MENSCHEN UND MÄRKTE TITEL Foto: DS Automotion Das frei navigierende Unterfahr-FTF vom Typ Oscar omni ist flächenbeweglich und bietet durch seine große Hubhöhe auch beladen volle Rundumsicht der Sicherheitssensoren und damit kompromisslose Personensicherheit Foto: DS Automotion Das industrietaugliche frei navigierende Hochhub-FTF vom Typ Amadeus ist das Ergebnis von 35 Jahren FTS-Erfahrung von DS Automotion und lässt sich nachträglich auch in bestehende Systeme integrieren Was sind aus Ihrer Sicht technologische Trends im FTS-Markt? Manfred Hummenberger: Die Systeme gewinnen zunehmend an Intelligenz. Mithilfe von intelligenten, vorausschauenden Systemen lässt sich der Anlagendurchsatz mit weniger Equipment und damit geringerem Investment steigern. Positiv auf die Systeme strahlt, im wahrsten Sinne des Wortes, die Navigationstechnik aus. Die Fahrzeuge werden zunehmend die Umgebung selbstständig wahrnehmen, Veränderungen detektieren und entsprechend berücksichtigen. Prinzipiell beschäftigen wir uns permanent mit neuen Technologien und integrieren sie dann, wenn der Nutzwert für den Anwender gegeben ist. Wolfgang Hillinger: Zusätzlich zur Navigations- und Sicherheitstechnik steht beim Betreiber aktuell das Lasthandling ganz oben auf der Agenda. FTS und Robotik greifen immer mehr ineinander und verschmelzen mehr oder weniger. In der Branche hat der Begriff Kollaboration von Mensch und FTS Einzug gehalten. Darüber hinaus ist vom autonomen FTF die Rede. Wie sehen Sie diese Wortkreationen? Manfred Hummenberger: Eine durchdachte FTS-Anlage ist so ausgelegt, dass sie sich vollkommen automatisch betreiben lässt. Wolfgang Hillinger: Die Kombination aus Automatikbetrieb und manuellem Betrieb erscheint manchem Nutzer als ein Vorteil, spielt aber in der Praxis keine elementare Rolle, die Integration manueller Aufträge in den Flottenmanager jedoch sehr wohl. Die Schnittstelle Mensch-Maschine wurde in den vergangenen Jahren um vieles vereinfacht und die Berührungsängste sind nicht mehr so gegeben. Markus Külken: Hier möchte ich hinzufügen, dass eine sinnvolle Kombination von Mensch und Maschine Betreibern unter bestimmten Rahmenbedingungen jedoch auch einen echten Mehrwert bringen kann. Dies ist die Resonanz aus dem Markt, ganz konkret von den Anwendern unseres Weasels. Wolfgang Hillinger: Der Begriff der autonomen Systeme wird aktuell in unserer Branche überstrapaziert. In bestimmten Anwendungen kann eine gewisse Teilautonomie durchaus sinnvoll sein. Aber für eine komplette Autonomie sehe ich derzeit in industriellen Anwendungen überhaupt keine Notwendigkeit. Vor allem auch deshalb, weil sie sich negativ auf den Durchsatz der Anlage auswirken würde. Markus Külken: Die Idee hinter autonomen FTS hat für mich einen gewissen Charme. Letzten Endes wird aber der Markt entscheiden, wo die Reise hingehen wird. Diese ist eng verbunden mit dem Mehrwert, den autonome Anlagen dem Betreiber bringen. DIE PARTNERSCHAFT ZWISCHEN DS AUTOMOTION UND SSI SCHÄFER IST FÜR BEIDE UNTERNEHMEN EINE WIN-WIN-SITUATION Manfred Hummenberger 24 f+h 2019/05 www.foerdern-und-heben.de
TITEL MENSCHEN UND MÄRKTE Wo sehen Sie für unsere Intralogistik-Branche die großen Herausforderungen? Manfred Hummenberger: Womit wir uns im Moment konfrontiert sehen, sind teilweise überzogene Anforderungen aus dem Markt. Bei aller Automatisierungseuphorie darf man nicht vergessen, dass Automatisierung gewisse Rahmenbedingungen braucht. Und wenn diese nicht gegeben sind, ist ein Projekt nicht effizient umsetzbar. Markus Külken: Aus der Perspektive von SSI Schäfer steht über allem, dem Betreiber eine Lösung zu offerieren, welche die Voraussetzungen für einen gezielten und sinnvollen Ressourceneinsatz schafft. Auch vor diesem Hintergrund sind wir die Zusammenarbeit mit DS Automotion eingegangen. Lassen Sie mich das in einigen Worten erklären: Ein FTS ist ein wichtiger Baustein der Industrie 4.0. Ausgehend von den Entwicklungen in den Bereichen Navigationstechnologie und -software steigen die Anforderungen an die Lösungen. Die Ausführung eines FTS ist aber auch maßgeblich vom jeweiligen Anwendungsfall abhängig. Auf der einen Seite sind somit applikationsspezifische Flurförderzeuge und auf der anderen Seite standardisierte Geräte gefragt. Mit der Kooperation tragen wir diesem Sachverhalt Rechnung. Vielen Dank für das Gespräch FTS UND ROBOTIK GREIFEN IMMER MEHR INEINANDER UND VERSCHMELZEN MEHR ODER WENIGER Wolfgang Hillinger WIESELFLINK IN DEN VERSAND Bei der Automation der innerbetrieblichen Transporte setzt die Bachmann Forming AG am Produktionsstandort Hochdorf auf eine Lösung mit fahrerlosen Transportfahrzeugen vom Typ Weasel von SSI Schäfer. Das Projekt ließ sich innerhalb von fünf Wochen realisieren. Die Fahrzeuge übernehmen im Produktionsbereich des Spezialisten für die Entwicklung maßgeschneiderter Kunststoffverpackungen und eine von drei Einheiten des Schweizer Familienunternehmens Bachmann, die innerbetrieblichen Transporte zwischen den Produktionsarbeitsplätzen und der bestehenden Fördertechnik zum Versandbereich. Der Wechsel von manuellen zu automatisierten innerbetrieblichen Transporten bringt dem Unternehmen eine Zeitersparnis von ca. 7 000 Stunden pro Jahr, die zu einem ROI des Systems von weniger als einem Jahr führt. Die Artikel aus den Produktionsmaschinen werden an zwölf angebundenen Arbeitsplätzen manuell in Kartons in unterschiedlichen Größen verpackt. Aus der Produktion gelangen die Kartons anschließend über die Bestandsfördertechnik in den Versandbereich. Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse ließen sich die Arbeitsplätze nicht direkt an die Fördertechnik anbinden. Eine Automation der Transporte von den Produktionsmaschinen bis zur Übergabestelle an die Fördertechnik war mit herkömmlichen Lösungen nicht möglich. Auf einer Messepräsentation von SSI Schäfer stießen die Entscheider von Bachmann auf das Weasel – und erkannten darin sofort eine passende Lösung für ihre Intralogistik. Das FTS besteht aus den Transportfahrzeugen, der optischen Spurführung sowie der Steuerungssoftware. Die Fahrzeuge unterstützen den verzögerungsfreien Service des Bachmann-Auslieferungssystems. Zugleich bieten sie dem Betreiber ein hohes Maß an Flexibilität bei der Automation der innerbetrieblichen Transporte, künftigen Wachstumsraten und dem Ausbau der FTS-Anlage – und sie entlasten die Mitarbeiter von unproduktiven, zeitraubenden Transportaufgaben. Quelle/Foto: SSI Schäfer www.foerdern-und-heben.de f+h 2019/05 25
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