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f+h fördern und heben 10/2019

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f+h fördern und heben 10/2019

02 Auch bei

02 Auch bei großvolumigen Bauteilen ermöglicht die Lastpendeldämpfung die Sicherheit von Mensch und Maschine Aber auch Informationen zur Betriebsstatistik sind in der Anwendung zu finden. Hierzu gehören z. B. Bedienungsfehler, ggf. Hinweise zu verkürzter Lebensdauer oder möglichen Sicherheitsproblemen infolge des Kranbetriebs sowie zur Effizienz und Auslastung. Aus diesen Angaben wiederum lässt sich ein potenzieller Schulungsbedarf des Kranführers ableiten. Sicherheitswarnungen (z. B. kritischer Zustand der Bremsen, gemessener Bremsweg sowie Überlast und Notstopps) können per Push-Nachricht via SMS oder E-Mail versendet werden. „In der Summe stellen wir dem Betreiber über das intelligente Fernmonitoring-System Statuscontrol Grundlagen für weitere Investitionsentscheidungen und die vorausschauende Planung von Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten bereit“, urteilt Elspass. „Remote-Monitoring-Systeme werden vor allem in Industrie-4.0- Konzepten ein wichtiger Baustein sein.“ AN DER SCHWELLE ZU EINER NEUEN ÄRA Generell ist die Zielsetzung von Initiativen wie Digital Manufacturing oder Industrie 4.0, industrielle Produktionsprozesse in puncto Effizienz und Produktivität in eine neue Dimension zu überführen. In diesem Kontext sind die Optimierung der Wertschöpfungskette und die Integration von deren Akteuren in den Materialfluss ein zentrales Thema. Nur so lässt sich den individuellen Kundenbedürfnissen Rechnung tragen. Vor diesem Hintergrund sollen als Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Itea-Verbundprojekts „Optimised Industrial IoT and Distributed Control Platform for Manufacturing and Material Handling“ (Optimum) Industrie-4.0-konforme Softwarearchitekturen, Komponenten und Dienste entstehen. An dieser Aufgabenstellung arbeiten seit dem 1. September 2017, dem offiziellen Start des Projekts, 19 Unternehmen aus sechs Ländern. Zu den Projektpartnern gehört auch das Unternehmen Demag. „Die im Projekt diskutierten Ideen und die daraus abgeleiteten Konzepte für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen müssen wir in einer realen Umgebung auf ihre Wirksamkeit hin testen, erproben und optimieren. Zu diesem Zweck soll uns die zurzeit im Aufbau befindliche Demag Research Factory am Firmenstandort in Wetter hilfreiche Dienste leisten“, so Elspass. Die zu entwickelnden Technologien sollen Maschinen-, Fördertechnik- sowie Flurförderzeug- und Hebezeughersteller dazu befähigen, Aufwand und Varianz der eingesetzten Steuerungshardware zu reduzieren und gleichzeitig die Modularität der verwendeten Software zu erhöhen. Kontext- und Positionsinformationen sollen Assistenzfunktionen erlauben, die zu höherer Effizienz, zu höherem Komfort und zu höherer Sicherheit führen. Über allem steht für Elspass der Anspruch, Produkte und Systeme zu kreieren, die dem Anwender einen sofort erkennbaren Mehrwert bringen. „Wir achten darauf, dass, dass wir im Rahmen der Entwicklungen zum Thema Industrie 4.0 die essentiellen Bedürfnisse der potenziellen Kunden obenan stellen Auch hierzu dient uns die Research Factory.“ EIN PROJEKT MIT STRATEGISCHEN DIMENSIONEN Einen hohen Stellenwert im Optimum-Projekt genießen, wie zuvor bereits angeklungen, die Steuerungstechnik und die Kommunikationstechnik. Damit die Steuerung industrieller Prozesse Industrie-4.0-tauglich wird, ist eine Abkehr von den heute noch üblichen zentralen und hierarchischen Steuerungsarchitekturen vorteilhaft. Zukünftige Konzepte wie komponentenbasierte Automatisierung und Zusammenarbeit von Mensch und Maschine erfordern vielmehr verteilte dezentrale Steuerungsarchitekturen. Elspass: „Die gerätetechnischen Akteure der Fabrik der Zukunft müssen ein dezentrales Steuerungskonzept unterstützen.“ Hinzu kommt, dass z. B. die Werkzeugmaschinen sowie Krane und Flurförderzeuge drahtlos miteinander kommunizieren sollen. Welche Tragweite dieser Aspekt hat, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass jede Werkzeugmaschine, jeder Kran oder jedes Flurförderzeug mit einer Vielzahl von Sensoren und Antrieben ausgestattet ist, die sich wiederum über Schnittstellen in einem drahtlosen Kommunikationsnetzwerk miteinander „unterhalten“ müssen. Elspass formuliert den Anspruch der zu realisierenden Lösung folgendermaßen: „Die steuerungstechnische Kommunikation wird über standardisierte Schnittstellen – OPC-UA-Interfaces – in Echtzeit ablaufen und auch die Übertragung sicherheitsrelevanter Signale ermöglichen. Dieses Anforderungsprofil – hohe Senderdichte, sichere Kommunikation und kurze Antwortzeiten – erfordert den Einsatz hochperformanter drahtloser Netzwerke. Kurzfristig bedeutet dies ein Aufsetzen auf Komponenten und Funktionen des etablierten Mobilfunkstandards 4G/LTE Advanced. Die künftigen technischen 03 Die Demag Research Factory am Firmen standort in Wetter dient u. a. der Entwicklung Industrie- 4.0-konformer Produkte und Systeme 50 f+h 2019/10 www.foerdern-und-heben.de

SERIE PERSPEKTIVEN Anforderungen einer Smart Factory spiegeln sich aber vor allem in den erwarteten Leistungsmerkmalen der neuen 5G-Technologie wider. Vor diesem Hintergrund wird die Research Factory mit 5G- Komponenten ausgestattet.“ Die Beschäftigung mit dem Thema Industrie 4.0 lässt erkennen, dass es neue Anforderungen und „Rollen“ für künftige Produzenten von Komponenten, Dienstleistern und auch von Generalunternehmern für die Erstellung von Smart Factories geben wird. Demag und sicherlich viele andere Akteure beschäftigen sich mit diesen „business opportunities“ – und es wird spannend sein zu beobachten, welche Marktteilnehmer sich hierzu in den kommenden Monaten in puncto ihrer strategischen Ausrichtungen und Geschäftsmodelle neu platzieren werden. DIE BEDEUTUNG VON IT-PLATTFORMEN Steuerungs- und Kommunikationssysteme in künftigen Smart Factories werden außerordentlich komplexe steuerungstechnische Konstruktionen sein. „In dieser Hinsicht nicht vergleichbar mit dem, was wir aus der Epoche Industrie 3.0 unter der Überschrift ‚Automatisierung‘ erarbeitet haben. Damit diese neue Technologie der Smart Factories weitere Verbreitung und vor allem Akzeptanz bei potenziellen Kunden findet, müssen Wege gefunden werden, die den Akteuren eine einfache und komfortable Nutzung dieser Technologire gestattet. Diese essenzielle Anforderung nach ‚convenience‘“, so Elspass, „wird künftig durch spezielle IT-basierte Systeme erfüllt, die sich in neuartigen IT-Plattformen darstellen und anbieten werden.“ Auf diesen Plattformen werden künftige Akteure in Sachen Smart Factory zusammentreffen, Anforderungen definieren, zusammenhängende Gewerke planen und simulieren, verkaufen, in Betrieb nehmen, warten und instandhalten. Diese Plattformen werden es gestatten, ein exaktes virtuelles Abbild der realen Funktionen der Smart Factory zu erstellen, dieses Abbild (digitaler Zwilling) im virtuellem Raum zu variieren und zu optimieren, um so ein optimales Setup für die Programmierung und Parametrierung der in der realen Smart Factory eingesetzten Steuerungs- und Kommunikationskomponenten zu erreichen. DIE ROLLE DES MENSCHEN Trotz aller Digitalisierungsbestrebungen, um den übergeordneten Zielen Effizienzgewinn und Produktivitätssteigerung nachzukommen, wird es jedoch in absehbarer Zeit nicht so sein, dass menschenleere Fabrikhallen das Bild bestimmen werden. Die Rolle des Menschen in der Fabrik der Zukunft wird allerdings eine andere sein, als in der Vergangenheit. Das Personal wird zum Kontrolleur der Prozesse werden. Werker der alten Schule werden hier eher selten anzutreffen sein. Damit das Personal diesen Aufgaben aber auch effizient nachkommen kann, strebt Demag eine Zweiteilung der Bedienkonzepte an. Weiterhin vorhanden sein werden Bedieneinheiten, mit denen sich Prozesse an einzelnen Maschinen starten und stoppen lassen. Häufiger anzutreffen sein werden in den Fabrikhallen der Zukunft Industriemonitore (Panels) zur Parametrisierung und Überwachung der vernetzten Maschinen und Geräte. Die genannten Inhalte des Optimum-Projekts zeigen die Bedeutung vernetzter Partnerschaften für Industrie-4.0-Entwicklungen. Einzelsysteme unterschiedlicher Hersteller werden zu einem Industrie-4.0-Ökosystem zusammengeführt. „Damit dies zielführend gelingt ist jedoch ein Paradigmenwechsel in der Zusammenarbeit der Unternehmen erforderlich“, so die abschließende Einschätzung von Elspass, denn: Vor der Vernetzung der Systeme stehe die Vernetzung der Hersteller. Winfried Bauer BEGLEITET DEMAG-JUBILÄUM Das Unternehmen Demag kann auf eine lange Historie zurückblicken. Dem Anlass angemessen begleitet die Redaktion f+h im Rahmen einer Medienkooperation dieses Ereignis über das ganze Jahr. Die bisher im Rahmen der Zusammenarbeit veröffentlichten Beiträge können Sie im jeweiligen E-Paper nachlesen. Viel Spaß bei der Lektüre! „Unser Antrieb ist die Erfüllung der Kundenbedürfnisse – und das seit 200 Jahren“ Interview mit Carolin Paulus, Geschäftsführerin der Demag Cranes & Components GmbH bit.ly/fuh_demag_01-02 Demag KBK: Klug kombiniert – und immer weiter entwickelt bit.ly/fuh_demag_03 Papier: Ein Gut mit ganz speziellen Herausforderungen für die Krantechnik bit.ly/fuh_demag_04 Prozesskrane in der Flugzeugindustrie Ganz oben im Pflichtenheft: Präzises und schonendes Handling sensibler Bauteile bit.ly/fuh_demag_05 Demag-Antriebstechnik: Aus Komponenten werden Systeme bit.ly/fuh_demag_06 Kran-Assistenzsysteme: Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine optimieren bit.ly/fuh_demag_10 Fotos: Demag www.demagcranes.com | www.demag200.com www.foerdern-und-heben.de f+h 2019/10 51