Aufrufe
vor 7 Monaten

f+h fördern und heben 11/2024

  • Text
  • Unternehmen
  • Produkte
  • Systeme
  • Automatisierung
  • Mitarbeiter
  • Einsatz
  • Logistik
  • Mithilfe
  • Papier
  • Intralogistik
f+h fördern und heben 11/2024

PAPIER, PLASTIK ODER

PAPIER, PLASTIK ODER MEHRWEG? DIE RICHTIGE ENTSCHEIDUNG IN SACHEN VERPACKUNGSMATERIAL TREFFEN Die Wahl der passenden Verpackungslösung stellt Unternehmen in der Intralogistik vor eine Herausforderung. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der Produkte, sondern auch um die ökologische Verantwortung. Kunststoffverpackungen stehen aufgrund ihrer Umweltbelastung zunehmend in der Kritik, während Papier als umweltfreundliche Alternative gilt – doch entspricht das den Tatsachen? Welche Kriterien sind entscheidungsrelevant? Beim Kauf von Produkten legen Konsumenten zunehmend Wert auf nachhaltige Verpackungen. Gibt man bei Google das Stichwort Nachhaltigkeit ein, werden mehr als doppelt so viele Suchergebnisse angezeigt als noch vor drei Jahren. Fakt ist: 91 Prozent der Deutschen wünschen sich eine umwelt- und klimafreundliche Wirtschaft in Deutschland und halten Maßnahmen zur Anpassung für erforderlich [1]. Unternehmen erkennen daher die Notwendigkeit, umweltfreundlichere Alternativen zu herkömmlichen Verpackungslösungen und -methoden zu finden, um der Nachfrage gerecht zu werden und ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. VERPACKUNG: HAUPTQUELLE DES PLASTIKMÜLLS Plastik, vor allem in Form von Verpackungsfolie, hat in den vergangenen Jahren einen schlechten Ruf erlangt. Die Bilder von verschmutzten Meeren und Tieren, die an Plastikmüll verenden, sind weltweit bekannt. Die Dringlichkeit des Handelns wird anhand von Zahlen deutlich: 86 Millionen Tonnen Plastik verschmutzen bereits unsere Meere [2]. Die EU hat mit dem Europa Green Deal reagiert, der die Einführung des Einwegkunststoff- Fondsgesetzes vorsieht. Hersteller von Einwegkunststoffprodukten müssen demnach ab dem Jahr 2025 eine Abgabe zahlen, und so einen Beitrag zur Kostenbewältigung für die Abfallbewirtschaftung leisten. Diese Maßnahme zielt langfristig darauf ab, Einwegverpackungen aus Plastik zu reduzieren und durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen. PAPIER ALS UMWELTFREUNDLICHE ALTERNATIVE? Papierverpackungen gelten oft als die umweltfreundlichere Alternative: Die Sortenreinheit des Materials erleichtert die Entsorgung und das Recycling, was einen positiven ökologischen Beitrag leisten kann. Sortenreine Produkte aus Papier sind zum Beispiel zu 100 Prozent recycelbar. Papier hat aber auch seine Schattenseiten und wird oft für Greenwashing missbraucht. Der hohe Rohstoff- und Wasserverbrauch bei der Herstellung und damit die schlechte Ökobilanz trüben das grüne Image. Für die Produktion einer Tonne Papier aus frischen Holzfasern wird laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz so viel Energie benötigt wie für die Herstellung einer Tonne Stahl [3]. 24 f+h 2024/11 www.foerdern-und-heben.de

PRODUKTE UND SYSTEME 01 Mithilfe der Papierpolstermaschine „Paper-Jet“, die Polstermaterial aus 100 Prozent recyceltem Altpapier produziert, ließ sich der Verpackungsprozess eines Schneidstoffherstellers optimieren 02 Eine nachhaltige Lösung ist die klappbare Mehrweg- Kunststoffbox, die nicht aus dem Kreislauf zwischen Hersteller/Händler und Empfänger genommen wird PAPIER VERSUS PLASTIK: EINE FRAGE DER HALTBARKEIT Kunststoffe sind aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung wasserundurchlässig, was ihre biologische Abbaubarkeit erschwert, sie aber robuster macht. Papier hingegen ist nicht wasserundurchlässig und daher leichter biologisch abbaubar, aber auch brüchiger und daher weniger gut wiederverwendbar. Eine Studie des Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht verdeutlichte, welche Vorzüge Kunststoff als Material für Mehrweg-Transportverpackungen hat: In 14 von 17 Kategorien sind Mehrwegsysteme wie Obst- und Gemüsekisten aus Kunststoff mit Klappfunktion den Einwegkartons überlegen. Bewertet und verglichen wurden unter anderem Aspekte wie Kreislauffähigkeit, Produktschutz sowie Transporteffizienz und Langlebigkeit [4]. Kunststoff ist leichter und weniger voluminös als Papier, was den Transport effizienter gestaltet und die CO 2 -Emissionen im Transportwesen verringert. Wenn Plastik also richtig eingesetzt und recycelt wird, hat es seinen schlechten Ruf längst nicht mehr verdient. FACHWISSEN IST ENTSCHEIDEND Um gute, nachhaltige Entscheidungen treffen zu können, ist fundiertes Know-how im Umgang mit Verpackungsmaterialien unerlässlich. Unternehmen müssen ihre Ist-Situation analysieren und Verbesserungspotenziale erkennen, um den Schutz der Produkte sowie die Nachhaltigkeit sicherzustellen. Doch wie kann das gelingen? Franziska Geerling, Expertin für nachhaltiges Verpacken bei der Evers GmbH, Oberhausen, klärt auf: „Es gibt viele Dinge, die man im Unternehmen in Angriff nehmen kann. Wir helfen dabei, die Unterschiede von herkömmlichen zu nachhaltigen Verpackungslösungen zu erkennen und begleiten Betreiber auch langfristig in der Umsetzung.“ Anhand der „Reduce, Reuse, Recycle“-Strategie stellt der Anwendungsexperte in Seminaren Kriterien zur Definition nachhaltiger Produkte vor, die sich auf Verbrauchmaterialien sowie auf Maschinen anwenden lassen. Ein Beispiel ist die Optimierung des Logistikprozesses des Schneidstoffherstellers Sumitomo Electric Hartmetall GmbH, Willich. Hier wird die Papierpolstermaschine „Paper-Jet“ eingesetzt, die Polstermaterial aus 100 Prozent recyceltem Altpapier produziert, das mit dem Blauen Engel zertifiziert ist. „Diese Lösung ermöglicht nicht nur schnelles, umweltfreundliches Auspolstern der Produkte, sondern steigert in Kombination mit flexiblen Packtischen auch die Effizienz und verbessert die Ergonomie am Arbeitsplatz. Eine echte Win-win- Situation“, so Geerling. Darüber hinaus werden für den Transport auf der Versandstraße die leichten und dennoch stabilen ALC-Mehrwegbehälter aus recyceltem Kunststoff eingesetzt. Die Behälter können ineinander gestapelt werden und lassen sich so Platz sparend im Lkw verstauen. INNOVATIVE VERPACKUNGSLÖSUNGEN SIND GEFRAGT Die Entwicklungen in der Verpackungsindustrie stehen nicht still. Eine Innovation aus dem Hause Evers ist die klappbare Mehrweg-Kunststoffbox Evers-Rhino in verschiedenen Größen, 01 02 die für den Versand verwendet wird. Die Box wird nicht entsorgt, sondern nach Gebrauch zurück an den Hersteller oder Händler gesendet, um erneut eingesetzt zu werden. Sie benötigt zudem kein Klebeband und hat 90 Prozent geringere Faltzeiten im Vergleich zu einem herkömmlichen Faltkarton. SEMINARE UND WORKSHOPS ZUR NACHHALTIGKEIT Um Unternehmen bei der Umsetzung nachhaltiger Verpackungslösungen zu unterstützen, bietet Evers Seminare und Workshops an. Das Seminar „Nachhaltig Verpacken“ vermittelt Grundlagen und praktische Ansätze zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks im Verpackungsprozess. Zudem wird im Online-Seminar „Sortenreine Verpackung“ gezeigt, wie durch die Auswahl des richtigen Materials und der richtigen Techniken eine sortenreine Trennung und Wiederverwertung sichergestellt werden kann. Die Wahl des richtigen Verpackungsmaterials bleibt eine komplexe Aufgabe. Unternehmen, die sich mit den Vor- und Nachteilen von Papier und Plastik auseinandersetzen und auf fundiertes Know-how setzen, können jedoch maßgeblich zur Nachhaltigkeit in der Intralogistik beitragen. Literaturhinweise und Quellenangaben: [1] Umweltbundesamt, Umweltbewusstseinsstudie 2022 [2] Plastikatlas, Appenzeller/Hecher/Sack CC-BY-4.0 [3] BMUV, Papierherstellung, Papierkonsum und die Folgen für die Umwelt, 2018 [4] Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht, Kunststoffbasierte Mehrwegsysteme in der Circular Economy – eine Systemanalyse, Oberhausen/Dortmund 2022 Fotos: Evers www.eversgmbh.de www.foerdern-und-heben.de f+h 2024/11 25