MENSCHEN UND MÄRKTEF+H NACHGEFRAGT„WIR HABEN NOCH VIELWACHSTUMSPOTENZIAL“Anfang des Jahres ist Stefan Budweit zum President undCEO der Clark Europe GmbH in Duisburg ernannt worden.Über den Generations wechsel, die Elektrifizierung desGeräteportfolios, neue Vertriebsstrategien und dieHerausforderungen, vor denen der Flurförderzeugherstellerim globalen Wettbewerb steht, spricht Budweitim Exklusiv-Interview mit der Redaktion f+h.RaiderL25-35XEHerr Budweit, Sie haben Anfang des Jahres die Geschäftsführungvon Clark Europe übernommen. Wie sehen Sie diestrategische Ausrichtung des Unternehmens unter IhrerFührung, in erster Linie im Hinblick auf die fortschreitendeElektrifizierung und Automatisierung in der Intralogistik?Stefan Budweit: Das sind zwei zentrale Punkte. Zunächst zurFrage, wohin Clark sich entwickelt: Ich habe die Geschäftsführungzum 1. Januar 2025 übernommen und bin bereits seit demJahr 2012 im Unternehmen. Unser erstes strategisches Ziel istdie Verjüngung der Mannschaft am Standort Duisburg. MeinVorgänger Rolf Eiten, startete 1976 seine Karriere bei Clark undwidmet sich nun anderen Aufgaben im Gesamtunternehmen,vor allem dem Thema Nachhaltigkeit. Ein Großteil unserer Führungskräftesteht an der Schwelle zum dritten Lebensabschnitt.Demzufolge befinden wir uns aktuell regelrecht in einem personellenErneuerungsprozess.Wie gehen Sie diesen Generationswechsel konkret an?Stefan Budweit: Primär in den Führungspositionen, vor allemin der Technik und Intralogistik, brauchen wir ein junges Ingenieurteam.So haben wir mit Thomas Bach, der unlängst seinen40. Geburtstag feierte, einen jungen Ingenieur als TeamleiterKonstruktion und Entwicklung. Seine Teammitglieder sind alleum die 30 Jahre alt. Vergleichbares passiert momentan in vielenBereichen im Unternehmen. Wir müssen den Nachwuchs fördernund der nächsten Generation Verantwortung übertragen.Hier sind wir auf einem guten Weg. Das lässt sich am Durchschnittsalterder Belegschaft ablesen, das in den vergangenen36 f+h 2025/08 www.foerdern-und-heben.de
F+H NACHGEFRAGT MENSCHEN UND MÄRKTEdrei Jahren von 52 auf 42 Jahre gesunken ist. Zentral ist es dabei,die Expertise der erfahrenen Mitarbeiter auf die jungen Führungskräftezu übertragen. Daran arbeiten wir jeden Tag.Das klingt nach einer bewussten Strategie, nicht nur fachliche,sondern auch eine andere Perspektive einzubringen?Stefan Budweit: Genau. Machen wir uns doch nichts vor. Wennman im Job Jahrzehnte eine Aufgabe ausgefüllt hat, bewegt mansich auf eingetretenen Pfaden, was per se nicht unbedingt etwasSchlechtes sein muss. Aber die junge Generation tickt vielleichtanders und sagt: Ja, schön, ein Gabelstapler bringt eine Palettevon A nach B, aber um die eigentliche Transportaufgabe passiertnoch einiges mehr. Das gilt im übertragenen Sinn auch für dieKundenansprache, denn die Kundschaft wird ebenfalls jünger.Kommen wir zum zweiten großen Thema: der Elektrifizierung.Wie positioniert sich Clark hier?Stefan Budweit: Wir sind mit Clark Europe für Europa, NaherOsten und Afrika zuständig. In den genannten Regionen treffentechnologisch Welten aufeinander. Treiber der Elektrifizierungin Europa ist die Reduzierung von CO 2-Emissionen, die Verringerungvon Betriebsgeräuschen und vor dem Hintergrund desFachkräftemangels die Automatisierung der Abläufe in Materialflussund Lager – nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalbdes Lagers.Wie konkret setzen Sie die Elektrifizierung um?Stefan Budweit: Hauptschwerpunkt ist momentan die Umstellungvon Verbrennern auf die Elektroschiene. Sie waren an unseremMessestand auf der Logimat. Haben Sie dort einen Verbrennergesehen?Wenn ich mich richtig erinnere: Nein.Stefan Budweit: So war es. Das Thema Elektro steht bei Clarknicht nur für Europa, sondern auch global im Fokus.Zu Ihrer Vertriebsregion gehört auch Afrika und der NaheOsten. Wie sieht es dort mit Elektrifizierung aus?Stefan Budweit: Darauf zielte meine Anmerkung ab, dass inunserem Vertriebsgebiet technologisch Welten aufeinandertreffen.In Afrika und im Nahen Osten dominiert nach wie vor derVerbrenner. Die Ursache dafür ist, dass die erforderliche Infrastrukturzu wünschen übriglässt. Dennoch investieren wir mehrin die Entwicklung der Elektrifizierung unseres Geräteportfolios.Ein spannendes Thema in dem Zusammenhang sind IhreCrossover-Produkte Raider und Renegade. Wie sind dieseentstanden?Stefan Budweit: Das war ganz eindeutig eine Marktanforderung.Die Betreiber verlangen nach einem Fahrzeug, das keinelokalen CO 2-Emissionen verursacht, gleichzeitig aber leistungsstarkund für den Außeneinsatz tauglich sein soll.Warum gibt es zwei Modelle – Raider und Renegade?Stefan Budweit: Das hat sich durch den globalen Markt ergeben.Wir wollen mit unseren Staplern auch den Low-Cost-Marktbedienen. Manch einem Betreiber genügt für die Erledigungseiner Transportaufgabe ein technologisch einfaches Gerät; dasRenegadeS25-35XEgilt auch für bestimmte Regionen der Welt. Für derartige Anwendungenund Märkte ist der Raider, Baureihe L25-35XE, alskostengünstiges Gerät konzipiert. Die Raider-Baureihe eröffnetden Einstieg in das Crossover-Segment.Der Renegade, Baureihe S25-35XE, ist für Betreiber konzipiert,die auf die Merkmale der Clark-S-Series – Smart. Strong. Safe.– nicht verzichten wollen. Aufgebaut auf dem Chassis der verbrennungsmotorischenStapler der S-Series verfügen die Modelleebenso wie die S-Series Electric über zahlreiche Sicherheitsfunktionenund individuelle Optionen, um sie an unterschiedlicheAnwendungen im Innen- und Außenbereich anzupassen.ELEKTRIFIZIERUNG BRAUCHTDIE PASSENDE INFRASTRUKTUR– SONST GEHT ES NICHTDie neuen Crossover-Modelle kombinieren die Merkmale vonElektrogabelstaplern mit der Vielseitigkeit und Robustheit vonDiesel- und Treibgasstaplern. Verfügbar sind die beiden Crossover-Baureihenmit Tragfähigkeiten von 2,5 bis 3,5 Tonnen.Sie entwickeln diese Produktklasse weiter?Stefan Budweit: Auf jeden Fall. Die beiden Crossover-BaureihenL25-35XE und S25-35XE sind für uns der nächste konsequenteSchritt, im Bestreben, die Gerätepalette der Gegengewichtsstaplerweiter zu elektrifizieren. Das Konzept, das kann ich heuteschon sagen, hat sich bewährt und wir werden es in den nächstenGenerationen weiterverfolgen. Aktuell befinden wir uns inder Entwicklung der entsprechenden Geräte, die den Hublastbereichvon vier bis acht Tonnen abdecken. Unsere Planungensehen die Markteinführung dieser Stapler im nächsten Jahr vor.In der Entwicklungs-Roadmap stehen ferner Modelle für Lastenbis zu 20 Tonnen.Apropos Erweiterung des Portfolios. Wie sind Ihre diesbezüglichenÜberlegungen in der Lagertechnik?Stefan Budweit: Wir kommen mit unserem heutigen Portfolioim Bereich Lagertechnik an eine Grenze. In Europa teilt sich derMarkt in 70 Prozent Lagertechnikgeräte und 30 Prozent Gegengewichtsstaplerauf. Vor zehn Jahren belief sich das Verhältnisnoch auf 60 zu 40 Prozent. Ich gehe davon aus, dass die Nachfragenach Lagertechnikgeräten weiter steigen wird. An diesenVeränderungen wollen wir partizipieren. Um das tun zu können,benötigen wir beispielsweise schwere Niederhub- und Hochhubwagen– und glauben Sie mir: auch daran arbeiten wir zurzeitintensiv.www.foerdern-und-heben.de f+h 2025/08 37
Laden...
Laden...