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f+h fördern und heben 7-8/2015

f+h fördern und heben 7-8/2015

KRANE UND HEBEZEUGE Im

KRANE UND HEBEZEUGE Im Einsatz gegen die Flut Spezialkran baut Test-Deiche für Wellenversuchsanlage In Delft baut das niederländische Forschungsinstitut Deltares einen neuen Wellenkanal, um anhand künstlich erzeugter Brandungen Deiche und Wellenbrecher unter realistischen Bedingungen testen zu können. Nicht nur der Kanal an sich, auch der für die Anlage benötigte Portalkran ist eine bemerkenswerte Sonderanfertigung. 4,5 m hohe Wellen rollen den fast 300 m langen Kanal entlang − gewaltige Wassermassen, in Bewegung gesetzt von der größten Wellenmaschine der Welt. Donnernd schlägt die Brandung auf den im Kanal errichteten Test-Deich. Wird er halten? Lässt sich durch andere Sand- und Gesteinszusammensetzung die Festigkeit noch weiter verbessern? Deiche zu bauen ist eine anspruchsvolle Aufgabe: Steigungswinkel, Materialzusammensetzung und Entfernung zum Meer müssen exakt berechnet, simuliert und erprobt werden. Als Nation, deren Fläche zu 26 Prozent unterhalb des Meeresspiegels liegt, sind die Niederlande wahre Experten in Sachen Deichbau. Welche Kräfte üben Wellen wo auf Dämme aus und wie lässt sich die 400 km lange Küste der Niederlande langfristig schützen? Der neue Versuchskanal soll nun die entsprechenden Erkenntnisse liefern. Die Unternehmen Stahl Cranesystems und sein niederländischer Kranbaupartner Crane Builders unterstützen diese wichtige Forschungsarbeit durch ihren, für den Bau des Deichs konzipierten Portalkran. Guter Überblick trotz hohem Arbeitsdruck Der Portalkran lässt sich über die komplette Länge des Beckens verfahren und platziert mithilfe eines Greifers Sand und Gestein präzise im Kanal. Aus der verfahrbaren Kabine hat der Kranführer dabei das komplette Umfeld im Blick: die Ladefläche des Lkw neben dem Becken genauso wie den Grund des Kanals, der sich rd. 20 m unter ihm befindet. Beim Errichten des Test-Deichs ist schnelles und genaues Arbeiten gefragt. Stahl Cranesystems konstruierte für diesen Zweck einen Greifer-Seilzug auf Basis des Serienhebezeugs vom Typ SH6, allerdings als Twin-Drive-Konzept. Ausgestattet mit zwei Seiltrommeln und zwei Hubmotoren erreicht dieser Seilzug die geforderte Hubgeschwindigkeit von bis zu 25 m/min. Mithilfe einer neu entwickelten Einscherung, bei der die Ausgleichsrolle nicht zwischen, sondern waagrecht neben den

KRANE UND HEBEZEUGE Seilzügen sitzt, konnte der Hersteller die Bauhöhe im Vergleich zum Standard-Seilzug um 30 Prozent verringern. Der Betrieb mit zwei Hubwerken ermöglicht zudem eine kontrollierte, stabile Bewegung der Greiferschaufel. Ein zweiter, ebenfalls innerhalb des Portalkrans positionierter Seilzug dient dazu, kleinere Baufahrzeuge auf den Grund des Kanals zu heben. Beide Seilzüge lassen sich per Fernsteuerung zum Tandembetrieb koppeln und synchron bedienen. Dies ist nötig, um die 20 Tonnen schwere, stählerne Begrenzungswand zu platzieren, mit der das Becken für einzelne Versuche verkürzt werden kann. Im Rahmen des Bauprojekts betrug die maximal auftretende Traglast zwar „nur“ 12,5 Tonnen, jedoch mussten beide Hebezeuge eine hohe Einstufung (FEM 3m) vorweisen. Diese Vorgabe war beim Hilfshubwerk in der gewünschten Bauhöhe an einem Einschienenfahrwerk nicht per Standard-Hebezeug zu realisieren. Aus diesem Grund setzte Crane Builders auf einen Seilzug vom Typ AS7 und ließ von Stahl Cranesystems ein spezielles Einschienenfahrwerk konzipieren, sodass der Seilzug nun kompakte Abmessungen mit einer hohen Einstufung kombiniert. KLEINE KRANE MIT GROSSER AUSSTATTUNG. Portalkran nach Maß Beim Berechnen der Abmessungen der Krananlagen konnten die Konstrukteure Fingerspitzengefühl beweisen: Das Kranportal musste durch die Eingangstore der Wartungshalle passen, gleichzeitig aber hoch genug sein, damit der Labor-Container unter ihm hindurch passt. Der Container verfährt bei den Versuchen unabhängig vom Kran auf zwei innenliegenden Gleisen entlang des Kanals. Für die Aufnahme von Schüttgut und Lasten parallel zum Kanal verfügt der Kran auf einer Seite des Portals über fünf Meter lange Ausleger für Hebezeuge und Kran kabine. Dabei verhindert ein Gegengewicht auf der gegenüberliegenden Seite des Portalkrans das Kippen der Anlage. Um die Wirkung der Wellen zu messen, platzieren die Wissenschaftler in unterschiedlichen Höhen Sonden im Damm. Mithilfe einer am Portalkran installierten „Power Climber“-Hebebühne können sie in den Kanal hinab fahren und problemlos die gewünschten Positionen erreichen. Sensoren auf der Unterseite des Personenkorbs schalten den Senkvorgang bei Kontakt mit dem Wasser automatisch ab. Eine Sicherheitsschaltung verhindert Unfälle mit dem unter dem Portalkran hindurchfahrenden Labor- Container sowie den gleichzeitigen Betrieb von Seilzügen und Hebebühne. Um Messfehler der empfindlichen Sensoren zu vermeiden, wurde die Stromzuführung des Kranportals und des Labor-Containers mithilfe von Schleifleitungen in vier Meter Höhe realisiert. Alle Fahr- und Hubmotoren sind frequenzgeregelt und präzise zu bedienen. Die von Crane Builders konzipierte Kransteuerung führt an Frequenzumrichtern und Bremsen entstehende Energie ins Netz zurück und hält so den Energieverbrauch der Krananlage gering. Der niederländische Kranbaupartner nahme den Spezialkran bereits im Herbst 2014 in Betrieb. Wir von Konecranes verstehen, dass ein Kran nur ein Teil Ihres Prozesses ist. Aber ein sehr wichtiger. Das wissen wir, weil wir die Prozesse unserer Kunden in enger Zusammenarbeit analysieren und optimieren. Mit der passenden Hard- und Software, einem umfassenden Service und fundiertem Know-how. Ein Beispiel: Die modulare Bauweise unserer elektrischen CXT Seilzüge PASST SICH IHREN BEDÜRFNISSEN PERFEKT AN und wächst gemeinsam mit Ihrem Unternehmen. So heben wir nicht nur Lasten, sondern auch die Produktivität unserer Kunden. Konecranes GmbH Robert-Bosch-Str. 18, 63303 Dreieich, Germany, Tel +49 6103 7333-0 info.germany@konecranes.com www.konecranes.de Foto: Stahl Cranesystems www.stahlcranes.com f+h 7-8/2015 41 KoneCranes.indd 1 10.07.2015 14:34:26