PRODUKTE UND SYSTEME TITELSTORY SEEHÄFEN WELTWEIT ERSETZEN FESTOONS AN STS-KRANEN DURCH INDUSTRIE-4.0-TAUGLICHE E-KETTEN VON IGUS GAMECHANGER FÜR HÄFEN DER ZUKUNFT Häfen weltweit stehen unter Druck: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Terminals in immer kürzerer Zeit immer größere Schiffe abfertigen – Giganten, die mehr als 24.000 Container mitbringen. Tausende Hafenkomponenten stoßen hier an ihre technischen Grenzen, etwa klassische Festoons, die Leitungen für Ship-to- Shore (STS)-Krane führen. Der Gamechanger: ein Umstieg auf robuste und Industrie-4.0-taugliche Energieketten der igus GmbH, Köln. 36 f+h 2024/12 www.foerdern-und-heben.de
TITELSTORY PRODUKTE UND SYSTEME „FESTOONS HABEN IHREN TECHNISCHEN ZENIT LÄNGST ÜBERSCHRITTEN“ An die technischen Grenzen stoßen nicht nur große Elemente wie Hafenbecken, sondern auch tausende Bauteile, die oft übersehen werden: So zum Beispiel traditionelle Festoons – Leitungen, die in Form von Schlaufen oder Girlanden am STS-Kran hängen, um die Laufkatze, die das Hubseil horizontal ausrichtet, mit Energie und Daten zu versorgen. „Festoons existieren seit über 100 Jahren. Ihren technischen Zenit haben die Systeme allerdings längst überschritten“, so Jens Göbel, Industry Manager Cranes & Material Handling bei igus, und führt einige Gründe auf: „Um mit den steigenden Geschwindigkeiten und längeren Verfahrwegen der STS-Krane für immer größere Schiffe mithalten zu können, müssten Hersteller von STS-Kranen dazu übergehen, die Festoons zu motorisieren. Diese Modernisierung ist allerdings komplex und fehleranfällig. Denn es besteht ständig die Gefahr, dass Laufkatze und Festoons nicht synchron laufen ENERGIEKETTEN VERSPRECHEN EINE LAUFLEISTUNG VON MEHR ALS 200.000 KM Der globale Seehandel befindet sich inmitten einer komplexen und herausfordernden Entwicklung, wie ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) zeigt. Demnach werden mittlerweile mehr als 80 Pozent des grenzüberschreitenden Warenhandels auf dem Seeweg transportiert – im Jahr 2023 insgesamt 12,3 Milliarden Tonnen. Bis 2029 soll der Sektor um durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr wachsen. Eine Entwicklung, die viele Häfen unter Druck setzt. Sie müssen ihre Infrastruktur modernisieren, um immer mehr und immer größere Schiffe schnell abfertigen zu können, wie etwa die MSC Michel Cappellini, die über 24.000 Standardcontainer transportiert. Dazu gehören tiefere Hafenanlagen, größere, schnellere und ausfallsichere Ship-to-Shore (STS)-Krane sowie zusätzliche Liegeplätze und ausreichende Lagerkapazitäten. Mit diesen infrastrukturellen Anpassungen geht auch eine zunehmende Digitalisierung und Automatisierung einher, was höhere Anforderungen an die Zulieferer der unzähligen Hafenkomponenten mit sich bringt. Einige Komponenten stoßen hier an ihre technischen Grenzen. und zu hohe Zugbelastungen die Leitungen beschädigen und zu Ausfällen führen – vor allem bei langen Verfahrwegen von über 130 Metern, die heute keine Seltenheit mehr sind. Auch die vielerorts extremeren Wetterlagen sind ein Problem, da Festoons bei hohen Windstärken zu unkontrollierten Bewegungen neigen. Nicht zuletzt ist es vergleichsweise aufwendig, nachträglich neue Leitungen in die Systeme zu integrieren, was in heutigen Automationszeiten mit jährlichen technologischen Neuentwicklungen erforderlich ist.“ Laut Göbel steigen daher immer mehr Hersteller und Betreiber von STS-Kranen bei der Hafenmodernisierung auf eine Alternative zu klassischen Festoons um: auf Energieketten aus Hochleistungskunststoff. Energieketten verbessern im Vergleich zu Festoons laut Göbel die Leistungen und Ausfallsicherheit von STS-Kranen in Zeiten steigenden Performancedrucks auf Häfen. Die e-ketten, in denen Leitungen der Laufkatze bei ihrer horizontalen Bewegung folgen, sind in Führungsrinnen dicht am Kranträger eingelegt und nahezu unsichtbar. Aus diesem Grund hat Wind, anders als bei Festoons, keinerlei Angriffsfläche. Zudem ist der Hochleistungskunststoff witterungs- und strahlungsbeständig, sodass die e-ketten bei allen Wetterlagen funktionieren und mit einer langen Lebensdauer punkten. Göbel: „Beliebte Modelle für STS-Krane wie die P4HD.56.R in Heavy-Duty-Ausführung erreichen dank ihrer Robustheit eine Laufleistung von über 200.000 Kilometern. Das entspricht einer durchschnittlichen Einsatzdauer von bis zu 15 Jahren auch bei extremen Wetterlagen und bei minimalem Wartungsaufwand.“ Aufgrund dieser überdurchschnittlich langen Lebensdauer müssten Betreiber die Leitungsführungen während der Lebensdauer eines STS-Krans von durchschnittlich 30 Jahren nur einmal wechseln. Die Systeme können bei Geschwindigkeiten von bis zu 10 m/s arbeiten – auch ohne Motorisierung. „Rollen auf den Innenseiten der Kettenglieder machen es möglich, dass bei der Faltung der e-kette das Obertrum auf dem Untertrum rollt, anstatt zu gleiten. Aufgrund des niedrigeren Reibwerts lässt sich bei gleichbleiben- www.foerdern-und-heben.de f+h 2024/12 37
Laden...
Laden...