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f+h fördern und heben 7-8/2015

f+h fördern und heben 7-8/2015

Die Supply Chain „in

Die Supply Chain „in den Griff“ bekommen WMS macht Lieferkette transparent und steuerbar Mit der Installation einer Lager verwaltungssoftware konnte ein Nahrungs- und Genussmittelhändler die kompletten Materialflussprozesse zwischen Waren eingang und -ausgang optimieren. Vor der Nutzung der Software basierte unter anderem die Kommissionierung noch auf Papier. Die auf exquisiten Kaffee und Confiserie- Artikel spezialisierte Arko GmbH, Wahlstedt bezeichnet sich als „Glücklichmacherei“ und hat diesen Begriff sogar als Marke eintragen lassen. In 240 Geschäften, einem Online-Shop sowie 3 500 Depots in Supermärkten und Bäckereien biete man „das kleine besondere Extra zum Alltag“, so Torsten Teufert Geschäftsführer bei Arko. Ermöglicht werde dieser täglich verfügbare Genuss nur durch eine problemlos funktionierende Lieferkette, wobei die Lagerverwaltungssoftware eine zentrale Rolle spielt. Elektronische Datenerfassung senkt Fehlerquote Die im März 2014 installierte Software Pramag der Wanko Informationslogistik GmbH, Ainring hat bei Arko die bestehenden Prozesse grundlegend verändert und verbessert. Sichtbar wird dies vor allem in der Kommissionierung, die bis dato auf der Verwendung von Papier-Etiketten basierte. Diese mussten vor der Kommissionierung seitenweise gedruckt und während des Packens manuell auf die Packstücke geklebt werden. Nach der Umrüstung auf das Warehouse-Management-System kommen jetzt Handterminals zum Einsatz. Über die Displays dieser Mobilen Datenerfassungs- Geräte (MDE) erhalten die Mitarbeiter eindeutige Informationen zu den nächsten Arbeitsschritten. „Die Papier-Etiketten hatten uns seit Jahrzehnten begleitet und deren Abschaffung bedeutete eine große Umstellung. Die Tragweite der Änderungen war uns am Anfang gar nicht bewusst“, so Helga Reck, die bei Arko die DV verantwortet. Gemeinsam mit ihrem Team hatte sie das neue Lagerverwaltungssystem eingeführt. Mit der Umstellung verfolgte der Betreiber eine Reihe von Zielen: Vor allem galt es, die Fehler in der Kommissionierung zu minimieren und die Rückverfolgbarkeit der Artikel zu verbessern. Zudem sollten die Versandetiketten auf den gepackten Paletten mehr Informationen bieten. „Wir wollten die Vorlaufzeit der einzelnen Aufträge verkürzen und damit den Lagerbestand optimieren und flexibler werden“, fasst Reck zusammen. 38 f+h 7-8/2015

SOFTWARE Daten verknüpfen – Prozesse effektiv koordinieren Das neue Lagerverwaltungssystem hatte beim Betreiber keinen Vorgänger. Die Lagerprozesse wurde zuvor vor allem mithilfe von schriftlichen Belegen − gestützt durch ein ERP-System – gesteuert. Im Wareneingang legte Lagermitarbeiter Torsten Westphal die Lagerpositionen für angelieferte Paletten manuell fest und gab die Koordinaten dann an seine Kollegen weiter. Heute gibt die Software die Positionen über konfigurierbare Einlagerstrategien vor, was den Prozess beschleunigt. Das Erfassen der Daten läuft nach der Umstellung im Wareneingang weitgehend systemgestützt. Westphal prüft anhand der Bestelllisten die Vollständigkeit der Lieferung und legt für jede Palette einer eingehenden Sendung am Handterminal einen Datensatz an. Darin enthalten sind Angaben zum Mindesthaltbarkeitsdatum, Anzahl der Packstücke pro Palette, Chargennummer und Palettenhöhe. Reck: „Wir erfassen jetzt mehr Daten als im alten System und legen damit den Grundstein für eine detaillierte Rückverfolgbarkeit.“ Die hauseigene Qualitätssicherung bekommt von jedem Wareneingang eine Probe zur Verfügung gestellt. Die Lagerverwaltungssoftware sorgt dabei für die Einhaltung der vom ERP-System vorgegebenen Entnahmemengen. Anschließend wird der Bestandsdatensatz per Scan mit den Daten der an den Paletten angebrachten Barcode-Etiketten verknüpft und an Pramag übertragen. Künftig werden diese Angaben bereits im Barcode-Etikett des Lieferanten stehen. „Schon im nächsten Jahr sollen unsere fünf größten Lieferanten diesem Anspruch genügen. Das wird den Aufwand im Wareneingang verringern“, so Westphal. „Mit Pramag haben wir die Voraussetzungen für die nächsten Optimierungsschritte entlang der Lieferkette geschaffen“, ergänzt Kristina Lohmann, die das Supply-Chain-Projekt koordiniert. „Nach den Lieferanten sollen dann auch die Filialen an das System angebunden werden, um zukünftige Bestellungen auf Basis der tatsächlichen Verkäufe noch besser planen zu können.“ Bis es soweit ist, konzentriert sich der Nutzen von Pramag auf die Prozesse in Wahlstedt: Direkt nach der Datenerfassung im Wareneingang erstellt das Lagerverwaltungssystem die Fahraufträge für die Einlagerung. Diese werden unmittelbar und automatisch auf die mit einem Display ausgestatteten Gabelstapler übertragen, vom Fahrer bestätigt und ausgeführt. Ein weiterer Scan am Lagerort schließt diesen Vorgang ab. Die nächste Palettenbewegung folgt, sobald in der Kommissionierzone ein Bedarf an den betreffenden Waren gemeldet wird. Auch dieser Prozess wurde mithilfe der Software automatisiert. Denn die mit MDE ausgerüsteten Kommissionierer melden per Tastendruck, sobald sie das letzte Packstück einer Palette entnommen haben. Dies löst einen Umlagerungsauftrag aus, der an einen der Stapler gesendet und ausgeführt wird. Aufgrund der getakteten Nachschubsteuerung des Verwaltungssystems ist ein unterbrechungsfreies Arbeiten der Kommissionierer möglich. Mithilfe der Paletten genauen Buchungen kann für jeden Kundenauftrag exakt nachverfolgt werden, von welchem Standort die entnommenen Waren stammen und welche Bestandseigenschaften, z. B. Charge ausgeliefert wurden. Durchgängige Lösung Neben der Kommissionierung auf Paletten verfügt der Betreiber über weitere Packbereiche für den Online-Shop und für DHL-Pakete. „Aufträge mit einem Volumen von bis zu 0,3 Kubikmeter fertigen wir aus Kostengründen per KEP-Dienst ab“, so Reck. „Diese Regel wird nur bei sommerlichen Außentemperaturen außer Kraft gesetzt, um die Qualität der Confiserie nicht durch Hitze zu gefährden.“ Die Zuordnung der Aufträge übernehme Pramag automatisch, wobei jeder Auftrag aus dem Online-Shop in einem abgetrennten Lagerbereich zusammengestellt wird. Hier gehe es um Kleinstaufträge, die direkt zum Endverbraucher gelangen. Der größte Teil der Aufträge wird jedoch auf Rollcontainern und Paletten kommissioniert, die anschließend per Lkw zum Kunden gelangen. Arko betreibt einen eigenen Fuhrpark mit sechs Lkw und arbeitet zusätzlich mit Logistikdienstleistern zusammen. Bei der Disposition setzt der Betreiber das Tourenplanungssystem Pracar ein, das mit derselben Datenbank arbeitet wie das Lagerverwaltungssystem. Auch das Planungssystem stammt aus dem Hause Wanko und bildet zusammen mit Pramag ein durchgängiges Logistiksteuerungssystem. Unmittelbar nach Planung der Touren löst Pracar in der Lagerverwaltungssoftware die Reservierung der am Folgetag benötigten Waren aus. Außerdem kann die Disposition am Tag der Verladung das Entstehen der Paletten verfolgen und frühzeitig am Bildschirm erkennen, zu welchem Zeitpunkt die Sendungen bereit stehen. Mithilfe der neuen Handterminals schafft ein Kommissionierer rd. 120 Packstücke pro Stunde bzw. mehr als 900 Packstücke pro Tag. Die Produktivität beim Picken stand jedoch nicht im Fokus der Softwareeinführung. Dem Nahrungsmittelhändler kam es vor allem auf das Verringern der Pickfehler an: „Wir wollten die Pickfehler um 30 Prozent reduzieren und haben dieses Ziel bereits im ersten Monat nach Einführung der Software übertroffen. Im Juni 2014 lag die Fehlerquote mit nur noch 0,12 Prozent bereits um 76 Prozent unter dem Jahresdurchschnitt von 2013“, so Reck. „Damit verbunden sind Kosteneinsparungen, denn jeder Packfehler verursacht einen Aufwand von etwa sieben Euro. Vor allem sorgt die verbesserte Kommissionierqualität jedoch für noch zufriedenere Kunden, Filialen und Vertriebsmitarbeiter. Unser Ziel ist die vollständige, pünktliche und fehlerfreie Belieferung.“ Fotos: Arko www.wanko.de