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f+h fördern und heben 7-8/2017

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AUS DER FORSCHUNG Ein

AUS DER FORSCHUNG Ein viertel Jahrhundert Internationale Kranfachtagung Fachpublikum diskutiert Trends in der Kranentwicklung Anfang März fand unter dem Motto „25 Jahre Faszination Krantechnik“ die 25. Internationale Kranfachtagung in Magdeburg statt. Der Veranstalter, das Institut für Logistik und Materialflusstechnik (IML) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, konnte dazu zahlreiche Teilnehmer aus dem In- und Ausland begrüßen und gleichzeitig ein Jubiläum feiern. Die Internationale Kranfachtagung wird traditionell im kontinuierlichen Wechsel der Tagungsorte Dresden, Bochum und Magdeburg veranstaltet. In diesem Jahr lud wieder die Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg ein und feierte damit das 25. Jubiläum am Ort der Gründungstagung. Der Veranstaltungsort, das Hotel Ratswaage in Magdeburg war mit 220 Experten aus Forschung und Industrie gut besucht. In angenehmer und konstruktiver Atmosphäre wurde über neue wissenschaftliche Erkenntnisse in den Bereichen Kranentwicklung und -betrieb informiert und diskutiert. Das umfassende Vortragsprogramm wurde ergänzt durch eine Fachausstellung sowie Produktund Leistungspräsentationen ausgewählter Unternehmen im Foyer des Tagungsorts. Eine Betriebsführung bei der Enercon GmbH in Magdeburg-Rothensee, einer der größten deutschen Hersteller von Windenergieanlagen, und eine Baustellenbesichtigung der innerstädtischen Großbaustelle Eisenbahnüberführung/Citytunnel rundeten das Tagungsprogramm ab. Krantechnologie von morgen In seinem Grußwort betonte Prof. Dr. rer. nat. habil. Helmut Weiß, Dekan der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik (FVST) an der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg die Bedeutung der Krantechnik als großer Teilbereich der Materialflussund Fördertechnik. Der Kran in seiner vielfältigen Ausbildungsform gehöre zu den ältesten Fördermaschinen überhaupt, er sei praktisch ein Synonym für das Fachgebiet, so Weiß. Dass der Kran auch heute noch Gegenstand wissenschaftlicher Forschungsarbeit ist, hänge nicht nur mit seiner ständig gestiegenen Leistungsfähigkeit in den unterschiedlichen Aufgabenfeldern zusammen, sondern vor allem mit der notwendigen Anpassung an die Erfordernisse erweiterter Einsatzgebiete. Ganz vorne stehe dabei das Thema Industrie 4.0, denn die Vision der umfassenden Digitalisierung und Vernetzung mache auch vor der Krantechnik nicht halt. Auch wenn 2016 ein verhaltenes Jahr für die Branche gewesen sei, konstatierte Weiß, seien dennoch immer neue Zukunftsmärkte in Sicht. Als Beispiel erwähnte er den Iran, ein Wachstumsmarkt mit positiver Entwicklung aber politisch problematischen Rahmenbedingungen. Die Kranfachtagung spüre die Trends in der Entwicklung der Krantechnik auf, was sich in der Vielfalt der unterschiedlichen Tagungsbeiträge wiederspiegle. Dabei sei es das Ziel, universitäre Forschungsergebnisse bei Herstellern und Anwendern vorzustellen, Anforderungen der industriellen Praxis zu diskutieren und die Innovationen bei 38 f+h 7-8/2017

AUS DER FORSCHUNG Automatisierung den Komponentenherstellern und in den Kranbetrieben kennenzulernen. Modulare Automatisierungs lösung Innovative Kranautomatisierungslösungen waren Thema im Vortrag von Dipl.-Ing. (FH) Manfred Gayer von der Siemens AG, Erlangen. Der Fokus lag dabei auf Investitionssicherheit durch modulare Systembaukasten. Industriekrane werden für verschiedene Transportaufgaben eingesetzt. Entsprechend komplex ist das Anforderungsspektrum bezüglich der elektrischen Ausrüstung eines Krans (Bild 01). Modulare Antriebsund Automatisierungskonzepte bieten die Möglichkeit, die Konfiguration der elektrischen Antriebs- und Automatisierungstechnik flexibel an die Anforderungen der jeweiligen Kranapplikation anzupassen. Automatisierungsmodule mit standardisierten Schnittstellen versetzen Kranhersteller in die Lage, Konzepte mit neuen Technologien schneller umzusetzen und zu vermarkten. Um den vielfältigen Anforderungen an elektrische Antriebs- und Automatisierungssysteme im industriellen Umfeld gerecht zu werden, hat Siemens ein Produktportfolio bestehend aus modularen Systemen entwickelt, das durch eine Reihe von technologischen Optionen zu einem auf Krananwendungen zugeschnittenen modularen Systembaukasten abgerundet wird. Diese modularen Antriebs- und Automatisierungsbausteine umfassen den elektromechanischen Antriebsstrang bestehend aus Motoren und Getrieben, die Umrichter sowie die Technologieplattform zur Automatisierung von Kranen. Der modulare Systembaukasten sichert Kranherstellern Flexibilität, um den Kran bezüglich der Anforderungen der jeweiligen Applikation anzupassen. Stahl-Ermüdungsbrüche frühzeitig erkennen Einem ganz anderen Themenbereich widmete sich Dipl.-Ing. Uwe Pietryga, Direktor Sonderprojekte der Kocks Krane GmbH, Bremen. In seinem Vortrag wurden praktische Strategien für Betreiber zur Erkennung von Ermüdungsbrüchen bei „Ship to Visualisierung Safety Transportaufgabe Kranapplikation Verfügbarkeit Umgebungsbedingungen 01 Komplexitätsmodell für die elektrische Ausrüstung von Industriekranen Betriebsart Shore“-Containerkranen (STS-Containerkrane) aufgezeigt. Mit dem Start des Containerumschlags auf Seeschiffen in den späten 1950er-Jahren ist auch die Entwicklung von STS-Kranen verknüpft. Seit diesen frühen Tagen hat sich dieser Krantyp in seiner Grundkonstruktion kaum verändert (Bild 02). Er besteht aus einer tragenden Stahlbaustruktur mit einem auf Schienen verfahrbaren Portal und einem fest angebauten Brückenträger, an dem sich einseitig ein meist klappbarer Ausleger befindet. Die tragende Stahlbaustruktur ist das Rückgrat des Krans. Das Versagen eines tragenden Teils in diesem System kann unter bestimmten Bedingungen zum Versagen der Gesamtstruktur führen. In der Nutzungsphase des Krans sind regelmäßige Prüfungen, auch der tragenden Stahlbaustruktur, vorgesehen. Diese Prüfungen, meist visuelle und/oder zerstörungsfreie Materialprüfverfahren, bilden zusammen mit den Prüf- und Wartungsaufzeichnungen die Basis für die Zustandsbeschreibung des Krans über die komplette Nutzungsdauer. In seinem Vortrag erläuterte Pietryga die Möglichkeit für Betreiber zur Erstellung eines eigenen Prüfprogramms und von Checklisten als zusätzliches Hilfsmittel, um Prüfer bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Bei der Erstellung eines Prüfprogramms für die Wartung der tragenden Stahlbaustruktur von Containerkranen gelte es, so der Referent, vor allem rechtliche und normative Bedingungen zu beachten. Dies kann bei einem ungeübten Ersteller zu einer gewissen Konfusion führen, da es eine Vielzahl von verschiedenen Aspekten gibt, die beachtet werden müssen. Bei richtiger Anwendung könne der Betreiber jedoch mithilfe eines Prüfprogramms ein zusätzliches wirksames Mittel schaffen, das die Sicherheit im Betrieb des Krans erhöht. Wichtig sei dabei vor allem eine große Sachkenntnis, um ein gutes und umfassendes Prüfprogramm zu erstellen. Schrottverladung am Kransimulator Wie aus einer ursprünglich „normalen Sanierung“ bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg ein komplexes Projekt zur Umgestaltung der kompletten Schrottlogistik wurde, darüber berichtete Dr.-Ing. Frank Matta von den Hüt- f+h 7-8/2017 39