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f+h fördern und heben 1-2/2020

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f+h fördern und heben 1-2/2020

„NIEMALS OBEN OHNE”

„NIEMALS OBEN OHNE” − FACHTAGUNG THEMATISIERT PERSÖNLICHE SCHUTZ- AUSRÜSTUNG GEGEN ABSTURZ Etwa 100 Gäste nahmen Ende 2019 an einer Fachtagung zum Thema Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz teil. Eingeladen hatte die Spanset GmbH, um auf die Dringlichkeit der Angelegenheit aufmerksam zu machen. Denn ein trauriger Trend zeigt: Die Zahl der tödlichen Abstürze aufgrund unzureichender Absicherung steigt. ›› nicht MANFRED WEBER, REDAKTEUR F+H Absturzsicherung respektive Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz sollte auch bei Arbeiten an Hochregalen und Logistikhallen vernachlässigt werden 46 f+h 2020/01-02 www.foerdern-und-heben.de

PRODUKTE UND SYSTEME Die Spanset GmbH & Co. KG aus Übach-Palenberg ist u. a. ein Anbieter im Bereich Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA). Das Unternehmen offeriert auf diesem Sektor unterschiedliche Dienstleistungen, die unter dem Geschäftsbereich „Safety Management“ zusammengefasst sind. Dazu zählen Prüf- und Reparaturservice, Beratungen, Gutachten sowie Zertifizierungen und Fachseminare. Vor diesem Hintergrund hatte das Unternehmen zu einer Fachtagung zum Thema Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz in die Berufsgenossenschaftliche Bildungsstätte nach Bad Münder eingeladen. Der Titel der Veranstaltung „Niemals oben ohne“ ließ zunächst vermuten, dass Spanset vor allem seine Lösungen in diesem Bereich präsentieren wollte. Doch zur Überraschung der Gäste sagte Spanset-Geschäftsführer Andreas Höltkemeier, der zusammen mit Prokurist Werner Glasen die Gäste begrüßte: „Es gibt genügend andere Maßnahmen, die man zuerst ergreift, damit eben niemand ‚oben ohne‘ dasteht.“ Zunächst seien, so Höltkemeier, alle anderen technisch realisierbaren Schutzmaßnahmen zu erwägen, die einen Absturz verhindern, z. B. Geländer. „So will es der Gesetzgeber und geht in diesem Punkt absolut konform mit dem gesunden Menschenverstand.“ Frank Christ von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft ging in seinem Vortrag zur Thematik noch einen Schritt weiter: „Absturzsicherheit darf nicht erst dann eine Rolle spielen, wenn das Gerüst aufgestellt wird.“ Vielmehr sollten Architekten und Bauleiter das Thema möglichst früh auf den Plan rufen und Auffangvorrichtungen oder Anschlagpunkte für die PSAgA von vornherein berücksichtigen. ABSTURZSICHERHEIT MIT EINPLANEN Ein praxisnahes Beispiel dafür, wie man Absturzsicherung auf dem Flachdach oder an der offenen Gebäudekante, z. B. bei Lagerhallen, planvoll betreibt, demonstrierte Jochen Nordhoff vom Fachhandelsunternehmen Strenge im praktischen Teil der Veranstaltung. Er erläuterte die Auffangvorrichtung „Roofxafe“ für das Flachdach, die sich aus Pfosten und Spanngurten zusammensetzt: „Die Hülsen für die Pfosten müssen bei der Flachdachkonstruktion eingeplant werden. Damit ist die Basis für ein problemloses Anbringen der Sicherheitsvorrichtung geschaffen.“ Eine Ratsche mit Vorspannanzeige bringt die Gurte auf die vorgeschriebene Spannung. Stehen Stützpfeiler oder Wandelemente des Bauwerks zur Verfügung, lassen sich die Gurte auch an ihnen befestigen. Hierbei kommt das System „Sidexafe“ mit Anschlagwinkeln zum Einsatz. Beide Systeme bleiben während der ganzen Bauphase ohne Umbau an Ort und Stelle. Die Auffangvorrichtungen haben die Unternehmen Strenge, Spanset und Goldbeck in Kooperation entwickelt. Thomas Eilers, Safety-Koordinator bei Goldbeck, erläuterte den Tagungsteilnehmern die Intention des Bauunternehmens: „Mit einem für die ganze Bauphase installierten Schutz verhindern wir, dass ein Gewerk nach dem anderen seine eigene Lösung aufbaut.“ THEMA GEWICHT GEWINNT AN GEWICHT Dass es nicht bei jedem Bauprojekt die Möglichkeit einer kollektiven Absicherung gibt, machte Heinrich Göpfert, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Enercon, deutlich. Der Hersteller von Windkraftanlagen betreibt Trainingsbaustellen, wo die Monteure den Aufbau der Anlagen üben. Zu einer immer größeren Herausforderung bei der Montage, so Göpfert, entwickele sich die Körpermasse der Arbeiter. „Das vorgeschriebene Prüfgewicht für PSAgA liegt bei 100 Kilogramm. Die zuständige EN 355 verlangt, dass das Verbindungsmittel bei diesem Gewicht maximal 175 Zentimeter aufreißt. Wenn ein Falldämpfer das leistet, darf er bei 140 Kilogramm deutlich weiter aufreißen, ohne dass er seine Zulassung verliert.“ Hier sehen Praktiker ein handfestes Problem. Denn 100 kg sind schnell erreicht, wenn man berücksichtigt, dass Schutzkleidung, Werkzeug und anderes Material mitzählen. Göpfert: „Wir können 01 Für Spanset-Geschäftsführer Andreas Höltkemeier gibt es genügend andere Schutzmaßnahmen, die zuerst zu treffen sind, bevor man eine PSAgA anlegt 02 In Fallversuchen demonstrieren Spanset-Mitarbeiter die Wirksamkeit des Verbindungsmittels SP140 nicht nur Menschen mit 75 Kilogramm einstellen. Aus diesem Grund haben wir bei Enercon für die PSAgA sowie für das Equipment zur Rettung und Evakuierung einen eigenen Standard definiert. Und der lautet 140 Kilogramm.“ Genau auf dieses Gewicht hat Spanset das Verbindungsmittel SP140 geeicht. In Versuchsreihen hat das Unternehmen nachgewiesen, dass der Falldämpfer bei 140 kg nicht weiter aufreißt als die für 100 kg erlaubten 175 cm. Für das Verbindungsmittel hat Spanset einen Sturzhöhenrechner entwickelt − Sturzhöhe ist die Stecke, die jemand fällt, bevor ihn die PSAgA auffängt. Der Nutzer gibt die Parameter Gewicht des Mitarbeiters, Länge des Verbindungsmittels (maximal zwei Meter) und Lage des Anschlagpunktes in eine Excel- Tabelle ein und erfährt per Mausklick, wie groß unter den konkreten Gegebenheiten die Sturzhöhe ist. Ist sie größer als die Arbeitshöhe, muss der Betroffene geeignete Maßnahmen treffen, etwa das Verbindungsmittel verkürzen oder es woanders anschlagen. Fotos: Spanset, f+h, Karte auf S. 46: Stepmap, 123map. Daten: Openstreetmap, Lizenz: ODbL 1.0 www.spanset.de www.foerdern-und-heben.de f+h 2020/01-02 47