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f+h fördern und heben 4/2017

f+h fördern und heben 4/2017

INTERPACK VORSCHAU Ein

INTERPACK VORSCHAU Ein Allround-Talent Lebensmittelverpackungen erfüllen mehr als nur eine Schutzfunktion Moderne Verpackungen – sie denken mit, erinnern uns, machen Lebensmittel haltbarer, man kann sie auf Knopfdruck erwärmen, sie beeinflussen unsere Sinne mit Aussehen, Geruch und Haptik und manchmal können sie sogar sprechen. Was Verpackungen im Lebensmittelsektor heutzutage leisten, geht weit über die ursprüngliche Funktion des Schutzes der Nahrungsmittel hinaus. Verpackungen müssen zahlreichen Ansprüchen zugleich gerecht werden: Marketing- und Vertriebswünschen, gesetzlichen Vorschriften zu Sicherheit und Hygiene, Verbraucheranforderungen wie Nachhaltigkeit oder leichterem Handling bei gleichzeitig niedrigen Kosten für Produktion, Transport und Lagerung. Mit hoch automatisierter, sensor- und mikroprozessgesteuerter Antriebstechnik, Materialien, die nachhaltig hergestellt und entsorgt werden können, ist es der Verpackungsindustrie gelungen, aus einer 6 000 Jahre alten Idee ein Hightech-Produkt zu machen. Erste Prämisse: Schutz durch Verpackung Und doch ist und bleibt der Hauptzweck jeder Verpackung, den Inhalt während Transport und Lagerung zu schützen. Verpackungen verhindern Verschmutzungen oder Beschädigungen und bewahren Nahrungsmittel vor Umwelteinflüssen wie Licht, Sauerstoff oder Feuchtigkeit. Darüber hinaus schützen Verpackungen vor Verderb durch Mikroorganismen und verhindern Aroma- und Vitaminverluste. Bis zu 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel gehen laut der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) weltweit verloren. Teils verderben die frischen Waren während des Transports, werden nicht rechtzeitig konsumiert oder gelten als unverkäuflich, weil sie vorgegebenen Standards nicht entsprechen. Und vielfach werden noch genießbare Nahrungsmittel vom Verbraucher entsorgt, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde. Dieser Gesamtproblematik angenommen hat sich vor mittlerweile mehr als sechs Jahren die Initiative „Save Food“ der FAO, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP und der Messe Düsseldorf in Kooperation mit weltweit führenden Unternehmen, Organisationen und Forschungsinstituten. Ihr gemeinsames Ziel: Lösungen zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung entlang der Wertschöpfungskette schaffen. Dafür muss geeignete Infrastruktur zur Verfügung stehen, Normen und Standards für Verpackungen hinterfragt und angepasst, Aufklärung betrieben und nicht zuletzt an der Verpackung selbst gearbeitet werden. Bereits zum dritten Mal in Folge erhält die Initiative mit dem international besetzten „Save Food“-Kongress zum Auftakt der interpack vom 4. bis 10. Mai in Düsseldorf eine geeignete Plattform und bringt unterschiedliche Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung zusammen. Innerhalb der Messe läuft zum zweiten Mal die „Save Food“-Sonderausstellung im innovationparc, der sich seit 2008 bei jeder Interpack einem ausgewählten Branchenthema dezidiert annimmt. Die intelligente Verpackung Die Innovationskraft der Verpackungsindustrie ist hoch. Wer sich mit modernen Verpackungstechnologien auseinandersetzt, kommt an Nanotechnologie, Printed oder Organic Electronics nicht vorbei. Intelligente und smarte Hüllen, die den Frischegrad von Lebensmitteln erkennen und gezielt beeinflussen können, sind längst weit mehr als eine Utopie. Aktive Verpackungen regeln das Feuchtigkeitsniveau, verhindern Keimbildung oder töten diese sogar gezielt ab. Eisen sorgt 12 f+h 4/2017

ei sauerstoffempfindlichen Getränken für längere Frische. Kochsalz in der Verpackung hemmt Kondenswasserbildung und lässt z. B. Champignons, die sich i. d. R. schon nach kurzer Zeit farblich verändern, länger gut aussehen. „Die Idee war es, eine Verpackung zu entwickeln, die Feuchtigkeit aufnehmen und regulieren kann“, erklärt Dr. Cornelia Stramm vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV Freising den Ansatz des Forschungsvorhabens. Ob Lebensmittel noch genießbar sind, können bei modernen Verpackungen Sensoren sichtbar machen. Sie reagieren, wenn bestimmte Stoffe oder Gase abgesondert werden, und zeigen dies per Farb- oder Fluoreszenzwechsel an. So wird auf den ersten Blick erkennbar, in welchem Zustand sich die Nahrungsmittel befinden. Einer der häufigsten Gründe für Lebensmittelverderb ist die Unterbrechung der Kühlkette. Mithilfe intelligenter Zeit- Temperatur-Indikatoren können diese angezeigt werden, i. Allg. als Farbveränderung. Nachhaltigkeit als Grunddisziplin Die Ansprüche der Verbraucher an Lebensmittelverpackungen sind hoch. Nicht nur Sicherheit und Hygiene, sondern auch Nachhaltigkeit gehört zu den Forderungen an die Verpackungsbranche. In erster Linie verbinden die Konsumenten mit Nachhaltigkeit die Themen Recycling und Entsorgung. Der Ausbau von Pfand- und Recyclingsystemen sowie nicht zuletzt klare Vorgaben haben dazu geführt, dass die Wiederverwertung von Verpackungen in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Vor allem in Europa wird vermehrt recycelt; bis zum Jahr 2020 sollen alle EU-Staaten die Hälfte ihres Müllaufkommens verwerten. Darüber hinaus spielen bei der Beurteilung von nachhaltigen Verpackungen auch das verwendete Material und dessen eingesetzte Menge sowie die Verpackungsgröße im Vergleich zum Inhalt wichtige Rollen. Klarer Trend der Branche: Die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen. Diese werden mit dem Ziel einer verbesserten CO 2 -Bilanz an Stelle von konventionellen Materialien eingesetzt und häufig als nachhaltig kommuniziert. Untersuchungen zeigen jedoch, dass auch eben jene konventionellen Materialien z. B. klassische Kunststoffe bei der Betrachtung des Lebenszyklus eines Produkts Umweltvorteile mit sich bringen können – etwa durch effiziente Recyclingsysteme. Letztlich erfordert die Beurteilung der nachhaltigsten Lösung eine ganzheitliche Betrachtung eines jeden Anwendungsfalles unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Faktoren für alle Stadien der Wertschöpfungskette. Neben der Erwartungshaltung der Verbraucher sieht sich die Verpackungsindustrie auch erhöhten Ansprüchen ihrer Kundschaft ausgesetzt. Auf Wünsche nach mehr Flexibilität und Effizienz reagiert die Branche u. a. mit einer intelligenten und vernetzten Fabrik, in der klassischer Maschinenbau mit Sensoren, Software und Services effizient verknüpft wird. In der Sonderschau „components – special trade fair by interpack“ werden neben Antriebs-, Steuer- und Sensortechnik auch Produkte zur industriellen Bildverarbeitung, Handhabung (Bild 01), Software und Kommunikationslösungen sowie komplette Automatisierungssysteme für Verpackungsmaschinen vorgestellt. Moderne Anlagen sind in der Lage, nicht nur eigenständig Informationen zu Prozess- und Systemzuständen zu liefern, sondern untereinander zu kommunizieren und Prozessabläufe selbstständig zu korrigieren, wo es notwendig ist. „Intelligente Produkte steuern dann individuell den eigenen Produktionsprozess. Mehr noch: Durch die Kommunikation über die Wertschöpfungskette hinweg wird der Lebenszyklus eines Produkts lückenlos nachvollziehbar. Völlig neue Geschäftsmodelle sind möglich“, erläutert Hartmut Rauen, Stellvertretender VDMA- Hauptgeschäftsführer. Ein Vorreiter bei der Nutzung solch fortschrittlicher Technologien ist das Unternehmen Bosch Packaging Technology, das plant, ab der Interpack alle neuen Prozess- und Verpackungsmaschinen mit dem Human Machine Interface der nächsten Generation – HMI 4.0 auszustatten (Bild 02). Neu ist u. a. die geführte intuitive Bedienung per Multi-Touch-Technologie – ähnlich wie bei Smartphones oder Tablets. Das System meldet Fehlfunktionen umgehend und gibt zusätzlich Information zur möglichen Ursache und Hilfestellung zur Fehlerbehebung an die Hand. Fotos: Aufmacherfoto Sealpac, 01 Gerhard Schubert GmbH, 02 Bosch www.interpack.de Live auf der Interpak Halle 16 Stand B36 Druckt wahlweise auf trägerlosem und herkömmlichem Material. Kein Abfall, keine Entsorgung bei Linerless-Material Bei trägerlosen Etiketten: längere Laufzeiten und weniger Materialwechsel Die neue Freiheit Die QTB Linerless von Logopak – druckt auf trägerlosem und herkömmlichem Material. 3 Ihr Vorteil: volle Flexibilität bei hoher Effizienz 3 Bei Einsatz von Linerless- Etiketten: höhere Produktivität dank seltenerer Materialwechsel- Unterbrechungen 3 Außerdem: kein Abfall, kein Entsorgungsaufwand Mehr Informationen unter www.logopak.com 01 Mit speziellen Greifern werden Backwaren schonend verpackt 02 Intuitive Maschinenbedienung mit dem Human Machine Interface HMI 4.0