Aufrufe
vor 6 Jahren

f+h fördern und heben 10/2017

  • Text
  • Heben
  • Foerdern
  • Fuh
f+h fördern und heben 10/2017

MENSCHEN UND MÄRKTE

MENSCHEN UND MÄRKTE AUGE IN AUGE Das Interview mit Dr.-Ing. Christoph Beumer (r. im Bild) führte f+h-Chefredakteur Winfried Bauer Foto: f+h Bearbeitung: VFV Layout, Sonja Schirmer „DIE DIGITALISIERUNG IST DER TREIBER UNSERER BRANCHE“ Vor kurzem hat sich die Redaktion f+h mit Dr.-Ing. Christoph Beumer, Geschäftsführender Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der Beumer Group GmbH & Co. KG, am Stammsitz in Beckum getroffen. In entspannter Atmosphäre wurde über Unternehmenskultur und Internationalisierung diskutiert. Wichtiger Aspekt ist die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Intralogistik. 8 f+h 2017/10 www.foerdern-und-heben.de

AUGE IN AUGE MENSCHEN UND MÄRKTE Herr Doktor Beumer, Ihr Unternehmen kann auf mehr als 80 Jahre seines Bestehens zurückblicken. Worauf führen Sie diese Beständigkeit und den Erfolg in einem ständig von Umwälzung und Veränderungen geprägten wirtschaft lichen Umfeld zurück? Beumer: Wir sind ein Familienunternehmen, in dem die tragenden Säulen klar definiert sind: unsere treuen Kunden, unsere Unternehmensphilosophie, unsere traditionellen Werte, unsere Innovationskraft, die intensive Ausbildung von Mitarbeitern und nicht zuletzt unser Team. Das alles bildet die Grundlage des Erfolgs. Unsere Unternehmenskultur bietet den Rahmen dafür, dass sich Menschen weiterentwickeln können. Da darf man auch mal Fehler machen. Wie Sie wissen, sind wir in drei Produktlinien aufgestellt: Die Fördertechnik für die Zementindustrie und der Bereich Schüttgut im Allgemeinen sind unsere unternehmerische Keimzelle. In der Produktlinie Abfüllen, Palettieren und Verpacken beschäftigen wir uns mit in Säcken abgefülltem Schüttgut. Wir liefern komplette Systeme, Packlinien und Intralogistik-Lösungen. In der Produktlinie Sortieren und Verteilen entwickeln, produzieren, planen und realisieren wir Hochleistungssortier- und -verteilsysteme für unterschiedliche Anwendungsfelder sowie die Gepäckförderanlagen für Flughäfen. Wir bieten also ein breites Portfolio an, entwickeln und produzieren Maschinen selbst und begleiten unsere Kunden als Generalunternehmer bei Systemprojekten und haben einen umfassenden Customer Support in der ganzen Welt. Dabei orientieren wir unser Denken und Handeln an langfristigen Zielen. Dies wissen unsere Kunden genauso zu schätzen wie unsere Mitarbeiter. Aufgrund der weltweiten Verflechtung der Märkte ist die Logistik und damit auch die Intralogistik zur Triebfeder des Erfolgs international agierender Unternehmen geworden. Welche Bedeutung hat das Thema Internationalisierung für Ihr Unternehmen? Beumer: Die Intralogistik macht die Globalisierung erst möglich, beschleunigt die Prozesse unserer Kunden auf der ganzen Welt und erhöht die Lieferqualität. Wir ermöglichen mit unseren Systemen und Anlagen, dass sich Unternehmen internationaler aufstellen und ihre Kunden international bedienen können. Für unser Unternehmen war die globale Ausrichtung schon immer ein wichtiger Wachstums treiber. In den vergangenen Jahren sind wir dieses Thema aber noch mal viel strategischer angegangen. Ich denke, unsere rund 30 Gruppengesellschaften und Vertretungen in mehr als 70 Ländern sowie 4 000 Mitarbeiter, mit denen wir weltweit am Markt agieren, sprechen hier eine klare Sprache. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hatten wir noch 1 000 Mitarbeiter. Was halten Sie als Chef eines international tätigen Unternehmens von den Bemühungen der US-Administration den US-Markt abzuschotten? Beumer: Die Geschichte hat gezeigt, dass Protektionismus nie wirklich funktioniert. Und wenn man in Amerika den deutschen Handelsbilanzüberschuss kritisiert, kann ich nur sagen: Dieser Überschuss kommt nicht von ungefähr. Der Erfolg der deutschen Unternehmen rührt doch daher, dass wir Produkte und Dienstleistungen anbieten, die weltweit gefragt sind. Man kann den Spieß auch umdrehen und sagen: „Dann stellt in den USA doch Dinge her, die auch uns interessieren, dann würden wir sie kaufen!“ Hinzu kommt, dass die meisten deutschen Unternehmen in den USA produzieren, dort wertschöpfend aktiv sind, Steuern bezahlen und Arbeitsplätze schaffen. Neben den weltpolitischen Veränderungen übt die Digitalisierung in all ihren Facetten großen Einfluss auf unsere Branche aus. Wie wirkt sich das Thema Digitalisierung auf Ihr Geschäft aus? Beumer: Massiv. Die Logistik ist für mich die Branche, die vom digitalen Transformationsprozess mit am meisten beeinflusst wird. Eine digitale Vernetzung macht die Logistik schneller, effizienter und damit kostengünstiger. Auch in unserem Unternehmen setzen wir uns ganz intensiv damit auseinander, wie sich die vierte industrielle Revolution zukünftig auf unser Geschäft auswirken wird. Dazu haben wir gerade zwei Unternehmen an den Start gebracht, die völlig unbeeinflusst neue Ideen verfolgen sollen. Ich erwarte hier auch Auswirkungen auf unsere bisherigen Technologien. Wir sind auf einiges vorbereitet, und ich bin gespannt, wie sich das Thema noch entwickeln wird. Denn die Digitalisierung ist natürlich auch in einem anderen Zusammenhang der ganz große Treiber für unsere Branche … … Sie zielen damit auf den prosperierenden Online-Handel ab? Beumer: Richtig. Beim Wachstum des Online-Handels sehe ich im Moment kein Ende der Fahnenstange. Der eng mit dem Online-Geschäft verbundene Convenience-Gedanke hat zweifelsohne Auswirkungen auf die Prozesse in den Verteilzentren: Gefordert sind immer höhere Durchsatzleistungen bei gleichzeitig immer kürzeren Lieferzeiten. Vor gar nicht allzu langer Zeit haben wir über Lieferungen innerhalb von 24 Stunden gesprochen. Heute heißt die Zauberformel same day delivery. Oder nehmen Sie als ein weiteres Beispiel die immer kleiner werdenden Liefereinheiten – heutzutage ist Liefergröße eins nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. All dies hat Auswirkungen auf die Auftragsdurchlaufzeiten. Und diese kann man nur mit den richtigen Prozessen gewinnbringend senken. Prozesse bedeutet Software. www.foerdern-und-heben.de f+h 2017/10 9