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f+h fördern und heben 3/2020

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f+h fördern und heben 3/2020

02 WENN THEORIE AUF

02 WENN THEORIE AUF REALITÄT TRIFFT Von Eitel Sonnenschein konnte in der Frühphase des Unternehmens nicht immer die Rede sein. „Die Gründung eines Start-ups gleicht einer Achterbahnfahrt und man durchlebt ein Wechselbad der Gefühle. Daran mussten wir uns zunächst einmal gewöhnen“, blickt Mayer zurück. „Einige unserer Annahmen über den Markt haben sich als nicht korrekt herausgestellt. Dies darf man aber nicht persönlich nehmen, sondern muss offen und ehrlich damit umgehen. Mitarbeiter in einem Start-up müssen in der Lage sein, sich schnell an neue Rahmenbedingungen anpassen zu können.“ Und genau das ist den Gründern von Wiferion gelungen. Einer der Gründer hat am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE über das Thema berührungsloses Laden eines Elektro-Pkws promoviert. Entstanden ist ein System, das mit einer Leistung von 22 kW die Fahrzeugbatterie induktiv mit neuer Energie versorgt. Dabei betrug der Luftspalt zwischen dem Modul der Ladestation und der fahrzeugseitigen Empfangselektronik 2 400 mm und der Systemwirkungsgrad (von Steckdose zur Traktionsbatterie) 95 Prozent. Mayer: „Beides weltrekordverdächtige Werte. Dieses System bildete sozusagen die Keimzelle für unser Geschäftsmodell.“ Unter anderem diese Werte und sicherlich auch die Empathie der Führungsmannschaft haben dazu beigetragen, dass das seinerzeit noch als Blue Inductive am Markt agierende Start-up, eine Privatperson als ersten Geldgeber gefunden hat. Die Geschäftsidee hat dann schnell dazu beigetragen, mit dem High-Tech Gründerfonds, Phoenix Contact Innovation Ventures, der MBG Baden-Württemberg und dem VC Fonds BW weitere Investoren für das Unternehmen zu gewinnen. EIN SCHLÜSSEL FÜR AUTOMATISIERUNGSPROJEKTE Im Laufe der Zeit erreichten Informationen über die Entwicklung des Wireless-Charging-Systems auch Unternehmen aus dem Bereich der Intralogistik. Hersteller von z. B. Fahrerlosen Transportsystemen konfrontierten die Energieexperten aus Freiburg mit der Fragestellung, ob sie nicht eine Lösung für das kontaktlose Laden der Lithium-Ionen-Batterie eines automatisierten Flurförderzeugs im Portfolio hätten. „Die Intralogistik hatten wir zunächst gar nicht auf der Agenda“, gibt Mayer unumwunden zu. „Wir erkannten erst durch diese Anfragen das Marktpotenzial für uns und haben unser Geschäftsmodell erweitert. Im Zuge dessen entwickeln wir uns vom Ladesystemhersteller hin zu einem Anbieter von Komplettlösungen für das Energiemanagement von automatisierten Elektrofahrzeugen in der Intralogistik. Inzwischen gehören auch Batteriesysteme und verschiedene Serviceangebote zu unseren Leistungen. Um diesen Sachverhalt nach außen zu dokumentieren, haben wir unsere Firma Ende des vergangenen Jahres in Wiferion GmbH umbenannt.“ Die Mühe und der Einsatz haben sich also gelohnt – was sich auch an der Anzahl an Mitarbeitern festmachen lässt: Mittlerweile beschäftigt die Wiferion GmbH mehr als 40 Mitarbeiter, die u. a. verschiedene Systeme für das induktive Laden von Lithium-Ionen- Batterien in intralogistischen Anwendungen entwickeln. Eines davon trägt die Typenbezeichnung Etalink3000. Bestehend aus einer stationären Sendeeinheit, dem Charging Pad, und fahrzeugseitig aus einer Empfangselektronik, nutzt die Technologie das Prinzip der magnetischen Induktion. So lassen sich FTF ohne menschliches Zutun an neuralgischen Punkten im Prozess zwischenladen; ein Batteriewechsel ist nicht notwendig. Selbst bei kurzen Zwischenstopps wird das Ladesystem aktiv und kommt innerhalb einer Sekunde auf die volle Leistung. Der Flurförderzeugbetreiber profitiert dadurch von einem konstant hohen Energielevel der Fahrzeuge. Energiekosten durch das Auftreten von Leistungsspitzen beim Laden eines Lithium-Ionen-Staplers werden gesenkt. Dabei ist der Eingriff in die Gebäudeinfrastruktur überschaubar. Das Charging Pad lässt sich mit wenigen Handgriffen an z. B. Wänden oder auf dem Hallenboden installieren. Obwohl Wiferion erst 2018 mit der Serienproduktion begonnen hat, verfügt das Unternehmen bereits über eine beeindruckende Kundenliste. Auf der steht auch das Unternehmen Kuka. Der Anbieter von Industrierobotern und automatisierten Produktionslösungen hat Wiferion als Partner gewählt, um einen Teil seiner neuen mobilen Robotikplattformen mit kontaktlosen Ladesystemen auszustatten. „In der Summe haben wir mittlerweile mehr als 300 Systeme bei unterschiedlichen Betreibern im Feld“, so Mayer. Zu weiter steigenden Absatzzahlen könnte ferner die Integrationsfähigkeit der Technik in beim Betreiber bereits im Einsatz befindlichen Flurförderzeugen beitragen. Eine der neuesten Entwick- 40 f+h 2020/03 www.foerdern-und-heben.de

MENSCHEN UND MÄRKTE 02 Aus der Aufnahme ist gut die Kompaktheit der Komponenten des kontaktlosen Schnellladesystems Etalink3000 zu erkennen 03 Zu den neuesten Entwicklungen gehört ein Batterietrog, der sich problemlos an z. B. Deichselstaplern nachrüsten lässt lungen aus Freiburg ermöglicht eine problemlose Nachrüstung von im Einsatz befindlichen Geräten mithilfe eines Lithium-Batterietrogs mit integriertem kontaktlosen Ladesystem. GLOBALE EXPANSION ANGEDACHT Dem ehrgeizigen Ziel der Firmengründer, zu einer der Triebfedern der Elektrifizierung der Wirtschaft zu werden, scheint also nichts mehr im Weg zu stehen. Vor allem wenn man bedenkt, dass seit Mitte 2019 mit dem skandinavischen Venture-Capital-Fonds Nordic Alpha Partners ein langfristiger strategischer Investitionspartner im Boot ist, der Wiferion bei der Umsetzung der Strategie aktiv unterstützt. Mit der umfangreichen Investition von Nordic Alpha Partners möchte Mayer eine globale Expansion angehen. Die Investition versetze das Unternehmen in die Lage, in weitere Märkte zu expandieren und die Standardisierung kontaktloser Schnellladesysteme in relevanten Industriesegmenten voranzutreiben. „Zudem lässt sich das Produktangebot von der aktuellen 3-Kilowatt- Einheit auf ein induktives System mit einer maximalen Dauerladeleistung von zwölf Kilowatt ausweiten, wodurch sich der Zielmarkt vergrößern wird.“ – Wie würde Mr. Spock sagen: „Faszinierend!“ Winfried Bauer Fotos: Wiferion, Karte auf S. 39: Stepmap, 123map. Daten: Openstreetmap, Lizenz: ODbL 1.0 03 www.wiferion.com MEIN ANTRIEB IST VON NORD! DER NEUE IE5+ MOTOR Die nächste Stufe der Energieeffizienz: IE5+ Kompaktes und hygienefreundliches Design Konstant hoher Wirkungsgrad über den gesamten Verstellbereich Halle 3 Stand C17 GETRIEBE + MOTOR + UMRICHTER = DER ANTRIEB. Getriebebau NORD GmbH & Co. KG | Fon +49 4532 289-0 | info@nord.com www.nord.com