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f+h fördern und heben 12/2021

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f+h fördern und heben 12/2021

02 02 In der

02 02 In der fünfgassigen Shuttle-Anlage lagern 220 Shuttles schnelldrehende Elektroartikel wie Schalter, Steckdosen, Sicherungen oder Steuerungskomponenten sowie Elektronikprodukte automatisch ein, um und aus 03 Mithilfe eines Pick-und-Pack-Verfahrens werden die für einen Auftrag passenden Kartons automatisch und synchron zum Behälter aus dem Lager an den Kommissionierplatz geliefert 03 automatischen, eingassigen Tablarlager sind außerdem bis zu drei Meter große Langgut-Produkte wie Kabelkanäle oder Leuchten untergebracht. „Die Kombination aus vollautomatischem Hochregallager, Langgutlager mit Tablarböden und Shuttle-Lager ist in dieser Art und Größe einzigartig“, merkt Rommel an. LANGFRISTIG GEDACHTE MASSNAHME Insgesamt investierte das Unternehmen ca. 50 Millionen Euro in den Umzug, etwa 20 Millionen davon flossen in die Lagertechnik. „Das war ein historischer Schritt in unserer 115-jährigen Geschichte. Aber ohne diese Investition hätten wir nicht weitermachen können und unser Unternehmen auf lange Sicht verkaufen müssen“, stellt Rommel die Bedeutung des Neubaus heraus. Dabei zählte nicht etwa der schnelle Return-on-Investment: „Wir denken in Dekaden und wissen, dass es immer schwieriger werden wird, verlässliches Logistikpersonal zu finden. Außerdem wollten wir eine skalierbare Lösung für unsere Logistik, die mit der Geschäftsentwicklung mitwachsen kann – und das funktioniert nur mit der richtigen Technik. Natürlich musste die zuverlässige und schnelle Belieferung unserer Kunden weiterhin sichergestellt sein.“ Um all diese Anforderungen zu vereinbaren, erstellte das Beratungs- und Planungsunternehmen Agiplan ein Konzept. Mit der Ausführung des lagertechnischen Teils beauftragte Löffelhardt den Stuttgarter Intralogistik-Experten Viastore. „Uns war wichtig, dass der Logistikprozess als Ganzes funktioniert und zwischen den einzelnen Lieferanten keine Diskussionen entstehen. So lebt Viastore seine Aufgabe als Systemintegrator“, erläutert Rommel. Dabei habe es keine Rolle gespielt, dass Viastore nicht alle Techniklösungen selbst herstellt – beim Tablarlager setzte Löffelhardt z. B. auf den Hersteller, der jenes am vorherigen Standort ausgerüstet hatte. Für Viastore war das kein Problem, erklärt Andreas Rall, der für das Projekt verantwortliche Senior Sales Manager: „Wir sind ein technologieunabhängiger Systemintegrator, der die für unsere Kunden beste Lösung bereitstellt. Das können entweder die von uns hergestellten Automatiksysteme und Softwarelösungen sein, wie hier die Paletten-Regalbediengeräte, die Steuerungen der Förderanlage und das Materialflusssystem, wie auch Elemente von anderen Herstellern.“ 16 f+h 2021/12 www.foerdern-und-heben.de

TITELSTORY PRODUKTE UND SYSTEME HERAUSFORDERUNGEN IM DETAIL Das Zusammenführen der verschiedenen Bereiche war nicht nur im Hinblick auf die Software eine Herausforderung, da alle Systeme in die Materialflusssteuerung integriert und an die Lagerverwaltungssoftware angebunden werden mussten. Vor allem im Palettenlager und der Vorzone steckten die Tücken im Detail – auch aufgrund der notwendigen Anpassung der Technik an das vorhandene Gebäude. Neben der üblichen Europalette hat Löffelhardt eine 1 600 mm breite Palette im Einsatz. Diese muss sich gleichermaßen problemlos im Hochregal einlagern und zuverlässig von der Fördertechnik transportieren lassen. „Zudem haben wir ein Pick-und-Pack-Verfahren umgesetzt, das die für einen Auftrag passenden Kartons automatisch aufrichtet und synchron zum Behälter aus dem Lager an den Kommissionierplatz liefert“, führt Rall aus. Die größte Herausforderung lag aber in den vereinbarten Leistungs- und Massentests, mit denen die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems nachgewiesen werden sollte. Denn beim Hallenbau und der Einbindung des Lagerverwaltungssystems gab es Verzögerungen. „Daraufhin hat Viastore den Projektplan abgeändert und die Gewerke einzeln abgenommen – diese Flexibilität hat uns wieder etwas Spielraum verschafft. Denn so konnten wir die Teilbereiche früher produktiv nutzen. Hätten wir warten müssen, bis alle Gewerke abgeschlossen gewesen wären, hätte uns das viel Zeit gekostet“, präzisiert Rommel. PRODUKTIVITÄT GESTIEGEN Die erste Bewährungsprobe kam mit den traditionell umsatzstärksten Monaten Oktober bis Dezember. Das neue Lagersystem bewältigte diese Aufgabe problemlos. „Wir können die Bestellungen unserer Kunden heute deutlich günstiger und organisierter abarbeiten, als das früher möglich war“, resümiert Rommel zufrieden. Auch die zusätzlichen Auftragsmengen, die sich im Jahr 2020 durch die Eröffnung einer neuen Filiale ergaben, bewältigte das neue Logistikzentrum problemlos – und bestätigte damit genau die Skalierbarkeit, die Rommel realisieren wollte. Neue Mitarbeiter können bereits nach nur 15 Minuten Einarbeitung die Aufträge mit hoher Zuverlässigkeit kommissionieren. „Dieser Vorteil lässt sich mit einem ROI kaum ausdrücken“, verdeutlicht Rommel. „Insgesamt ist die Produktivität spürbar gestiegen – und wir liegen damit bereits heute über der ursprünglichen Planung.“ Davon profitieren auch die Kunden: „Abends bestellen, und am nächsten Morgen wird sicher geliefert – das ist nur mit einem hohen Technisierungsgrad möglich“, weiß Rommel. „Wir denken sogar darüber nach, die Bestellzeiten noch einmal weiter in den Abend zu verschieben – mit der Geschwindigkeit, die wir mittlerweile erreichen, ist das realisierbar.“ Mit der neuen Lösung konnte Löffelhardt die Kapazitäten merklich erhöhen: Während im alten Lager 33 000 Artikel im Bestand waren, sind es heute 35 000: „Das heißt, wir können über neue arrondierende Produkte nachdenken und den Bestand um Waren für neue Geschäftsfelder wie Sicherheitstechnik ergänzen – mit denen sich wiederum unsere Kunden neue Tätigkeitsfelder erschließen können.“ Inzwischen entwickelt das Unternehmen schon die nächsten Optimierungsprojekte. Als erstes ist die Einrichtung eines Technik-Leitstands vorgesehen. Rommel: „Damit setzen wir eine Empfehlung von Viastore um. Denn mit dem höheren Automatisierungsgrad ist die technische Abhängigkeit der einzelnen Komponenten bei einem Ausfall höher als im alten Lager. Der Leitstand erlaubt über die Anlagenvisualisierung die schnelle Lokalisierung von Problemen und ermöglicht eine einfachere Wartung. Unser Technik-Personal haben wir hierfür bereits aufgestockt.“ Fotos: Emil Löffelhardt www.viastore.com www.foerdern-und-heben.de f+h 2021/12 17