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f+h fördern und heben 3/2015

f+h fördern und heben 3/2015

AUS DER FORSCHUNG

AUS DER FORSCHUNG Flurförderzeuge sicherer machen Sensoren im Reifen warnen Fahrer vor Reifenplatzer Am Produktionstechnischen Zentrum (PZH) der Leibniz Universität Hannover werden drahtlose Sensoren direkt in Vollgummireifen integriert, um den Reifenzustand während der Fahrt zu überwachen. Die Reifen eines Flurförderzeugs sind in gewisser Weise dessen Achillesferse: Wenn mehr als eine Tonne Gewicht auf einem Vollgummireifen lastet und durch die Bewegung des Fahrzeugs der Reifen kontinuierlich verformt wird, dann können sich durch die in Wärme gewandelte Verformungsenergie im Innern des Reifens Temperaturen von bis zu 150 °C entwickeln. Das Reifengummi dort verflüssigt sich und kann den Belastungen nicht mehr standhalten. Von außen ist das oft bis zuletzt nicht erkennbar, da das Reifenmaterial eine sehr schlechte Wärmeleitfähigkeit aufweist. Platzt ein solcher Reifen dann unverhofft in einer Kurve, läuft verflüssigtes Gummi aus dem Inneren aus. Im schlimmsten Fall kippt das ganze Fahrzeug um und gefährdet Menschen. Aber selbst wenn es nur – immobil geworden – den Zugang zu Waren und Logistikflächen versperrt, ist der Schaden häufig immens. Steffen Kleinert vom Institut für Transportund Automatisierungstechnik (ITA) am PZH der Fakultät für Maschinenbau der Leibniz Universität Hannover arbeitet in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt an einer Lösung für dieses Problem. Die Idee ist simpel: Sensoren direkt im Reifen sollen Temperatur und Belastung messen und den Fahrer warnen, sobald die Werte den Normbereich verlassen, sodass dieser sein Fahrverhalten der Situation anpassen kann. Die Sensoren, die Kleinert für diese Anwendung nutzen wird, sind mit einem RF-Transponder verbunden. Ein elektromagnetisches Feld versorgt den Transponder mit Energie und überträgt die Mess ergebnisse. Das ist soweit etablierte Technik. „Die große Herausforderung dabei ist die Integration der Sensorik und Elektronik in den Vollgummireifen“, erklärt Kleinert. Prof. Dr.-Ing. Ludger Overmeyer, Leiter des ITA, erläutert den Zusammenhang mit 10 f+h 3/2015

AUS DER FORSCHUNG einem zentralen Forschungsvorhaben, das seit Jahren am Produktionstechnischen Zentrum der Leibniz Universität Hannover verfolgt wird: „Mit der Integration elektronischer Komponenten in die Reifen von Flurförderzeugen versetzen wir die Reifen in die Lage, sich selbst zu überwachen. Damit Die Reifen sind in der Lage, sich selbst zu überwachen knüpfen wir an die Erfahrungen aus dem Sonderforschungsbereich ‚Gentelligente Bauteile im Lebenszyklus‘ an.“ Eine Vorstudie hat das ITA bereits durchgeführt: „Zusammen mit unserem Partner Continental haben wir bereits einen Transponder in den Reifen integrieren können, der sich mit seiner Kennung meldet“, schildert Kleinert die Ausgangslage für das aktuelle Vorhaben. Die Aufgabe ist jetzt die Auswahl und Integration der Sensorik, die zunächst die Reifen produktion unbeschadet überstehen muss: Sie wird bei der Herstellung der Reifen zwischen die auf gewickelten Gummilagen eingelegt und bei hohem Druck und Temperaturen von etwa 140 °C vulkanisiert. Auch eine permanent hohe Belastung bei Temperaturen bis zu 150 °C, später im Reifen, müssen die Sensoren aushalten. Im Sommer 2016 soll das Projekt abgeschlossen sein. Dass die Ergebnisse marktkompatibel sein werden, dafür stehen die industriellen Projektpartner, die das Vorhaben begleiten. Und dass der Bedarf da ist, darüber besteht Kleinerts Ansicht nach kein Zweifel: „Ganz abgesehen von Verletzten nach schweren Staplerunfällen: Selbst wenn ein Reifen und damit ein Fahrzeug ausfällt und ‚nur‘ als Hindernis stehenbleibt, bekommt man es nur mit größerem Aufwand aus dem Weg.“ Bild: ITA www.ita.uni-hannover.de Das Projekt wird als IGF-Vorhaben 18066 n/1 der Forschungsvereinigung Intralogistik/Fördertechnik über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundes ministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. als E-Paper VERGLEICHEN SIE NICHT ÄPFEL MIT BIRNEN! Jeder Abonnent von „f+h“ hat ab sofort kostenlosen Zugriff auf das aktuelle E-Paper sowie unser E-Paper-Archiv. Sie sind interessiert? Kontaktieren Sie uns unter vertrieb@vfmz.de oder besuchen Sie unsere Webseite: http://www.foerdern-und-heben.de/ FUH_Anzeige_E-Paper_90x130_2014_06.indd 1 06.06.2014 07:47:05 www.laweco.de