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f+h fördern und heben 7-8/2021

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f+h fördern und heben 7-8/2021

70 JAHRE F+H geben,

70 JAHRE F+H geben, Gemeinschaften und Communitys bilden, um Commodities über die Unternehmensgrenzen hinaus gemeinsam zu entwickeln und Daten gemeinsam zu nutzen. Dazu braucht es Verhaltensregeln, um die Voraussetzungen für Datensouveränität und -sicherheit zu schaffen. Hier genügt es nicht, sich nur zu Wort zu melden, es gilt tatsächlich zu handeln – und das rasch, um noch einmal das „Schnell“ zu betonen. Ist die Wirtschaft reif für diesen Wandel? Michael ten Hompel: Seitdem die Industrie 4.0 ausgerufen wurde, sind immerhin zehn Jahre vergangen. In dieser Zeit wurden in Deutschland und Europa zwar viele Entwicklungen vorangetrieben, aber sie werden nur halbherzig ausgerollt. Einen Tracker versuchsweise in einer Logistikkette nur da und dort einzuführen: Damit ist es nun einmal nicht getan. Lassen Sie es mich provokant formulieren: Hätte die USA auf der Hannover Messe 2011 die Industrie 4.0 proklamiert, dann gäbe es heute ein börsennotiertes US-Unternehmen mit einem Handelswert von mehr als 100 Milliarden US-Dollar, das seinen Umsatz mit entsprechenden Produkten und Services machen würde. Wenn Sie so wollen, haben wir ein wenig Glück gehabt und sollten jetzt wirklich in Sachen Digitalisierung stärker auf die Tube drücken. Worin sehen Sie die Ursachen dafür, dass Umsetzungen derartiger Themen bei uns so lange dauern? Michael ten Hompel: Unsere Wirtschaft, und im Übrigen auch unsere Gesellschaft, verändert sich gerade grundlegend, EIN GESCHÄFTSMODELL ZU TRANSFORMIEREN, IST NIE EINFACH, ABER DAS IST KEIN GRUND ES ZU LASSEN und schlussendlich ist die Aufgeschlossenheit gegenüber Innovationen der Schlüssel zum Erfolg. Ob es um Klimaschutz oder Digitalisierung geht, Innovation ist immer Chefsache und Unternehmenslenker müssen das Verständnis mit- Jahre f+h! Wir gratulieren und wünschen alles Gute! beumer.com

70 JAHRE F+H bringen, dass jedes Unternehmen sich neu aufstellen muss, wenn es eine selbstbestimmte Zukunft haben will. Das ist keine Fragestellung, die man sich zunächst einmal in aller Ruhe anschauen kann. Ich habe aber den Eindruck, dass allmählich das Bewusstsein für den digitalen Wandel reift. Im Management ist angekommen, dass es nicht mehr damit getan ist, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und Entwicklungen wie in der Vergangenheit zu betreiben. Die Beschäftigung mit Innovationen muss auf eine neue Art und Weise stattfinden, auch da vollzieht sich ein grundlegender Wandel. Amazon steht ja nur stellvertretend für Unternehmen, die etablierte Firmen in ihren angestammten Märkten durch ein besseres Geschäftsmodell angegriffen haben. Wir brauchen die Bereitschaft, ergebnisoffen über die Tätigkeiten und Prozesse in den Unternehmen zu diskutieren und darüber nachzudenken, welche Rolle die Digitalisierung in diesem Kontext spielen wird – auch wenn am Ende die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse schmerzhaft und mit größerem Aufwand verbunden sein kann. Fakt ist, die Marktfähigkeit neuer Entwicklungen folgt einer Exponentialfunktion. Vor gar nicht allzu langer Zeit haben wir im Bereich der Hardware von mehrjährigen Entwicklungsphasen gesprochen, heute entwickeln wir viel agiler in nur wenigen Monaten. Dahin müssen wir kommen: zu einer agilen Entwicklung mit möglichst kurzen Entwicklungsschritten. Wohlgemerkt ohne das langfristige geschäftsstrategische Ziel aus den Augen zu verlieren. Oft wird auch unterschätzt, dass die zeitliche Koinzidenz, also das gleichzeitige Zusammentreffen einer Vielzahl technischer Entwicklungen, ebenfalls eine bisher ungeahnte Auswirkung auf das Wirtschaftsleben haben wird. Milliarden autonomer Devices werden schon bald Informationen miteinander teilen, auf Grundlage der Blockchain-Technologie nach festgelegten Regeln Smart Contracts verhandeln und rechtssicher abschließen, und – um den Kreis zu schließen – automatisiert Bezahlvorgänge auslösen. Die breite Nutzung dieser Entwicklungen wird durch die zur Verfügung stehende Rechnerleistung und natürlich durch die echtzeitfähige Vernetzung über 5G im Kleinen und im Großen möglich. Wir haben unlängst an der TU Dortmund ein Rechnercluster mit einer Leistung in Betrieb genommen, die fünf Millionen Gleitkommaoperationen für jeden Menschen auf der Welt in der Sekunde entspricht. Diese gigantische Kapazität eröffnet uns ganz neue Chancen, hochkomplexe Prozesse und Netzwerke zu simulieren. Wir beschäftigen uns am Fraunhofer IML zum Beispiel heute schon versuchsweise mit „Brain Machine Interfaces“: Über die Gehirnströme eines Menschen sollen in Zukunft Schwärme von virtuellen Fahrerlosen Transportfahrzeugen gesteuert werden. Diese Grundlagenforschung ist noch Zukunftsmusik, aber die zuvor genannten Entwicklungen setzen sich aktuell durch, und zwar gleichzeitig und vorrangig in der Logistik. Das erzeugt ebendiesen revolutionären Charakter – wenn man die Entwicklungen denn nutzt. Welche Konsequenzen hat all dies auf die Technologien der Intralogistik? Michael ten Hompel: Ich erinnere mich an ein f+h-Interview vor etwa 20 Jahren, in dem wir über die Chancen der damals MANCHE DENKEN, FEHLZUSTEL­ LUNGEN SEIEN UNVER­ MEIDBAR. WIR DENKEN ANDERS. beumer.com