Aufrufe
vor 2 Jahren

f+h fördern und heben 3/2022

  • Text
  • Followmodus
  • Fahrmodus
  • Zeit
  • Systeme
  • Mithilfe
  • Kran
  • Kommissionierer
  • Produkte
  • Unternehmen
  • Linde
f+h fördern und heben 3/2022

F+H NACHGEFRAGT „WIR

F+H NACHGEFRAGT „WIR WOLLEN DEN PRODUZIERENDEN MITTELSTAND DIGITALISIEREN“ Unternehmen vertrauen seit Jahren auf die Expertise und Qualität von Captron im Bereich der Sensortechnologie. Darüber hinaus können Kunden aber auch bei Digitalisierungsprojekten begleitet werden: Bei der individuellen Softwareentwicklung und -integration, bei der Prozessberatung sowie im Projektmanagement. Mit dem entsprechenden Angebot, das in der neuen Geschäftseinheit Solutions gebündelt wird, positioniert sich Captron als Lösungsanbieter für die Intralogistik. Wir haben mit Philip Bellm, CEO bei Captron, über die Hintergründe der strategischen Ausrichtung gesprochen. Herr Bellm, das Unternehmen Captron ist vor allem als Sensoranbieter am Markt bekannt. Ende des vergangenen Jahres wurde die Geschäftseinheit Captron Solutions gegründet. Vor welchem Hintergrund ist dies geschehen? Philip Bellm: Das haben Sie durchaus richtig beschrieben. Wir sind seit dem Jahr 1983 Sensorentwickler und Sensorhersteller. In all der Zeit haben wir uns zur Aufgabe gemacht, im Dialog mit den Kunden Lösungen für deren Problemstellungen zu finden. Über die Jahre ist so im Unternehmen ein breites entwicklungsund fertigungstechnisches Verständnis entstanden. Darüber hinaus zeichnet uns eine tiefe Wertschöpfung in puncto Fertigung und Logistik aus. Im Sinne der Prozessoptimierung haben wir stets nach Verbesserungen in den internen Abläufen gesucht und in der Fertigung zu hebende Potenziale identifiziert. Um diese Potenziale zu erschließen, kam uns die Idee, in der Produktion ein ‚Pick by Light‘-System einzusetzen. Dieser Schritt in Richtung Digitalisierung fügte sich gut in unsere langfristige Unternehmensstrategie ein, die sich aus den drei Säulen Globalisierung, Customer-Zentrierung und eben der Digitalisierung zusammensetzt. Diese strategischen Ansätze verfolgen wir übrigens bereits seit dem Jahr 2010. Aber zurück zum Thema Pick by Light. Zur Realisierung des Systems wollten wir uns in unserem eigenen Sensorportfolio bedienen. Die Früchte der Arbeit nutzen wir seit dem Jahr 2018 und stellten uns die Frage: Warum das System nicht auch anderen Unternehmen zugänglich ma- chen? Um die Lösung aber am Markt anbieten zu können, mussten wir allerdings unser Leistungsspektrum erweitern. Dies haben wir in den zurückliegenden Jahren getan – und so fiel in 2021 die logische Entscheidung, die mit dem Ausbau des Portfolios in Zusammenhang stehenden Aktivitäten in der Geschäftseinheit Captron Solutions zusammenzuführen. Welches Leistungsportfolio bietet die neue Geschäftseinheit? Philip Bellm: Im Kern drehen sich bei der Geschäftseinheit, wie eingangs ausgeführt, alle Aktivitäten um das Thema Intralogistik und Pick by Light. Damit die sich mit der Investition verbundenen Erwartungen in Sachen Effizienzsteigerung oder auch Kostensenkung einstellen, ist neben robusten und langlebigen Produkten ferner eine Prozessberatung vonnöten. Dazu muss man die Abläufe genau analysieren, um herauszufinden, wo überhaupt die Schwachpunkte liegen. Ebenfalls erforderlich ist die Bereitstellung modularer und skalierbarer Schnittstellen zu ERP- und Lagerverwaltungssystemen. Je nach den Gegebenheiten bei dem zukünftigen ‚Pick by Light‘-Anwender unterstützen wir auch mit der Bereitstellung von IT-Infrastrukturen, zum Beispiel Edge Devices, WiFi-Router oder Terminals. Wie bereits erwähnt, war es uns immer wichtig, viel Wertschöpfung im eigenen Unternehmen aufzubauen. Demzufolge verfügen wir über eine leistungsstarke IT-Abteilung, die dem Kunden bei Bedarf beratend zur Seite steht. Neben dem ‚Pick by Light‘-System offe- 22 f+h 2022/03 www.foerdern-und-heben.de

PRODUKTE UND SYSTEME Intelligente, robuste und langlebige Taster aus der Serie Captron smartCAP dienen bei der Lösung „oneGRID“ als Schnittstelle zwischen dem Picker und der IT im Backend riert die Geschäftseinheit für den Betrieb einer Montagelinie erforderliches Equipment wie Scanner, Etikettendrucker oder Waagen. Wie Sie meinen Ausführungen entnehmen können, hat die Geschäftseinheit ein durchaus umfangreiches Leistungsspektrum zu bieten. Welche Zielgruppen haben Sie im Fokus? KUNDEN DER DISTRIBUTIONS- LOGISTIK KÖNNEN DURCH UNSERE LÖSUNG DIE EFFIZIENZ STEIGERN UND SIGNIFIKANT KOSTEN SPAREN Philip Bellm: Traditionell stammen unsere Kunden aus dem Maschinen- und Anlagenbau respektive dem produzierenden Gewerbe in Deutschland. Diese Unternehmen haben weitgehend ähnliche Prozesse wie wir sie als Sensorhersteller auch haben. Und so reifte der Gedanke: wenn wir es schaffen, in unseren Prozessen mithilfe von vergleichsweise geringen Schritten und überschaubaren Investitionen in die Digitalisierung messbare Verbesserungen zu realisieren, dann ist dies sicherlich auch in anderen produzierenden Unternehmen möglich. Wenn Sie so wollen, lautet unsere Mission: wir wollen den produzierenden Mittelstand digitalisieren. Pick by Light vielfältige Lösungsangebote fordert – und an denen arbeiten wir zurzeit mit Hochdruck. Das ist dann Thema für eines unserer Treffen Ende dieses beziehungsweise Anfang des nächsten Jahres. Philip Bellm: (lacht) Ja, das könnte von der Zeitschiene unserer Entwicklungs-Roadmap in etwa hinkommen. Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview mit Philip Bellm, CEO bei Captron, führte Winfried Bauer, Chefredakteur f+h. Fotos: Captron www.captron.de Pick by Light kann auch in den Verteilzentren von Unternehmen aus dem Handel eine sinnvolle Lösung sein. Welche Rolle spielt diese Branche in Ihren Überlegungen? Philip Bellm: Die Distributionslogistik ist ein interessanter Markt für uns. Zu unseren ersten ‚Pick by Light‘-Kunden gehört Amazon. Mit dem Handelskonzern pflegen wir seit dem Jahr 2017 eine Geschäftsbeziehung. Die Störanfälligkeit des seinerzeit eingesetzten Systems verursachte inakzeptabel hohe Wartungs- und Servicekosten und so war man auf der Suche nach einer adäquaten Alternative. Um die Anforderungen des Unternehmens an die Datenkommunikation zu erfüllen, haben wir auf Basis unseres intern genutzten Sensortasters eine Weiterentwicklung vorgenommen. Entstanden ist so die maßgeschneiderte Lösung smartCAP. Die Taster wurden in den Logistikzentren mithilfe digitaler Schnittstelle in die Software von Amazon integriert, durch das die ‚Pick by Light‘-Anwendung gesteuert und mit den Tastern kommuniziert werden kann. Dabei wurden die Taster jeweils einer eigenen Bus-Adresse zugewiesen und per Daisy-Chain-Schaltung miteinander verbunden. Seit 2018 werden alle neuen Logistikzentren von Amazon mit dieser auf kapazitiver Technologie basierenden Lösung ausgestattet. Sukzessive werden die vorhandenen Verteilzentren umgerüstet. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit können sich sehen lassen: Amazon berichtet von einer Reduzierung der Fehlerrate in der Kommissionierung auf weniger als ein Prozent, einer Minimierung der Wartungskosten und einer Effizienzsteigerung am Standort Mönchengladbach von 13,5 Prozent. Aber Amazon ist nur einer von mehreren Anwendern unseres ‚Pick by Light‘-Systems aus dem Logistik-Segment. Generell kann ich konstatieren, dass die Logistik-Branche außer www.foerdern-und-heben.de f+h 2022/03 23