70 JAHRE F+H aufkommenden Shuttle-Technologie sprachen. Die Shuttle- Technologie hat zu einem grundlegenden Wandel in der Lagertechnik geführt. Heute wird schätzungsweise die Hälfte aller automatisierten Lager mit Shuttles betrieben. Der aktuell anstehende Wandel wird noch viel grundlegender sein, aber sich ebenso schnell vollziehen. Er wird Arbeitswelten und ganze Geschäftsmodelle verändern. In die Intralogistik werden autonome Systeme, das heißt Schwärme von Fahrerlosen Transportfahrzeugen, Einzug halten, die die klassische Fördertechnik teilweise ersetzen – wie damals beim Shuttle. Der Loadrunner, den wir am Fraunhofer IML entwickelt haben, ist der erste dieser neuen Generation Fahrerloser Transportfahrzeuge und ohne Übertreibung ein Meilenstein in der internationalen Schwarmrobotik. Mit etwa 60 Loadrunnern lassen sich hochgerechnet 13 000 Paketsendungen pro Stunde abarbeiten. Das entspricht der Leistung von klassischen Sortiersystemen. Im Gegensatz dazu benötigt der Loadrunner aber weniger festinstallierte Infrastruktur und bietet eine schnellere Inbetriebnahme, mehr Flexibilität und höhere Skalierbarkeit. Von den Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringen wird, wird in hohem Maße auch die Arbeitswelt betroffen sein. Welche Rolle wird der Mensch in der neuen Arbeitswelt der Logistik spielen? Michael ten Hompel: Die KI-Verfahren, an denen wir in unserem Kompetenzzentrum Maschinelles Lernen in Dortmund arbeiten, sind nicht darauf ausgerichtet, den Menschen zu ersetzen, sondern Probleme zu lösen. Der Mensch wird in Zukunft verstärkt Aufgaben im dispositiven Bereich erledigen. Die Disposition in einem großen Logistikzentrum ist eine komplexe Aufgabe, und dabei können Verfahren Künstlicher Intelligenz dem Personal hilfreiche Dienste leisten. Trotzdem wird der Mensch in der Logistik noch viele Jahre eine entscheidende Rolle spielen. Die Komplexität, die der Mensch mit seinen Fertigkeiten zum Beispiel beim Verpacken oder Kommissionieren in der Interaktion mit der Umgebung abbilden kann, lässt sich DIE SILICON ECONOMY IST EIN GEGENENTWURF ZU MONOPOLISTISCHEN PLATTFOR- MEN UND AUS MEINER SICHT DAS WIRTSCHAFTSKONZEPT DER ZUKUNFT Wir gratulieren zum Jubiläum. f+h berichtet fachkundig und fundiert über Trends und aktuelle Themen der Intralogistik. 70JAHRE
70 JAHRE F+H nicht so ohne Weiteres mechanisieren. Aber auch das wird irgendwann möglich sein. Sie haben bereits auf den Dortmunder Gesprächen – Zukunftskongress Logistik 2018 eindringlich empfohlen in Sachen Digitalisierung, digitaler Transformation nichts auf die lange Bank zu schieben. Einfach mal machen, lautete Ihre Empfehlung. Hat man auf Sie gehört? Michael ten Hompel: Nicht in dem Maß, wie ich es mir gewünscht hätte. Es fehlt vor allem in Deutschland immer wieder der Mut, Neues zu wagen. Und es musste erst eine Pandemie kommen, damit die Notwendigkeit zur Digitalisierung in den Unternehmen erkannt wird – auch was das „Einfach-mal-machen“ angeht. Aus diesem Grund kann ich nur appellieren: einfach mal mehr Mut. Keine Angst vor dem Scheitern haben, daraus lernen und schnell und konsequent mit innovativen Produkten Kunden überzeugen und neue Märkte erschließen. Das klingt so einfach, ist es das aber auch? Michael ten Hompel: Ein Geschäftsmodell zu transformieren, ist nie einfach, aber das ist kein Grund es zu lassen. Es ist so viel einfacher geworden, mit 3D-Druck ein Produkt zu fertigen oder mit Open-Source-Softwarekomponenten einfach mal etwas im Blockchain-Bereich auszuprobieren. Unser Loadrunner kommt zum Beispiel weitgehend aus dem 3D-Drucker. Vieles ist auch schon vorhanden und die gute Nachricht ist: Wir arbeiten am Fraunhofer IML zurzeit an einer Sammlung von Open-Source- Software- und Hardwarekomponenten, damit KI auch für kleine und mittlere Unternehmen anwendbar wird. Sie sprechen das Großprojekt „Silicon Economy Logistics Ecosystem“ an? Michael ten Hompel: Genau. In der Vergangenheit haben wir Maschinen automatisiert, in der Silicon Economy automatisieren wir Prozesse. Die vollständige Digitalisierung von Prozess- und Lieferketten mithilfe von Künstlicher Intelligenz wird in der Logistik ein neues Zeitalter einläuten. Es fühlt sich so an wie vor 30 Jahren, als das Internet selbst entwickelt wurde. Geschäftsmodelle in der Logistik werden sich grundlegend verändern, neue Player und Berufsbilder werden entstehen. Entscheidend ist, dass wir mit der Silicon Economy einen Gegenentwurf zu monopolistischen Plattformen wie Amazon, Uber oder Alibaba im B2B-Bereich schaffen. Solch eine Plattformökonomie halten wir für das Wirtschaftskonzept der Zukunft – nur so lassen sich die immer komplexer werdenden Lieferketten beherrschen. Darum werden wir und unsere Partner alle Ergebnisse aus der Silicon-Economy-Entwicklung als Open-Source-Software interessierten Unternehmen zur freien Nutzung zur Verfügung stellen. Die Erfolgsgeschichte der Silicon-Economy-Frontrunner beginnt jetzt. Könnten Sie sich auch eine andere Aufgabe vorstellen? Michael ten Hompel: Die Entwicklung wirklich neuer Produkte und Geschäftsmodelle fasziniert mich. Deshalb gibt es für mich keinen besseren Ort, an dem ich zurzeit lieber wäre als am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik und an der TU in Dortmund. Weil wir hier das Know-how, die Technologien und die Chance haben, eine neue Welt zu gestalten. Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview mit Prof. Dr. Dr. h.c. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML führten Reiner Wesselowski, Herausgeber f+h, und Winfried Bauer, Chefredakteur f+h Fotos: Fraunhofer IML www.iml.fraunhofer.de Leistungsorientierte Intralogistik. Lösungen nach Maß. Individuell für Ihr Business. dexion.de
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