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f+h fördern und heben Fokus KMU 9/2024

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f+h fördern und heben Fokus KMU 9/2024

PREISGÜNSTIGE ROBOTIK

PREISGÜNSTIGE ROBOTIK FÜR DEN MITTELSTAND KUNSTSTOFFTECHNOLOGIE MACHT FTS ERSCHWINGLICH Mobile Robotiksysteme sind in immer mehr Arbeitsbereichen zu finden. Ein flächendeckender Einsatz im Markt ist allerdings aufgrund hoher Preise für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) häufig unerschwinglich. Das Unternehmen igus will das mit neuen Low-Cost- Robotik-Angeboten auf Kunststoff Basis ändern. Der Markt für Automated Guided Vehicles (AGV) und Autonome Mobile Robots (AMR) boomt: Aktuell beträgt der globale Markt der mobilen Robotik inklusive Servicerobotik etwa 20,3 Milliarden US-Dollar, bis zum Jahr 2028 erwarten Experten nahezu eine Verdoppelung der Umsatzzahlen [1]. Weit verbreitet sind mobile Roboter vor allem in der Intralogistik sowie in industriellen Anwendungsbereichen. Und selbst in der Gastronomie oder in Krankenhäusern drehen die smarten Helfer ihre Runden. Auch beim motion plastics Spezialisten igus: Seit vielen Jahren testen die Kunststoffexperten bereits AGV im eigenen Haus – fahrerlose Regale, die Post und Lieferungen in Büros ausfahren sowie mobile Roboter in der Fertigung, die zum Beispiel Drehstapelbehälter bewegen. Die gewonnenen Erfahrungen fließen direkt in die Entwicklung einer neuen Low-Cost- Automation-Produktlinie ein, den „ReBeL on Wheels”. Das Ziel: KMU den Weg in eine kostengünstige mobile Robotik zu ebnen. ROBOTERVARIANTEN FÜR JEDEN EINSATZ Die Basis eines jeden mobilen Robotiksystems mit Manipulator von igus bildet der „ReBeL“. Der Einsatz von Kunststoff macht das System kostengünstig und mit einem Eigengewicht von 8,2 kg laut Hersteller zum leichtesten Serviceroboter mit Cobot-Funktion in seiner Klasse. Alle Bauteile, aus denen sich der ReBeL zusammensetzt, sind von igus entwickelt und gefertigt. Von der Platine bis zum Kunststoffwellgetriebe. Der Roboter verfügt über eine Tragfähigkeit von 2 kg und hat eine Reichweite von 664 mm. Geplant sind verschiedene fahrende Systeme, in die der ReBeL zentral integriert ist: So startet igus mit einer erschwinglichen Variante für den Bildungssektor – inklusive des Roboterarms, ab 14.699 EUR. Der mit einem Greifer ausgestattete „ReBeL EduMove“ dient mithilfe von Open Source als autonome Lernplattform für Bildungseinrichtungen. Er ist modular aufgebaut und lässt sich flexibel um weitere Funktionen wie Lidar, Kameratechnik oder Slam-Algorithmus erweitern. Eine weitere Variante ist ein fahrerloses Transportsystem für KMU, der „ReBel Move“. Das FTS kann eine Last von bis zu 50 kg transportieren. Mit dem optionalen ReBeL lassen sich einfache „A zu B“-Positionierungen vor- 34 f+h FOKUS KMU 2024 www.foerdern-und-heben.de

LOW-COST-AUTOMATISIERUNG IN SACHEN ADÄQUATE ROBOTIK FÜR KMU SEHEN WIR UNS GUT AUFGESTELLT Herr Mühlens, zum Thema „Angebot und Nachfrage“. Was war zuerst da, Ihre Idee Low-Cost-Robotik aus Kunststoff anzubieten oder der Bedarf nach günstigen Robotik-Lösungen von Seiten KMU? Alexander Mühlens: Die Idee kostengünstige Roboter zu entwickeln, ist aus unserem Eigenbedarf heraus entstanden. Wir bei igus waren auf der Suche nach einfachen und vor allem kostengünstigen Automatisierungslösungen. Der Markt bot jedoch nur teure, überdimensionierte und komplexe Angebote. So entstand die Idee mit unserem Kunststoff-Know-how Low-Cost-Roboter zu entwickeln und dadurch die Preise zu senken. Mittlerweile haben wir mehr als 1.000 Automatisierungseinheiten bei igus produktiv im Einsatz, zum Beispiel an unseren Spritzgussmaschinen, um Angüsse zu separieren oder Bauteile einzulegen, an unseren Dreh-Fräszentren für Be- und Entladevorgänge sowie auf AMRs, um Behälter zu positionieren. Hier finden sich unsere Robotersysteme, ReBeL Cobots, Portalroboter oder auch Delta- Roboter mit Steuerungen wieder. Diese Kinematiken, die alle auf Kunststoffe setzen, bieten wir auch Betreibern mit der passenden Steuerung und Software an. Mit unserem Marktplatz RBTX. com können wir das Angebot erweitern. Hier erhalten Automatisierer nicht nur den Roboter, sondern auch alles drum herum – sei es Kamera, Vision-Systeme, Greifer oder auch Safetysysteme. KMU haben meist nur ein Budget von 15.000 bis 50.000 Euro zur Verfügung. Auf RBTX.com sind komplette Automatisierungslösungen für weniger als 12.000 Euro zu finden. Die Roboter sind aus Kunststoff gefertigt. Erzeugt dieser Umstand bei einigen Interessenten nicht gewisse Bedenken bezüglich Stabilität und Performance? Mit welchen Argumenten überzeugen Sie? Alexander Mühlens: Definitiv. Hier gilt es Überzeugungsarbeit zu leisten. Deshalb testen wir unsere Kunststoffe in einem 4.000 Quadratmeter großen Labor seit mehreren Jahren. Unsere Roboter untersuchen wir nochmals separat zu verschiedenen Themen wie Geräuschemissionen, Reinraum oder Lebensdauer. Auf die Daten können auch Anwender zugreifen und sich die Lebensdauer ihrer individuellen Anwendung online berechnen ALEXANDER MÜHLENS Prokurist und Leiter Geschäftsbereich Low-Cost-Automation, igus lassen. So erhalten sie eine Sicherheit, dass der Kunststoffroboter hält. Außerdem können Kunden mithilfe unserer kostenlosen Steuerung ihre Anwendung vorab ausprobieren, oder direkt unseren „Test before Invest“ für ihre komplette Anwendung in Anspruch nehmen. Dort reicht es, uns Bauteile der Anwendung einzureichen. Den Rest machen wir. Der Kunde erhält dann eine Machbarkeit mit Video und Angebot zurück. Der Einsatz von Kunststoff ist eine disruptive Technologie und ermöglicht Low- Cost-Robotik mit dem Gütesigel „Made in Germany“. Die Bottom-to-Top-Strategie soll den Einstiegspreis niedrig halten. Werden denn auch die nachgerüsteten Premiumversionen für industrielle Anforderungen dem Low-Cost-Gedanken noch gerecht? Alexander Mühlens: Wie bei all unseren Produkten setzen wir auch bei unseren neuen mobilen Robotern auf eine kostengütige Preisgestaltung, vor allem wenn das AMR auch noch zusätzlich einen Cobot mit unserem ReBeL enthält. Hier liegt unser Fokus darauf, einfache Prozesse zu automatisieren, um eine zeitnahe Rentabilität der Investition zu erreichen. Unsere Roboter kommen auch in größeren Produktionsstraßen zum Einsatz. Hier übernimmt jedoch dann meist ein Integrator die Einbindung. Die Fragen stellte Manfred Weber, Redakteur f+h nehmen. Das System ist CE zertifiziert, wird direkt mit Software und Support ausgeliefert und startet bei unter 30.000 EUR. Darüber hinaus arbeitet der Hersteller an einem Serviceroboter zum kleinen Preis. Der „ReBeL Butler“ eignet sich für einfache, aber zeitaufwendige Hol-und-Bring-Dienste, zum Beispiel im Hotelund Gastrogewerbe. EIN LEUCHTTURMPROJEKT AUF RÄDERN Das Ziel der beschriebenen Entwicklungen ist das Leuchtturmprojekt eines mobilen Roboters mit integrierter Mensch-/Maschinen-Benutzerschnittstelle und Systeme zur Objektlokalisierung und Oberflächenerkennung, der zum Beispiel eigenständig ein Büro aufräumen könnte. „Mit diesem Projekt verfolgen wir eine Bottom-to-Top-Strategie, bei der bestimmte Bauteile wie Sicherheits-Laserscanner nicht im Grundpaket enthalten sind, um den Preis niedrig zu halten“, so Alexander Mühlens, Prokurist und Leiter des Geschäftsbereichs Low-Cost-Automation bei igus. Dennoch sei sichergestellt, dass die Lösung für industrielle Anforderungen nachgerüstet werden könne. Unter anderem stellt igus in diesem Jahr einen erschwinglichen Greifer mit großem Hub und Verfahrweg vor, der eine hohe Flexibilität beim Greifen unterschiedlicher Geometrien bietet. Mühlens: „Die Einsatzgebiete dieses angestrebten Low-Cost- AMR sind vielfältig und gehen über einfache Transportaufgaben hinaus. Sie umfassen eine große Bandbreite an Anwendungen in verschiedenen Lebensbereichen, wie Reinigungsaufgaben oder die Ausgabe von Kaffee direkt am Arbeitsplatz.“ Quellenhinweis: [1] Deutscher Robotikverband, „Autonome Mobile Roboter (AMR) – Was sind AMR, Aktuelle Zahlen, Hersteller“, März 2024 Fotos: igus www.igus.de www.foerdern-und-heben.de f+h FOKUS KMU 2024 35