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f+h fördern und heben 5/2025

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f+h fördern und heben 5/2025

PRODUKTE UND

PRODUKTE UND SYSTEMENACHHALTIG MODERNISIERENLAGER-RETROFIT MACHT GETRÄNKE-HERSTELLER ZUKUNFTSFÄHIGDie Herausforderungen in der Getränkeindustrienehmen stetig zu. Seien es die wachsendenAnforderungen der Verbraucher, die steigendenRohstoffpreise oder die Notwendigkeit, Prozessenachhaltiger zu gestalten. Um aufWachstumskurs zu bleiben respektive die eigenePosition im Markt zu stärken, müssenGetränkehersteller proaktiv auf dieseVeränderungen reagieren. Ein mittelständischerFruchtsafthersteller hat die Zeichen der Zeiterkannt, und in die Modernisierung seinesKompaktlagers investiert.Bereits in den 1990er-Jahren zeichnete sich ein Wandel inden Kaufentscheidungen der Verbraucher ab. Themenund Trends wie Gesundheit, Genuss und Umweltorientierungrückten zunehmend in den Vordergrund. Der Getränkeherstellerbeckers bester aus Nörten-Hardenberg reagiertezeitig auf diesen Wandel und setzte seine Markterfolge in nachhaltigeInvestitionen um. Dazu zählte vor allem die Automatisie-rung der Intralogistik. So entschied sich die Unternehmensleitungfür den Neubau eines Kompaktlagers in Silobauweise, dasvon Westfalia Technologies aus Borgholzhausen – damals nochWestfalia Systemtechnik – realisiert wurde.Seit drei Jahrzehnten sichert die Anlage in Nörten-Hardenbergdie automatisierte Lagerung von naturbelassenen Fruchtsäften,Nektaren und Schorlen. Mit einem zweigassigen Satellitenlager,vier Regalbediengeräten mit Satellit und 11.601 Regalstellplätzenfür Europaletten wurde die Basis für eine effiziente Lagerlogistikgeschaffen. Eine Basis, die sich 30 Jahre lang bewährt hat.RETROFIT ALS SCHLÜSSEL ZURZUKUNFTSFÄHIGKEITEine längere Reifezeit verbessert die Qualität vieler Getränke, diesgilt allerdings weniger für automatisierte Anlagen. So rücken überdie Jahre Themen wie Ersatzteilbeschaffung, mechanischer Verschleißsowie der Energieverbrauch und Softwareupdates in denFokus der Betreiber. Mit dieser Situation sah sich auch der Fruchtsaftherstellerkonfrontiert, über dessen Kompaktlager im3-Schicht-Betrieb etwa 100.000 Paletten pro Jahr umgeschlagenwerden. Es traten zunehmend Störungen auf, die zu längerenStandzeiten der Lkw führten respektive Stillstand in der Produktionverursachten. Um die Wirtschaftlichkeit durch Planbarkeit,hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit wieder sicherzustellen,war eine gut durchdachte Modernisierung des Lagers nahezu unausweichlich.Daher beauftragte beckers bester seinen langjährigenPartner Westfalia mit einer umfassenden Bestandsanalyse,

PRODUKTE UND SYSTEME01 Durch die Umstellung der Software wird die vorhandene Flächeeffektiver genutzt, sodass sich mehr Lkw andienen lassen02 Der Austausch eines Querverschiebewagens ist Teil desModernisierungsprojektsbei der alle kritischen Komponenten und Anlagenbauteile überprüftwurden. „Westfalia hat unser System seit dem Neubau imJahr 1993 begleitet, somit war die Entscheidung schnell getroffen,dass wir weiterhin zusammenarbeiten“, so Theresa Burchard, LeitungLogistik bei beckers bester. Ziel sei es gewesen, die Lebensdauerder Anlage zu verlängern, die Effizienz zu steigern und dieBetriebssicherheit weiter zu erhalten.„Um die Anlage fit für die Zukunft zu machen, haben wir im Juli2021 mit einem umfassenden Modernisierungsprojekt begonnen.Die Realisierung des Projekts ging in vier Schritten vonstatten:Umstellung des Lagerverwaltungssystems von PMain auf Savanna.NET,Austausch eines Querverschiebewagens, Modernisierungder ersten Regalgasse inklusive der zwei Regalbediengeräteund Modernisierung der zweiten Regalgasse inklusive der zweiRegalbediengeräte“, erklärt René Findling, Vertriebsleiter Modernisierung& Erweiterungen bei Westfalia.MEHR EFFIZIENZ DURCH SOFTWAREUMSTELLUNGIm Zuge der Modernisierung richtete Westfalia das Augenmerkzunächst auf den Einlagerungsprozess der Mehr- und Einwegartikel.Durch den Einsatz betreibereigener Kamerascanner und dieerweiterte Kopplung des ERP-Systems – der Fruchtsaftherstellernutzt hierfür eine Lösung aus dem Hause CSB-System – ist nunkeine manuelle Dateneingabe mehr erforderlich. Die Integrationder Software Savanna.NET mit betreiberspezifischer Anbindungzum CSB-ERP-System und den Fotoscannern ermöglicht einenahtlose Verbindung zwischen den verschiedenen Systemen undProzessen und führt zu einer effizienteren und fehlerfreien Datenverarbeitung.Ein Schritt, der die ganze Logistikkette optimiert.Danach folgte die Anbindung zu den vier Regalbediengeräten,die auf zwei Gassen verteilt sind, und zu den Bereitstellbahnenfür die Verladelisten. Dabei konnte mit der Umstellung der Softwaredie nutzbare Fläche der 15 Bereitstellbahnen optimiert werden.„Früher wurden die Bereitstellbahnen fest für bestimmteLkw reserviert, was die Effizienz einschränkte. Jetzt berechnetSavanna.NET im Voraus, wie viele Bahnen benötigt werden undwählt diese automatisch aus“, sagt Gunnar Milchert, Senior-ProjektleiterSoftware & IT bei beckers bester. „Dieser dynamischenZuweisung verdanken wir es, dass heute mehr Lkw mit derselbenAnzahl an Bereitstellbahnen effizient zu bedienen sind.“Die Softwareaktualisierung wurde im laufenden Betrieb umgesetzt,um Unterbrechungen der Verfügbarkeit zu vermeiden.Notwendige Anlagentests gingen daher während den Betriebsruhezeitenvonstatten, um einen direkten Start mit dem neuen Systemzur Betriebszeit zu ermöglichen.STEIGERUNG DER ANLAGENVERFÜGBARKEITEin weiteres zentrales Element des Retrofits war die Erneuerungder Antriebs- und Steuerungstechnik. Diese Maßnahme umfassteden Einsatz neuer Servomotoren, die Integration aktueller Umrichtertechnologiesowie die Installation neuer Schaltschränkeund die Umsetzung erhöhter Sicherheitsstandards. Die Positionierungder Regalbediengeräte innerhalb des Lagers, die ursprünglichvon einem Inkrementalgeber übernommen wurde,gehen nach der Modernisierung mithilfe präziser Laser-Distanzsensorenvonstatten. „Neu hinzugekommen ist eine Überwachungder Position und der Geschwindigkeit des Fahrwerks übereine funktionssichere Auswerteeinheit. Hierfür werden zwei typundherstellerunterschiedliche SSI-Geber der Distanzmessunghinzugezogen. Dies auch jeweils einmal pro Fahrtrichtung, dennauf einer Schiene fahren zwei Regalbediengeräte. Somit wird aucheine Kollisionsüberwachung der beiden Fahrzeuge realisiert“, soMartin Hessler, Bereichsleiter Automatisierungstechnik bei Westfalia.„Zusätzlich wurde die Fachfeinpositionierung durch eineper Profinet eingebundene Positionierkamera ersetzt.“Ein weiterer Schritt war die Optimierung der Datenübertragungzwischen dem Regalbediengerät und der stationären Steuerungseinheit.Früher hatte man den notwendigen Datenaustauschzur Fördertechnik über ein Bussystem realisiert, das aufder Stromschiene des Regalbediengeräts überlagert war. DiesesSystem wurde auf eine optische Datenübertragung umgestellt,wodurch die Leistung verbessert werden konnte. Darüber hinauswurde ein neues Touchpanel zur manuellen Bedienung des Regalbediengerätsinstalliert, was die Benutzerfreundlichkeit derAnlage verbessert. Zum Abschluss installierten die Techniker eineneue Serviceschnittstelle zu Westfalia. Diese Kopplung ermöglichteine schnellere und zuverlässigere Unterstützung inServicefällen, minimiert Ausfallzeiten und steigert die Effizienzder Wartungsprozesse.Der Retrofit hat die Betriebssicherheit und Effizienz des Lagersystemsverbessert, sowie erneut die Grundlage für eine zukunftssichereLogistik geschaffen. „Unsere Lösung hat gezeigt,dass auch ältere Anlagen durch gezielte Modernisierungen undindividuelle Anpassungen auf den aktuellen Stand der Technikgebracht werden können“, so Findling. „Standardlösungen gibt esnicht. Wir entwickeln Lösungen, die exakt auf die Anforderungendes Betreibers zugeschnitten sind.“Fotos: Westfalia Technologieswww.westfaliaeurope.comwww.foerdern-und-heben.de f+h 2025/05 43