VOM FÜR UND WIDER EINER LAGERAUTOMATISIERUNG KLUG IST, GANZHEITLICH ZU DENKEN Das Lager ist voll, der Umschlag stockt, Kundenaufträge können nur noch zeitverzögert oder dezentral bearbeitet werden. Es kommt zu Problemen bei der korrekten Auftragszusammenstellung und zu Lieferengpässen: All dies sind Faktoren, die bezeichnend dafür sind, dass im Materialfluss etwas nicht stimmt. Offensichtlich sind die Kapazitäten erschöpft und die Steuerung der Warenbewegungen funktioniert nicht mehr problemlos. Die Effizienz des ganzen Betriebs leidet und basiert nicht selten auf Improvisation statt stringenter Organisation. Höchste Zeit also, die Optimierung der Logistikstruktur in Angriff zu nehmen. 10 f+h FOKUS KMU 2024 www.foerdern-und-heben.de
BERATUNG UND PLANUNG tet dies allerdings nicht, dass ein kleines oder mittelständisches Unternehmen unbedingt automatisieren muss. Und wenn es dies tut, bedeutet es auch nicht, dass diese Mechanisierung alle Prozesse abdecken sollte. Um den Materialfluss zu verbessern, reicht es manchmal bereits aus, rein manuelle Prozesse gekonnt umzustrukturieren. Auch Teilautomatisierungen einzelner Lagersektionen sind zielführend. So oder so steht dabei jedoch ein Gradmesser immer im Vordergrund: die Zukunftsfähigkeit der Logistik. Diese muss gegeben sein – gemessen an der Flexibilität und Skalierbarkeit von Warenbewegungen, der Schnelligkeit und Sicherheit sowie an einer gesunden Kosten-Nutzen-Relation. Wie findet ein KMU aber nun konkret heraus, welcher logistische Weg – ob automatisiert oder manuell – für seinen Anwendungszweck der richtige ist? Schritt eins ist immer die gründliche Ist-Analyse. Indem zuerst eine solide und belastbare Datenbasis erhoben wird, ist die Voraussetzung für eine erfolgversprechende Soll-Definition mit anschließender Neukonzeption geschaffen. Dabei werden in der Analyse statische und dynamische Daten erhoben. Erstere sind typischerweise die Lagerkapazität, die vorhandene Lagertechnik, die Anzahl von Arbeitsplätzen, der Umfang und die Vielfalt des Produktsortiments, unterteilt nach A-, EIN KMU IST IMMER GUT BERATEN, DEN LÖSUNGSANBIETERN INHALT- LICHE SPIELRÄUME BEI IHREN KONZEPTEN ZU LASSEN B- und C-Artikeln, aber auch zum Beispiel die baulichen Gegebenheiten, in denen sich die Logistik abspielt. Zweitere und für die Planung fast noch wichtiger sind die dynamischen Kennwerte, die sich vornehmlich aus Kundenaufträgen oder auch Einkäufen ableiten und in volatilen Mengen pro Tag und im Laufe eines Jahres sowie womöglich unter dem Einfluss saisonaler Schwankungen vorliegen. Im Rahmen eines Optimierungsvorhabens sind vielzählige Fragen zu stellen. Dazu gehören: Wie sollte die Logistikstruktur optimiert werden und zu welchen Kosten? Wann rentiert sich das Ganze? Und angenommen, Automatisierung und Robotik wären sinnvoll: Könnte sich ein kleines oder mittelständisches Unternehmen diese überhaupt leisten? Ist eine weitreichende Digitalisierung und Mechanisierung nicht vielmehr ausschließlich für Großunternehmen prädestiniert? ES KOMMT AUF DEN EINZELFALL AN EINE REPRÄSENTATIVE DATENBASIS IST DAS A UND O Eine repräsentative Datenbasis, die einen möglichst langen Zeitraum abdeckt, ist das A und O. Hapert es an dieser, oft liegt nicht die erforderliche Transparenz vor, helfen Templates – Vorlagen und Leitpläne –, um sie zu bestimmen. Darüber hinaus leistet die Statistik wertvolle Unterstützung. Statt vollumfängliche Informationen einzuholen, werden Stichproben hochgerechnet, deren Ergebnisse in der Regel präzise sind. Hat ein KMU für diese naturgemäß aufwändige Datenerhebung keine Kapazitäten frei, empfiehlt sich die Beauftragung externer Berater. Deren Tätigkeit funktioniert umso besser, je detailgenauer sie sich in die Spezifika einarbeiten, um möglichst schnell „auf Augenhöhe“ mit dem Auftraggeber zu kommunizieren. Dabei ist es durchaus ein Qualitätskriterium, wenn die Berater vor Ort mitarbeiten. So lernen sie die logistischen Abläufe, den Alltag des Kunden aus eigener Erfahrung kennen, sind ganz nah am Geschehen und erleben selbst, wo der Schuh drückt. Und wer weiß? Nicht selten kristallisieren sich ad hoc ein paar Low-hanging-fruits heraus: kleine einfach zu realisierende Verbesserungen an der Bestandslogistik, die sofort für Erleichterung sorgen, noch bevor ein Neukonzept zum Tragen kommt. Nach der Status-Erhebung und Schwachstellenanalyse folgt der eigentliche Planungs- und Veränderungsprozess. Vielfach ist nicht nur eine Lösung der Königsweg. Stattdessen gibt es gleichwertige Alternativen, die alle dazu geeignet sind, ein gewünschtes Materialflussbild zu erreichen. Ein KMU ist immer gut beraten, Die Fragen lassen sich nicht einheitlich beantworten. Es kommt immer auf den Einzelfall an, muss abgewogen und profund entschieden werden. Tatsächlich kann die Logistik eines kleinen oder mittleren Unternehmens (KMU) oft effizient automatisiert werden. Und auch die Finanzierung ist dann keine unüberwindliche Hürde mehr, denn der Return on Investment (ROI) tritt in vielen Fällen kurz- bis mittelfristig ein. Im Umkehrschluss bedeuwww.foerdern-und-heben.de f+h FOKUS KMU 2024 11
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