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f+h fördern und heben 7-8/2019

f+h fördern und heben 7-8/2019

FORSCHUNG UND

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG SERIE WIE EINE URBANE LOGISTIK DURCH ORCHESTRIERUNG VON TECHNOLOGIEN UND PARTIZIPIERENDEN GELINGEN KANN – TEIL I Im vorliegenden Beitrag wird beschrieben, welche Herausforderungen sich in der Umsetzung einer zukünftigen Urbanen Logistik stellen und welche Strategien große Marktteilnehmern bereits verfolgen. Der abschließende Teil II unserer Serie, der in f+h 9/2019 erscheinen wird, befasst sich mit den Potenzialen, die sich hierdurch erschließen lassen. Das fortschreitende globale Bevölkerungswachstum und der demographische Wandel haben einen zunehmenden Einfluss auf gesellschaftliche und damit einhergehend städtische Strukturen. Laut Prognosen der Vereinten Nationen soll der Anteil der Weltpopulation in Städten bis zum Jahre 2050 von ca. 55 auf 70 Prozent ansteigen (in Deutschland von aktuell 77 auf 84,3 Prozent) [1]. Lebensräume werden mit ihren bestehenden Verkehrs- und Versorgungssystemen ihre Kapazitätsgrenzen erreichen [2]. Die Zukunft der Wirtschaft ist geprägt von Metropolen, in denen Warenströme bzw. -lieferungen unter dem Gesichtspunkt regionaler, nationaler und internationaler Umweltstandards zu optimieren sind. Die gemeinsamen Klimaschutzziele der EU und Deutschlands sehen bis zum Jahre 2050 eine 80- bis 95-prozentige Reduktion der Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 1990 vor, wobei bis zum Jahre 2100 eine treibhausgasneutrale Weltwirtschaft angestrebt wird [3]. (Groß-) Städten kommt hierbei eine bedeutende Rolle zu, da 70 Prozent der klimawirksamen Treibhausgase aus Städten emittiert werden [4]. 46 f+h 2019/07-08 www.foerdern-und-heben.de

SERIE FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG HERAUSFORDERUNGEN UND STRATEGIEN Die Energiewende erfordert eine Umstrukturierung bestehender logistischer Konzepte. Vor allem durch den Straßenverkehr werden Herausforderungen auf Ballungsräume zukommen. Schon heute ist der Verkehr der größte Verursacher von Luftverschmutzung und Geräuschbelastung in Ballungsgebieten [5]. 70 Prozent des logistischen Wirtschaftsverkehrs wird über die Straße abgewickelt [6]. Dieser wird aufgrund von Faktoren wie dem steigenden Liefervolumina durch den Online-Handel weiter ansteigen und den urbanen Raum belasten [7]. Infolge des hohen Wettbewerbsdrucks und der steigenden Ansprüche der Verbraucher werden Angebote seitens der Online- Händler wie „Same-Day-Delivery“ bald als selbstverständlich erwartet. Maßnahmen wie Nachtfahrverbote für Lieferfahrzeuge mit dem Zweck der Geräuschreduzierung in der Stadt, führen zudem zu einer zeitlichen Konzentration des Verkehrs [8]. Die Infrastrukturen werden so an ihre Belastungsgrenzen stoßen [9]. Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Gesellschaft an das Umweltbewusstsein sowie die gesetzlichen Umweltstandards. Zur Vermeidung der hohen Belastung durch Stickoxide werden in naher Zukunft 1,3 Millionen Dieselfahrzeuge in Deutschland von innerstädtischen Fahrverboten betroffen sein. Der Wirtschaftsverkehr wird somit umso mehr gezwungen sein, Alternativen zu bestehenden Lieferkonzepten mit der Zielsetzung einer effizienten und sicheren Umgestaltung der Versorgung der Innenstädte, unter Berücksichtigung zunehmender Luft- und Geräuschbelastung sowie Stauproblemen, zu gewährleisten [10]. Lastenrad im Einsatz in Berlin Es existieren zahlreiche Strategien, diese Herausforderungen im Kontext der urbanen Logistik zu bewältigen. So wurde für die Stadt Berlin im Rahmen des Projekts „KoMoDo“ die gemeinsame Nutzung von Mikro-Depots zur Zwischenlagerung von Paketen durch die Paketdienstleister DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS entwickelt und umgesetzt. Diese werden auf der letzten Meile von Lastenrädern (Cargobikes) zugestellt; die Mikro-Depots wurden von der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft aufgebaut [11]. Ein weiwww.foerdern-und-heben.de f+h 2019/07-08 47