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f+h fördern und heben 4/2016

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SOFTWARE I INTERVIEW

SOFTWARE I INTERVIEW Optimierung des Risikomanagements Dr. Giovanni Prestifilippo im Gespräch über das Forschungsprojekt „Smart Logistic Grids“ und seine Potenziale Zielsetzung des Forschungsprojekts „Smart Logistic Grids“ war die Entwicklung eines Systems, das infolge optimierter Informationsverfügbarkeit und der Integration verschiedener Akteure verbesserte Handlungsalternativen zur Verfügung stellt. Wir sprachen mit Dr. Giovanni Prestifilippo, Geschäftsführer der PSI Logistics GmbH, über das Projekt, dessen Potenziale und zukünftige Lösungen. Doktor Prestifilippo, sie waren als Konsortialführer am Forschungsprojekt „Smart Logistic Grids“ beteiligt. Was war Ziel des Projekts? In dem von der PSI Logistics initiierten und geleiteten Pilotprojekt ging es darum, die Störanfälligkeit von globalen, komplexen Logistiknetzwerken in Beschaffungs-, Produktions- und Absatzmärkten zu minimieren und diese dadurch robuster und effizienter zu machen. Entscheidend ist dabei die verbesserte Informationsverfüg- barkeit über Prozess- und Umweltereignisse. Durch diese Verfügbarkeit sowie durch eine prozessuale Integration aller Wertschöpfungspartner können den Beteiligten effiziente Handlungsalternativen zur Kompensierung von Störungen und Risiken aufgezeigt werden. Dazu wurden in dem Modell mit den Projektpartnern aus Wissenschaft und Wirtschaft eine Supply- Chain-Event-Cloud und ein Supply-Chain- Operations-Room für das echtzeitfähige Risikomanagement entwickelt. Kernziel des Projekts war es, Beeinträchtigungen von Lieferketten über längere Zeiträume bereits im Vorfeld auszugleichen. Möglich wird dies im ersten Schritt durch die Auswertung von Verkehrs- und Wetterdaten oder sogar von politischen Daten. Im zweiten Schritt resultiert daraus die Entwicklung möglicher Handlungsoptionen. Im Forschungsprojekt ging es darum zu ermitteln, ob und wie die Unterbrechung von Lieferketten zum Beispiel durch Unwetter gestört werden kann. Wenn also durch ein Sturmtief klar absehbar ist, dass die Versorgungswege zu Lagerstandorten unterbrochen werden, ist zu ermitteln, welche Strategien zu kostengünstigeren Lösungen führen. Genau das haben wir erreicht. Wir konnten durch Feldversuche belegen, dass durch Leitstand-Technologie Lieferverzögerungen um mehr als 40 Prozent reduziert, Ausfall- und Transportkosten um mehr als 20 Prozent gesenkt und der CO 2 - Ausstoß trotzdem verringert werden kann. Wie hoch schätzen Sie das Potenzial dieses nationalen Projekts ein, aus reinen Datenmengen Lösungen zum Vorteil der deutschen Wirtschaft zu generieren? Das Projekt wird dem Anspruch Industrie 4.0 gerecht. Wenn dies in die Praxis überführt und flächendeckend in dem Logistik- Sektor der deutschen Wirtschaftswelt etabliert wird, ist es mit Sicherheit aus volkswirtschaftlicher Perspektive für den deutschen Standort von Vorteil. Welche konkreten Vorstellungen haben Sie für Ihr eigenes Unternehmen, wie die Ergebnisse in die Weiterentwicklung Ihres bestehenden Produktportfolios oder auch in die Entwicklung neuer Produkte und damit neuer Zielgruppen und Märkte eingesetzt werden? Im Vordergrund der Betrachtung steht die Supply Chain mit den in den Netzwerken involvierten Partnern. Insofern betrifft das Risikomanagement unser Produkt Das Interview mit Dr.-Ing. Giovanni Prestifilippo, Geschäftsführer der PSI Logistics GmbH, führte Gisela Upmeyer M. A., Geschäftsleiterin der GMP in München, im Auftrag von f+h 24 f+h 4/2016

INTERVIEW I SOFTWARE PSIglobal. Die neue Lösung wird insofern im nächsten Release 2017 als Upgrade eingehen. Über ein eigenständiges Modul, was in beiden Produkten – PSIglobal und PSItms – je nach Bedarf Verwendung findet, denken wir entsprechend unserer Produktphilosophie ebenfalls nach. Die Verschmelzung unserer vier Produktfamilien in der „PSI Logistics Suite“ bedeutet ja, dass die verschiedenen Module in allen Produktfamilien auftauchen und jeweils im anderen Kontext Funktionen übernehmen können. Sind die Ergebnisse der Feldversuche bereits so konkret, dass Sie mit der Vermarktung beginnen können? Ich denke ja, denn die Praxispartner haben im Feldversuch erfolgreich damit gearbeitet und wollen die Software auch weiter in ihrem Geschäft einsetzen. Das System funktioniert jetzt schon mit einer hohen Verfügbarkeit, erhält aber durch seinen Einsatz einen noch höheren Reifegrad. Diese Erfahrungen und Kenntnisse fließen in die Weiterentwicklung der Software ein. Die Akteure der Supply Chain speisen bei dem Projekt ihre Daten zum Erarbeiten der Lösungen in die gemeinsame Supply- Chain-Event-Cloud ein. Wie sieht es mit der Datensicherheit aus? Die Handlungsalternativen resultieren aus der Transparenz. Möchte man diesen Mehrwert, dann muss man sich darauf einlassen. Die Frage ist immer: Wo habe ich die Daten liegen, und wem vertraue ich sie an? Die Übergabe an Dienstleister wird immer über einen Vertrag geregelt. Sie sind dort geschützt und abgeschottet. Wir haben die gleiche Situation, wie sie uns heute schon von großen Datenbanken bekannt ist. Wenn das Modell erfolgreich in den Markt eingeführt wird und demnächst viele Beteiligte dabei mitwirken, gibt es dann für den einzelnen Nutzer überhaupt noch Wettbewerbsvorteile? Die generellen Vorteile für die Nutzer des Systems liegen bei den Aspekten Kosten, Zeit und Umwelt. Aufgrund der Tatsache, dass die spezifischen Kennzahlen immer auf ein bestimmtes Unternehmen zutreffen, wird sich auch der Vorteil individuell gestalten. Effizienz und Robustheit der Logistikkette, Minimierung von Störauswirkungen und CO 2 -Reduktion kommen immer in spezifischer Ausprägung dem jeweiligen Partner zugute. Vielen Dank für das Gespräch Fotos: PSI Logistics Connecting Global Competence ■ INTEGRATED ASSEMBLY SOLUTIONS ■ INDUSTRIELLE BILDVERARBEITUNG ■ INDUSTRIEROBOTIK ■ PROFESSIONELLE SERVICEROBOTIK ■ NEU: IT2Industry – Fachmesse zur Industrie 4.0 ■ Antriebstechnik ■ Positioniersysteme ■ Steuerungstechnik ■ Sensorik ■ Versorgungstechnik ■ Sicherheitstechnik Ein Ticket – mehrfach profitieren: 7. Internationale Fachmesse für Automation und Mechatronik 21.–24. Juni 2016, Messe München www.automatica-munich.com/2016