzahnung von Produktions- und Logistikprozessen waren der Hauptuntersuchungsgegenstand der Studie „Erfolgsfaktoren integrierter Produktion & Logistik“ der Miebach Consulting GmbH, Frankfurt. In der Industrie sind die Zielkonflikte aus Produktion, Logistik und Vertrieb täglich Anlass für Spannungen und Probleme. Die Logistik strebt jedoch eine schnelle und kostengünstige Belieferung bei niedrigen Beständen an. Doch wie groß sind die Potenziale einer engeren Verzahnung von Produktion und Logistik? Wie schätzen Produktionsleiter sowie Supply-Chain-Manager den wirtschaftlichen Erfolg einer stärkeren Integration ein? Antworten auf diese Fragen liefert der ausgewertete Bericht. I n der Studie „Erfolgsfaktoren integrierter Produktion & Logistik“ wurden 175 produzierende Unternehmen aus verschiedenen Branchen und unterschiedlicher Größe befragt. Die Experten waren sich einig: Erfolg kann nur derjenige haben, der diese Zielkonflikte in enger Integration aller Beteiligten innerhalb und außerhalb des Unternehmens löst. Eine enge Verzahnung von Produktion und Logistik führt für 94 Prozent der Befragten daher zu erheblichen Effizienzvorteilen. Der Weg dorthin führt allerdings über viele Stationen (Bild 01). Generell sind in allen Bereichen noch erhebliche Potenziale durch die Integration von Prozessen in Produktion und Logistik zu erschließen. Das Hauptpotenzial liegt nach Einschätzung der Experten allerdings bei den Bestandskosten, ein klassisches Schnittstellenthema in den Unternehmen. Bei den Bereichen Absatzplanung, Disposition, Einkauf, Produktion, Lagerhaltung auf ggf. mehreren Lagerstufen und Distribution sind mehrere Abteilungen, Lieferanten und Kunden beteiligt. Das Ergebnis sind oft hohe Bestände im Vergleich zu der damit erreichten Lieferfähigkeit. Eine integrierte Produktion und Logistik hilft hier, das Gesamtoptimum zu erzielen, Pläne miteinander abzustimmen und Probleme gemeinsam zu lösen. Zusätzlich können bei den Lagerkosten Synergien erzielt werden, z. B. durch einen übergreifenden Materialflussprozess. Weitere Kostensenkungspotenziale von über fünf Prozent lassen sich in der Montage realisieren. Noch nicht ausgeschöpft sind zudem die Möglichkeiten, in der sehr auf Effizienz ausgerichteten Fertigung, Kosten zu sparen. Ein Drittel der Befragten sehen in der Zusammenarbeit mit der Logistik Kostensenkungspotenziale in einer Größenordnung von mehr als fünf Prozent. In der Produktion sind zahlreiche Lean-Prinzipien (Verschlankung der Prozesse) teilweise oder vollständig umgesetzt. Trotzdem gibt es noch Potenzial zur weiteren gemeinsamen Umsetzung von Lean-Prinzipien z. B. in der Produktion und Logistik. „Lean in einem Bereich darf nicht zu Lasten von Effizienz in anderen Bereichen führen, ohne dass dies insgesamt zumindest transparent gemacht und gemeinsam verabschiedet wurde“, so die Meinung von Bernd Müller-Dauppert, Mitglied der Geschäftsleitung der Miebach Consulting GmbH. Das Gesamteinsparpotenzial durch eine integrierte Produktion und Logistik liegt bei ca. 25 Prozent über alle Bereiche (Bild 02). 24 f+h 1-2/2015

01 Ansatzpunkte zur Optimierung der Zusammenarbeit von Produktion und Logistik 02 Mögliche Kostensenkungspotenziale bei der Integration von Produktion und Logistik Übergreifendes Supply Chain Management Um die Potenziale optimierter Prozesse heben zu können, ist ein übergreifendes Supply Chain Management notwendig. Sowohl Netzwerkstrukturen als auch Prozesse sind zu optimieren. Ein gemeinsames Prozessdesign, abteilungsübergreifende Projekte und Regelmeetings, gemeinsame Lean- Initiativen sowie eine gemeinsame Planung sind dabei die geeignetsten Instrumente. Aber auch ein „Zusammenrücken“ der Produktions- und Logistikbereiche durch eine gemeinsame Bereichsführung und das Zusammenarbeiten bei der Produktentwicklung offerieren nach Erwartung der Fachleute Verbesserungspotenziale. Insbesondere vor dem Hintergrund einer stark zunehmenden Bedeutung der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an Veränderungen ist es wichtig, dass die Bereiche und deren Prozesse gut aufeinander abgestimmt sind und Änderungen intern schnell umgesetzt werden können. Starre und ausschließlich auf Effizienz fokussierte Prozesse werden den zu- künftigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Auch in der Automatisierung haben sich die Technologien diesbezüglich weiter entwickelt und entsprechen den Anforderungen an Flexibilität und Vernetzung in zunehmender Weise. Die Tendenz zur weiteren Automatisierung ist in der Fertigung ungebrochen. Deutschland entwickelt sich zunehmend zu einem Standort „Eine enge Verzahnung von Produktion und Logistik sehen 94 Prozent als Effizienzvorteil“ Bernd Müller-Dauppert für die Produktion von komplexen, qualitativ hochwertigen Produkten mit einer zunehmenden Variantenvielfalt bis hin zur kundenindividuellen Fertigung. In Zukunft wird Industrie 4.0 diese Wandlungsfähigkeit durch die Möglichkeit der nahtlosen Kommunikation weiter erhöhen. Bilder: Miebach Consulting www.miebach.com