KOMPONENTEN UND ZUBEHÖR Prozessinformationen in Echtzeit auslesen Datenvisualisierung per Smartphone erhöht Effektivität im Anlagenmanagement Die Visualisierung relevanter Prozessdaten gewinnt in der Automatisierung zunehmend an Bedeutung. Anwender benötigen zuverlässige Informationen über die Sicherheit von Anlagen und einzelnen Komponenten. So lassen sich Störungen schnell beheben oder vorbeugende Wartungsmaßnahmen vornehmen. Der Spezialist für Vakuum-Technologie in der Automatisierungs-, Handhabungs- und Aufspanntechnik Schmalz forciert bei seinen Systemen seit Jahren eine durchgängige Kommunikation von der Komponente am Greifsystem über die Steuerung bis in die Leitebene. Jetzt geht das Unternehmen den nächsten Schritt: Über NFC (Near Field Communication) lassen sich Daten von „intelligenten“ Vakuum-Komponenten direkt aus dem Prozessor des Geräts auslesen und auf mobilen Endgeräten zur Verfügung stellen – dem Anwender eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten, den Produktionsprozess effizienter zu gestalten. Breite Vernetzung sorgt für hohe Flexibilität „Unsere intelligenten Geräte, die Smart Field Devices, sind schon lange in der Lage, wichtige Prozessdaten zur Verfügung zu stellen. Funktionen wie Energy Monitoring, Condition Monitoring oder Predictive Maintenance, zum Beispiel bei Vakuum- Erzeugern, haben sich am Markt etabliert und kommen unter anderem in der Automobilindustrie zum Einsatz“, so Walter Dunkmann, Leiter Geschäftsentwicklungsprozess Vakuum-Komponenten bei Schmalz. Das Unternehmen stattet Geräte aus eigener Fertigung wie den Kompakt- 40 f+h 7-8/2016
KOMPONENTEN UND ZUBEHÖR ejektor SCPSi oder den Nadelgreifer SNGi- AE dazu mit IO-Link aus – die Voraussetzung dafür, dass die auf Feldebene erfassten Daten bis in die Steuerung, auf Prozess-, Betriebsleitebene oder Unternehmensebene kommuniziert werden können. „Das Management oder der Inbetriebnehmer einer Anlage hat nun alle wichtigen Informationen zur Verfügung, um bei Bedarf schnell in den Prozess einzugreifen“, erklärt Dunkmann. Vakuum-Komponenten wie Vakuumund Druckschalter rücken nun in den Mittelpunkt des Greifprozesses: Ganz vorne am Werkstück sammeln sie Daten, interpretieren diese und stellen sie im Netzwerk bereit. An Stelle der klassischen Automatisierungspyramide mit hierarchischer Kommunikation tritt eine Automatisierungscloud. Mit der Übertragung der Daten auf mobile Endgeräte eröffnet Schmalz nun einen weiteren Datenkanal: Plötzlich ist nicht nur der Inbetriebnehmer oder das Management in der Lage, die Prozessdaten auszulesen. Auch der Instandhalter hat wichtige Daten direkt auf seinem Smartphone oder seinem Tablet zur Verfügung. Dabei nutzt das Unternehmen zur Datenübertragung Near Field Communication. Energieeffizient und sicher NFC ist ein internationaler Standard für den Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Geräten über kurze Distanzen. Bekannteste Anwendung im Consumer- Bereich ist das Bezahlen mit dem Handy. Komponenten mit dieser Technologie enthalten einen Tag, auf dem die gesammelten Daten gespeichert sind. Die Besonderheit bei Schmalz-Komponenten: NFC liest die Daten direkt aus dem Prozessor der Komponente aus. Hält der Anwender ein geeignetes Smartphone im Abstand von zwei Zentimetern an das Gerät, baut sich automatisch eine Verbindung auf. Eine Spule induziert Spannung in einen Prozessor, der seine Informationen per Antenne überträgt. Der Datenaustausch geschieht ohne zusätzliche Spannungsversorgung. Die dafür notwendige Energie kommt vom Smartphone. Aufgrund der kurzen Übertragungswege besteht keine Gefahr der Fehlparametrierung eines benachbarten Geräts. Der NFC- Tag im Handy verlinkt auf eine Webpage, eine separate App auf dem Endgerät ist zum Auslesen der Daten nicht notwendig. Der Vakuum- und Druckschalter VSi nutzt die Near Field Communication zur Bereitstellung von Daten wie Service- und Wartungsinformationen, Seriennummer oder Bedienungsanleitung Zudem ist es über NFC möglich, Geräte via Smartphone oder Tablet zu parametrieren. Daten-Transparenz erleichtert Fehlersuche Mithilfe der Near Field Communication greift der Anwender schnell und einfach auf relevante Daten wie Seriennummer, Prozesseinstellungen, Schaltpunkte oder die Bedienungsanleitung zu und erschließt sich so die industrielle Welt mit seinem mobilen Endgerät. „Weil die Daten nun auch für den Instandhalter sichtbar sind, lässt sich daraus gleich in mehrfacher Hinsicht Nutzen generieren“, verdeutlicht Dunkmann. Ein Beispiel: In einer Presse im Automobilwerk kommt es zum Stillstand, die Steuerung erhält kein Signal mehr. Wegen den hohen Stillstandkosten gerät der zuständige Instandhaltungstechniker nun unter Druck. Die Zustände der verbauten Vakuum-Schalter muss er zunächst visuell prüfen. Über mögliche Fehler, Ursache und Abhilfe informiert er sich in der Bedienungsanleitung. Arbeitet ein Schalter ohne Display, besteht nur die Möglichkeit, alle Schalter auf Spannung zu kontrollieren – mit hohem Zeitaufwand. Mithilfe der NFC-Technologie lässt sich nun der Status jeder Komponente direkt prüfen. Liegt ein Fehler vor, erscheint im Display eine ausformulierte Meldung, z. B. „Spannungsversorgung zu gering“. Zusätzlich erhält der Mitarbeiter Informationen zum Fehler, zur Ursache und zur Fehlerbehebung. Ein weiteres Szenario ist der Einbau neuer Vakuum-Schalter: Bislang mussten die Die Übertragung der Komponenten-Daten auf mobile Endgeräte ermöglicht den schnellen und unmittelbaren Eingriff in die Prozessabläufe Walter Dunkmann, Leiter Geschäftsentwicklung Vakuum-Komponenten bei der J. Schmalz GmbH Verpackungen geöffnet und durch das Produktlabel identifiziert werden. Technische Spezifikationen und Arbeitsbereiche entnahm man der Bedienungsanleitung. Anschließend wurden die Schalter verbaut und bei jedem Gerät die Schaltpunkte über die Bedientasten mit großem Zeitaufwand eingestellt. Mithilfe von NFC lassen sich die technischen Spezifikationen des neuen Schalters prüfen, der Schalter parametrieren und die Einstellungen in wenigen Sekunden auf weitere Schalter übertragen. Das Unternehmen Schmalz sieht sich mit seinen NFC-fähigen Komponenten als Vorreiter am Markt. Bereits heute stellen der Vakuum- und Druckschalter VSi (Bild) sowie das Compact Terminal SCTMi des Herstellers Daten auf dem Mobilgerät zur Verfügung. Weitere Komponenten werden folgen. Dunkmann: „Wir entwickeln solche Komponenten in enger Abstimmung mit unseren Kunden. Sie sagen uns, welche Anforderungen sie an moderne, vernetzte und zukunftsfähige Produktionsprozesse haben – und wir überlegen uns, wie wir diese Anforderungen mit unseren Produkten lösen.“ Fotos: Schmalz www.schmalz.de f+h 7-8/2016 41
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