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f+h fördern und heben 7/2016

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FLURFÖRDERZEUGE In

FLURFÖRDERZEUGE In Technik der Zukunft investiert Nahrungsmittelhersteller setzt auf Lithium-Ionen-Flurförderzeuge Im April 2016 hat die Still GmbH ein Projekt im Bereich der Lithium- Ionen-Technik (Li-Ion) erfolgreich umgesetzt. Als erster Großkunde stellte der Nahrungsmittelhersteller Brüggen seinen Flurförderzeugfuhrpark am Standort in Lübeck auf Li-Ion-Technologie um. 66 neue Gegengewichtsstapler sowie Nieder- und Hochhubwagen in unterschiedlichen Ausführungen bilden nun das Rückgrat der Intralogistik. Erste Erfahrungen bestätigen die Wahl. werbsfähig zu bleiben. Im vergangenen Jahr entschied der Nahrungsmittelhersteller, die bisherige Flurförderzeugflotte zu ersetzen. Kalkulierbare Kosten durch Leasing- und Servicepakete, eine hohe Verfügbarkeit verbunden mit hoher Einsatzflexibilität, kürzere Batterieladezeiten sowie ein Online-Flottenmanagement-Tool waren die Hauptziele des Projekts. Bei einer Ausschreibung überzeugte Still mit seinen Li-Ion-Fahrzeugen, einem Service aus einer Hand und einer Leasing-Variante, gemäß der die Flurförderzeuge alle sechs Jahre durch Neugeräte ausgetauscht werden. Reparaturen sind durch den Kundenservice in den Leasingraten enthalten. Mit dem Projekt unterstreicht das Unternehmen Still sein Bestreben, das Thema Elektromobilität konsequent anzugehen und 90 Prozent seiner Fahrzeuge bis 2017 mit Li-Ion-Batterien anzubieten. Erste Erfahrungen zeigen, dass die Firma Brüggen, nach umfangreicher Beratung und eingehender Einsatzanalyse durch das Intralogistikunternehmen, mit Li-Ion-Fahrzeugen ihre Effizienzpotenziale ausschöpfen sowie die Betriebskosten reduzieren konnte (Bild 01). Doppelte Energiemenge bei gleichem Bauvolumen Die neue Fahrzeugflotte konnte durch die Li-Ion-Fahrzeuge um 23,8 Prozent reduziert werden. „Alles, womit bei Brüggen Paletten bewegt werden können, ist seit Mai umge- Die H. & J. Brüggen KG zählt zu Europas Marktführern bei Müslimischungen und Müsliriegeln. Das Lübecker Familienunternehmen produziert zudem Cornflakes und Cerealien und beliefert die Lebensmittelindustrie mit Rohwaren und Halbfabrikaten. Produziert werden die Produkte als Handelsmarken für deutsche und internationale Einzelhandelsketten und auch unter eigenem Markennamen vertrieben. Dabei sind neben der Produktqualität ausgefeilte Logistikprozesse das A und O, um wettbestellt“, erklärt Marek Schröder, Leiter Logistik/Einkaufsleiter – NonFood. Vorab habe man in jeder Abteilung genau geprüft, welche Anforderungen die neuen Geräte erfüllen sollten. Entsprechend dieser Vorgaben lieferte Still Flurförderzeuge in unterschiedlichen, auf den Einsatz angepassten Ausführungen. Dabei konnten sich die Produktionsassistenten die verschiedenen Modelle direkt beim Hersteller ansehen und die entsprechende Ausstattung auswählen. 39 verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Hubhöhen, Gabellängen und Batteriekapazitäten sind aktuell im Einsatz. Die Besonderheit dieses Projekts war jedoch die Umstellung von Blei-Säure- auf Li- Ion-Batterien. Aufgrund der höheren Leistungsfähigkeit eignen sich Li-Ion-Akkus dort, wo Blei-Säure-Batterien an ihre Grenzen kommen, z. B. im Mehrschichteinsatz. Bei gleichem Bauvolumen enthält der Li- Ion-Akku die doppelte Energiemenge, dadurch lassen sich der Aufwand für Batteriewechsel und -infrastruktur einsparen. Da Li-Ion-Akkus wartungsfrei sind, entfallen im Gegensatz zur Blei-Säure-Batterie Wartungsarbeiten. Für die Mitarbeiter bedeutet die Umstellung primär eine Arbeitserleichterung und mehr Komfort. Statt die Wechselbatterien zu tauschen und an die Ladestationen anzuschließen, mehr als sechs Stunden aufzuladen und mit destilliertem Wasser aufzufüllen, reicht es jetzt aus, sie über den von außen zugänglichen Ladeanschluss zu laden. Faktoren, die die Verfüg- 20 f+h 7-8/2016

FLURFÖRDERZEUGE 01 Im Einsatz: 66 Gegengewichtsstapler sowie Nieder- und Hochhubwagen mit Li-Ionen-Technologie in unterschiedlichsten Ausführungen barkeit der Flurförderzeuge erhöhen und sich für Brüggen spürbar auf die Betriebskosten auswirken. Zwischenladungen sind im Gegensatz zu Blei-Säure-Batterien in jedem Ladezustand möglich. „Wir haben einige Stapler im 24-Stunden-Betrieb und sind in der Logistik und auch in der Produktion auf sie angewiesen. Die neuen Batterien können, wie wir es alle von unseren Handys kennen, jederzeit auch nur für ein paar Minuten geladen werden“, so Schröder. Die Mitarbeiter können jetzt Pausenzeiten nutzen, um die Batterie aufzuladen. Bereits nach 40 Minuten stehen wieder zwei Drittel der Ladekapazität zur Verfügung. Mit rd. 2 500 möglichen Ladezyklen kann der Li-Ion-Akku doppelt so oft geladen werden wie eine klassische Blei-Säure-Batterie. Negative Memory-Effekte gibt es bei einer Li-Ionen-Batterie nicht. Auch beim Thema Sicherheit setzt die zukunftsweisende Technologie neue Standards, denn jede Batteriezelle wird in Echtzeit überwacht und ermöglicht somit eine präzise Entladeanzeige, wodurch sich die Leistung effizient nutzen lässt. Flottenmanagement-Tool sorgt für Sicherheit Zum effektiven Betrieb der Flurförderzeuge nutzt der Lebensmittelhersteller ein Flottenmanagement-Tool. Dazu sind alle Geräte, ähnlich wie beim Handy, mit einer SIM-Karte ausgestattet. Vor der Nut- zung müssen sich die Mitarbeiter anmelden und prüfen, ob ein Defekt am Fahrzeug vorliegt. Schröder: „Wir hatten in der Vergangenheit große Probleme mit Schäden an den Staplern. Die Kosten für Reparaturen und defekte Ware waren hoch. Auch bei den neuen Geräten sind Gewaltschäden nicht durch den Kundenservice abgedeckt. Eine individuelle Zugangsberechtigung stellt jetzt sicher, dass nur geschultes Personal die Flurförderzeuge nutzt.“ Sollte sich ein Unfall ereignen, werden die Fahrzeuge automatisch in den Schleichmodus versetzt. Erst nach Meldung des Vorfalls wird das Gerät wieder freigeschaltet. „Es gibt kein Punktesystem und der Still Fleet Manager ist auch nicht als Kontrollinstrument gedacht. Im Fokus steht die Sicherheit“, so Schröder. Die klare Zuordnung der Geräte stelle zudem sicher, dass die benötigten Fahrzeuge in den Abteilungen auch tatsächlich bei Bedarf verfügbar sind (Bild 02). Die elektronisch übertragenen Daten lassen sich im Störungsfall für eine schnelle Reparatur direkt vom Kundenservice auslesen. Fotos: Still www.still.de 02 Die Zuordnung der Geräte durch den „Fleet Manager“ stellt sicher, dass die benötigten Fahrzeuge in den Abteilungen auch bei Bedarf verfügbar sind