PRODUKTE UND SYSTEMEDIGITALES INFORMATIONSSYSTEM SETZT DATEN UND ABLÄUFE IN BEWEGUNGEIN KLICK GEGEN VERSCHWENDUNGOb Materialanforderung oder Meisterruf – dasKnoll-Click.it-System sorgt dafür, dassInformationen und Anforderungen direkt dalanden, wo sie hingehören. Das spart Wegesowie Liegezeiten und stoppt Verschwendung.Ferner lassen sich Überwachungsaufgaben vonStellplätzen oder das Abgreifen vonMaschinendaten einfach erledigen.Das Unternehmen Knoll Maschinenbau aus Bad Saulgau istAnbieter von Förder- und Filteranlagen sowie Pumpen,die Späne und Kühlschmierstoffe transportieren undtrennen. Der Geschäftsbereich Automatisierung hat mitLösungen für Montage- und Logistikaufgaben weitere Einsatzfeldererschlossen. Neben stationären Transportsystemen mit Ketten-und Rollenförderern sowie fahrerlosen Transportsystemen(FTS) runden nun auch kleine Automatisierungskomponenten mitgroßer Wirkung das Portfolio ab: die Click.it-Baureihe – Geräte zurVernetzung per Knopfdruck. Christian Spohn, Knoll-AbteilungsleiterAutomatisierung, erklärt: „Das sind in erster Linie einfach zubedienende Taster, mit denen standardisierte Abläufe ausgelöstwerden können. Das eliminiert Verschwendung, indem es denMitarbeitern überflüssige Wege und letztendlich viel Zeit spart. Solassen sich Produktions- und Montagevorgänge straffen.“Die Idee zu dem System wurde bei dem Unternehmen im eigenenWerk geboren. Das war im Jahr 2018 im Rohbau, wo Blechteile,Flansche, Profile etc. gefügt und geschweißt werden, bevorsie in die Lackierung und Montage gelangen. In dieser Abteilungdominieren Handarbeitsplätze, zum Beispiel rund 45 Schweißboxen.Joachim Riebsamen, Abteilungsleiter Rohbau, beschreibtdie Ausgangssituation: „Unser Anliegen war, unsere Werker vonunproduktiven Nebentätigkeiten zu entlasten, sodass sie ungestörtihre Arbeit tun können. Das betraf vor allem die Beschaffungvon Fehlteilen.“Markus Zinser, zu dieser Zeit noch Dispositionsexperte imRohbau, erklärt: „Es war nicht mehr zeitgemäß, das Fehlen einesBauteils optisch mit einem Fähnchen anzuzeigen und zu hoffen,dass der fürs Nachliefern der Fehlteile zuständige Mitarbeiter dassieht und sich schnell darum kümmert.“ Das sollte sich seinerMeinung nach einfacher digital erledigen lassen. Seine Vorstellung:„Der Schweißer drückt auf einen Knopf, und das benötigteFehlteil wird unmittelbar zu ihm auf den Weg gebracht.“SELBST ENTWICKELN, WAS NICHT AMMARKT VERFÜGBAR ISTDa eine passende Lösung nicht am Markt verfügbar war, machtesich Zinser selbst daran, ein solches Gerät zu entwickeln. Mit der36 f+h 2025/05 www.foerdern-und-heben.de
PRODUKTE UND SYSTEMEUnterstützung von zwei Mechatronik-Auszubildenden baute ereine kleine Box mit fünf Tasten und einem Display. Das Kernelement,ein Mikrocontroller, programmierte er selbst.Schon während der Entwicklungsphase erkannte Zinser, dasssich das Gerät für weitere Zwecke einsetzen lässt, zum Beispielwenn ein Mitarbeiter an seinem Handarbeitsplatz Unterstützungvom Meister oder Gruppenleiter benötigt. „Anstatt mit einer rotenLampe den Hilferuf zu signalisieren oder sich selbst auf die Suchenach dem Meister zu machen, genügt auch hier ein Tastendruck“,sagt Zinser. „Die gewünschte Person erhält eine Text- oder Audionachrichtaufs Handy geschickt: ‚Mitarbeiter in Box XY benötigtHilfe‘. Er kann sofort reagieren und Verzögerungen vermeiden.“Abteilungsleiter Riebsamen bestätigt den Erfolg: „Unsere Mitarbeiterhaben das System mit mehreren Prototypen getestet undfür gut befunden.“ Daher ließ er weitere Geräte in Eigenregie bauen,mit denen er alle Schweißboxen und andere Handarbeitsplätzeausstattete.FUNKTIONSWEISE DES SYSTEMSClick.it besteht aus einer Eingabeeinheit, die über Ethernet oderWLAN mit einem Server verbunden ist. Dieser verarbeitet dieeingehenden Signale und löst dementsprechende Aufträge aus,zum Beispiel, dass beim Meister das Telefon klingelt und eineNachricht eingeht.Der Server des digitalen Informationssystems ist ein einfacher,ins Intranet eingebundener Rechner. Er erfordert keine besondereLeistung und kann auch als virtuelle Maschine aufgesetzt werden.Jeder mit dem Intranet verbundene PC, jedes Tablet undSmartphone kann – wenn die Rechte dazu freigegeben sind – mitdem Server kommunizieren und Daten austauschen. Zinser erklärt:„Wir haben bei der Hard- und Software streng auf eineStandardisierung geachtet, damit das System stabil läuft und sichÄnderungen oder Neuentwicklungen zügig umsetzen lassen.“01 Ein Hilferuf per Knopfdruck: Ohne den Arbeitsplatz zu verlassen,kann Knoll-Mitarbeiter Evgenj Steinhauer bei Problemen den MeisteranfordernWEITERE ANWENDUNGENWeiterentwicklungen hat es schon einige gegeben. So erkanntendie Rohbau-Verantwortlichen schnell, dass sich das System auchfürs Erfassen und Auswerten von Zuständen und Maschinendateneignet. Entstanden ist daraufhin ein Gerät, das sich in denSchaltschrank einer Werkzeugmaschine integrieren lässt unddort Steuerungsdaten abgreift. Erster Einsatzort war eine automatischeSäge. Via Click.it erhält die zuständige FührungskraftAuskunft über die Auslastung der Maschine – Daten, die sie fürdie Personalplanung nutzen kann.Riebsamen beschreibt einen zweiten Einsatzfall: „Wir besitzeneine automatisierte Laserschneidanlage, die bedienerlos denBlechzuschnitt erledigt. Im Störungsfall schaltet eine Lampe aufRot. Die Maschine bleibt stehen, bis die Störung beseitigt ist.Durch den Automatikbetrieb sieht das jedoch keiner so schnell.Mit einem Click.it im Schaltschrank greifen wir jetzt die Störungsmeldungab. Wenn sie nach fünf Minuten immer noch aktivist, geht ein Telefonanruf an den zuständigen Verantwortlichenraus, der dann für Abhilfe sorgt.“KUNDENINTERESSE GEWECKTNachdem Besucher des Knoll-Werks mehrfach ihr Interesse amdigitalen Informationssystem bekundet hatten, entschloss sichKnoll, die für eigene Zwecke entwickelte Lösung als verkaufsfähigesProdukt weiterzuentwickeln. Die erste öffentliche Präsentationfand bei der Veranstaltung Open House im Jahr 2023 statt.Zu der Zeit waren bei dem Unternehmen intern schon mehr alswww.foerdern-und-heben.de f+h 2025/05 37
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