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f+h fördern und heben 11/2015

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KOMMISSIONIERTECHNIK

KOMMISSIONIERTECHNIK „Pick by Voice“ oder „Pick by Vision“? Grenzen und Möglichkeiten moderner Kommissionier-Methoden Datenbrillen sollen die Kommissionierung mit Scanner oder Papier ablösen. Die Leistung soll dadurch gesteigert und Mitarbeiter entlastet werden. Der SAP-Dienstleister Abat, Bremen, hat mit dem Softwareunternehmen Ubimax, Bremen, eine Schnittstelle zwischen einer solchen Daten brillenlösung und dem Lagerverwaltungssystem SAP EWM geschaffen. Aufträge müssen fehlerfrei bereitgestellt und pünktlich ausgeliefert werden. Und das zu möglichst geringen Kosten. Lagerbetreiber nutzen heute verschiedene Methoden, um den Herausforderungen zu begegnen. Barcodescanner („Pick by Scan“), Signallampen („Pick by Light“) und andere Kommissionier-Verfahren werden dabei eingesetzt. Eine effiziente Kommissionierung ist heutzutage für den Unternehmenserfolg von großer Bedeutung. Aus diesen Gründen arbeiten Software- und Systemanbieter mit Hochdruck an Technologien, um das Kommissionieren zu verbessern. „Pick by Voice“: Kommissionieren mit dem Headset Viele Lagerbetreiber nutzen heute das sprachgestützte Kommissionier-Verfahren „Pick by Voice“. Das Verfahren hat sich in den vergangenen Jahren bewährt: Es optimiert und beschleunigt das Kommissionieren. Im Vergleich zum Arbeiten mit Papierlisten oder Scannern kann sich der Kommissionierer flexibel bewegen, weil die Hände frei sind. Ein weiterer Aspekt: Die Lösung ist ergonomisch erprobt. Das Headset ist leicht und bequem zu tragen, es behindert den Anwender nicht. Doch die Methode hat auch ihre Grenzen: Der Kommissionierer kann z. B. nicht alle zu entnehmenden Artikel gleichzeitig über blicken. Er muss verschiedene Artikel effizient und in sinnvoller Reihenfolge auf die Palette packen – schwere Artikel zuerst, die dann nach unten gestapelt werden. Der größte Nachteil dieser Methode bietet zugleich das größte Verbesserungspotenzial: Bildet das System die Packstrukturen effizient und richtig ab, wird der Kommissionierer besser arbeiten. „Pick by Voice“ ist eine bewährte Methode in der Lagerlogistik, trotz einiger Nach - teile. „Sie wird heute von vielen Betreibern eingesetzt, während sich ‚Pick by Vision‘ erst in der Pilotphase befindet und sich noch nicht nutzen lässt“, so Christian Diestelkamp, Senior Consultant und Mitglied der Geschäftsleitung bei Abat. „Die Branche arbeitet jedoch daran, bildgebenden Verfahren in der Logistik voran zu treiben, um die Kommissionier-Leistung weiter zu verbessern.“ „Pick by Vision“: Kommissionieren mit der Datenbrille So hat die Abat AG mit dem Unternehmen Ubimax eine Schnittstelle zwischen einer Datenbrillenlösung, „xPick“, und dem Lagerverwaltungssystem SAP Extended Warehouse Management (EWM) geschaffen. Die Lösung wird derzeit bei verschiedenen Pilotprojekten getestet, u. a. in den Lagern von Daimler oder DHL. Software-Dienstleister arbeiten mit Hochdruck an innovativen Technologien, um das Kommissionieren zu verbessern Christian Diestelkamp, Senior Consultant und Mitglied der Geschäftsleitung bei Abat Über die Datenbrille können Informationen und Aufträge direkt im Blickfeld des Arbeiters visualisiert werden, sodass er Menge und Standort der Ware überblicken kann (Bild 01). Die Brille kann die Lagerfächer optisch hervorheben und zusätzliche Bilder der Artikel einblenden. Kommissionierer finden diese somit schneller und können Aufträge effizienter bearbeiten. Außerdem kann der Kommissionierer direkt mit der Brille kommunizieren: Er kann zwischen einzelnen Aufträgen navigieren, neue Aufträge anfordern oder die eingebaute Kamera steuern, z. B. um Barcodes von Waren mit der Datenbrille zu scannen. Die Datenbrillenlösung der beiden Unternehmen ermöglicht im Pilotversuch einige neue Logistikprozesse: Die wichtigsten Informationen werden beim Wareneingang wie bei Navigationssystemen über die Datenbrille eingeblendet: Die Datenbrille 28 f+h 11/2015

KOMMISSIONIERTECHNIK 01 Zukunftsmusik oder bald Realität? Mit der Datenbrille lassen sich lagerinterne Prozesse vereinfachen 02 Die Datenbrille kann Abläufe wie Inventur und Sortierung von Waren optimieren zeigt etwa Lieferavis, Auftragsdaten und Einlagerungsrouten an. Fehlen Informationen, können sie über die Sprachsteuerung der Datenbrille angefordert werden. Beim Warenausgang finden Kommissionierer die benötigten Waren sofort: Die Datenbrille weist den genauen Weg zum Lagerort (z. B. „links abbiegen“), falls im Lager eine Inhouse-Ortung vorhanden ist. Sie blendet Bilder der Artikel ein und gleicht die Artikelnummern der gepickten Waren mit den Auftragsdaten ab. Auch lagerinterne Prozesse werden vereinfacht: Mit der Datenbrille lassen sich Abläufe wie Inventur und Sortierung von Waren optimieren. Die Datenbrille ermöglicht dafür eine automatische Einbuchung in SAP EWM (Bild 02). Einsatz der Datenbrille in der Zukunft „Pick by Vision“-Lösungen versprechen die aktuellen und kommenden Herausforderungen in der Lagerlogistik zu lösen. Die Voraussetzung dafür: Die Technik funktioniert. Die Brille führt den Kommissionierer, sie gibt Packstrukturen und Wege vor, warnt vor Problemen und löst diese im Dialog mit Helfern. Ferner sollen „Pick by Vision“-Lösungen der Zukunft die bisher fehlende Übersicht beim Kommissionieren (etwa bei „Pick by Voice“) verbessern. Bis jetzt dienen Datenbrillen als eine Art Scanner und Wiedergabegerät von Informationen. Augmented-Reality-Lösungen gehen dabei schon einen Schritt weiter: Sie verbinden die wahrgenommene Umgebung mit digitalen Inhalten. Softwareanbieter wie Microsoft arbeiten bereits an solchen Lösungen. Ein Beispiel: die AR-Brille Hololens. Die Objekte erscheinen für den Träger der Brille, als befänden sie sich wirklich im Blickfeld. Ein Kommissionierer könnte z. B. eine Palette im dreidimensionalen Raum drehen, um besser zu verstehen, in welcher Reihenfolge gepackt werden muss. Diestelkamp: „Doch ‚Pick by Vision‘ ist unserer Ansicht nach bei Weitem noch nicht einsatzbereit. Die Entwicklung hängt vor allem mit der Weiterentwicklung der Hardware zusammen. Ohne bessere Akkus, ohne ausreichend große und ergonomische Displays wird die Datenbrille nicht effizient nutzbar sein.“ Momentan sei „Pick by Voice“ die innovative Lösung auf dem Markt. Sie könnte von „Pick by Vision“ abgelöst werden, falls sich die Technologie zufriedenstellend entwickelt. Fotos: Aufmacherfoto: Ubimax, sonstige Fotos: Abat www.abat.de Checkliste für eine innovative Kommissionier-Methode Welche Punkte Sie beachten müssen, wenn Sie die Kommissionierung in Ihrem Lager umstellen möchten: n Recherchieren Sie zu der Technologie und verstehen Sie deren Nutzen. n Überlegen Sie, ob die neue Methode in Ihre Unternehmensstrategie passt. n Analysieren Sie Ihre bestehenden IT-Systeme: Ist die Integration überhaupt möglich? n Erstellen Sie eine Ist- und Soll-Liste, um die Anforderungen des neuen Systems zu verstehen. n Machen Sie einen Business Case, um zu sehen, ob es sich lohnt zu investieren. V O L L Z E I T F A H R E R Unsere Fahrerlosen Transportsysteme laufen 24 Stunden am Tag. Egal ob Früh-, Spät- oder Nachtschicht. www.mlr.de MLR – Die FTS-Spezialisten. Fragen Sie besser uns!