PERSPEKTIVENF+H NACHGEFRAGT„WIR WOLLEN DIE GRENZENDES MACHBARENVERSCHIEBEN“Ein neuartiger Deckenkran namens InfinityCraneermöglicht erstmals eine freie Bewegung in alleRichtungen. Mathias Entenmann, Mitgründerund Geschäftsführer der CeiliX TechnologyGmbH aus Euskirchen, erläutert die technischenMerkmale und das breite Anwendungspotenzialdieser Innovation für Logistik und Produktion.Mathias Entenmann,Mitgründer und GeschäftsführerCeiliX Technology GmbHWas unterscheidet den InfinityCrane technisch von anderenDeckenkranen?Mathias Entenmann: Der InfinityCrane ist der weltweit ersteDeckenkran, der sich frei in alle Richtungen bewegen kann –vorwärts, rückwärts, seitwärts, diagonal.Welche Kerntechnologien stecken hinter der omnidirektionalenBewegung?Mathias Entenmann: Möglich macht dies eine geniale Erfindung:die vielfach patentierte CeiliX-Technologie. Diese bestehtaus der Verbindung von Laufrädern für Schienen, die sich mithilfeeiner Caterpillar-Kette von einer Schiene zur nächstenbewegen können. Damit lässt sich eine Bewegung in zwei Dimensioneneinfach und reibungsarm umsetzen. Das Ganzehängt – 100 Prozent sicher und ohne Absturzgefahr – an einemmodularen, schienenähnlichen System, das an der Decke montiertwird. Es lässt sich schnell installieren, nach dem Baukastenprinzipflexibel an jeden Raum anpassen und ist bei steigen-den Logistikanforderungen mühelos erweiterbar. Zudem könnenmehrere InfinityCranes im gleichen Raum agieren, ohnesich gegenseitig in die Quere zu kommen. Das steigert nicht nurdie Effizienz der Abläufe, sondern ermöglicht neue Funktionen,wie das Drehen von Objekten während des Transports. DieseFlexibilität ist ein Gamechanger für Logistik und Produktion.In welchen Branchen und Anwendungsbereichen sehen Sie dasgrößte Potenzial für den omnidirektionalen Deckenkran?Mathias Entenmann: Der InfinityCrane funktioniert in Räumenund Einsatzbereichen, in denen der Einsatz alternativer Kransystemeschwierig oder ganz unmöglich ist. Das sind beispielsweiseRäume mit Stützelementen wie Säulen oder anderen Hindernissenwie Leitungen oder Kabeln. Auch in nicht standardmäßigrechteckigen Räumen kann der Kran problemlos agieren– egal ob rund, L-förmig, mit Ecken oder Nischen: Der Infinity-Crane kann diese Räume abdecken und bedienen. Zudem istdas System – wie der Name Infinity schon sagt – unendlich undkann beliebig über mehrere Räume ausgedehnt oder auch nachträglicherweitert werden. Mehrere Anlagen können paralleleinzeln arbeiten und auch Aufgaben gemeinsam erledigen. Imersten Fall der Parallelarbeit wird dadurch einfach der Durchsatzoder die Produktivität erhöht, indem auf einer Kranflächegleichzeitig mehrere Hebeaufgaben erledigt werden. Bei derKollaboration können lange oder große Lasten von zwei, dreioder mehreren unserer SkyRunner-Fahrzeuge gehoben werden.Welche konkreten Vorteile bietet das System in der Praxis?Die Basis für die CeiliX-Technologie bildet ein modulares, an der Hallendeckemontiertes Schienensystem, auf dem sich mehrere SkyRunner-Fahrzeuge im gleichen Raum zur gleichen Zeit einsetzen lassenMathias Entenmann: Zuerst einmal die Erhöhung der Traglast.So können zum Beispiel vier der aktuellen SkyRunner-Fahrzeugemit einer Tragfähigkeit von je 250 Kilogramm zusammen eineLast von einer Tonne heben. An zweiter Stelle ist die stabilereBewegung von langen oder großen Bauteilen zu nennen. DieUrsache dafür liegt in den Anschlagpunkten der Last. Dies ist fürden Transport über längere Distanzen bedeutsam, da sich dieLast mit höherer Geschwindigkeit bewegen lässt. Der dritte Aspektist die Rotation von Lasten und Bauteilen. Aufgrund derEinzelaufhängung an mehreren Anschlagpunkten lässt sich einTeil einfach und kontrolliert drehen. Diese Merkmale schaffen42 f+h 2025/04 www.foerdern-und-heben.de
die Voraussetzungen für ein breites Einsatzspektrum, und wirsehen daher ein großes Potenzial in nahezu allen Industriebereichen,in denen Hebe- und Transportaufgaben zu bewältigensind.Ihr System basiert auf einem modularen Schienensystem.Können vorhandene Lager- oder Produktionshallen ohnegrößere Umbauten nachgerüstet werden?Mathias Entenmann: Genau, das ist der große Vorteil unsererTechnologie. Das Schienensystem kann einfach an der Hallendeckemontiert oder auf Stelzen nachträglich in der Halle installiertwerden. Dabei lässt es sich nach dem Baukastenprinzipbeliebig erweitern oder anpassen. So lassen sich Lager- oderMIT DEM INFINITYCRANEERSCHLIESSEN WIR EINE NEUEDIMENSION FÜR FREIE BEWEGUNGIN PRODUKTION UND LOGISTIKProduktionshallen in der Regel ohne aufwändige Umbaumaßnahmennachrüsten. Das System wächst mit den Anforderungenund kann skaliert werden – kommt beispielsweise eine weitereProduktionslinie hinzu, kann der InfinityCrane mühelos umweitere Schienenmodule ergänzt werden. Außerdem lassen sichmehrere Produktionshallen mit dem System verbinden undauch Hindernisse wie Säulen sind kein Problem mehr. Das Systemeignet sich für komplexe Produktionsumgebungen sowiebisher schwer zu automatisierende Bereiche.Welche Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen, um denBetrieb mehrerer Krane gleichzeitig zu ermöglichen?Mathias Entenmann: Sicherheit steht bei uns an erster Stelle,und wir befolgen alle Vorgaben und Toleranzen aus dem KranundMaschinenbau. Selbstverständlich wurden dazu auch externeRisikobeurteilungen von entsprechenden Fachleuten undStellen vorgenommen. Die InfinityCranes werden von einemzertifizierten Partner, der Ralf Brinkmann GmbH, installiert undin Betrieb genommen.Welche weiteren Entwicklungen planen Sie kurz- undmittelfristig?Mathias Entenmann: Unser Ziel ist es, die Decke als neue Dimensionfür freie Bewegung in der Produktion und Logistik zuerschließen. Der InfinityCrane ist dabei erst der Anfang. In Zukunftwird unser System nicht nur als Kranlösung genutzt, sondernauch mit weiteren Werkzeugen wie Roboterarmen oderSensoren ausgestattet werden. Unsere Berechnungen und Simulationenzeigen, dass dann Einsparungen von bis zu 50 Prozentder Lager- oder Produktionsfläche möglich sind. Erste Prototypenin Partnerschaft mit Bosch Rexroth gibt es bereits und wurdenauf der Logimat in diesem Jahr präsentiert. Mit unserenRobotern an der Decke lassen sich Aufgaben übernehmen, diebislang separate Maschinen oder manuelle Arbeit erforderten.In unserem Showroom testen wir bereits erste Ansätze für solcheAnwendungen. Indem wir intelligente Maschinen an dieDecke bringen, verschieben wir die Grenzen des Machbaren.Das Ergebnis ist eine Produktion und Fertigung mit schlankenund effizienten Prozessen.Wann wird der omnidirektionale Kran für Unternehmenverfügbar sein?Mathias Entenmann: Der InfinityCrane ist seit Jahresbeginnoffiziell erhältlich und feierte auf der Logimat seine Weltpremiere.Kurz nach der Messe gingen Anfragen aus unterschiedlichenBranchen ein, sodass erste Installationen schnell umgesetztwurden. Eine davon ist bei der Ralf Brinkmann GmbH zu sehen,wo das System produktiv eingesetzt wird und auf Wunsch direktbestellt werden kann.Die Fragen stellte Winfried Bauer, Chefredakteur f+hFotos: CeiliXwww.ceilix.comwww.foerdern-und-heben.de f+h 2025/04 43
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