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f+h fördern und heben Fokus KMU 9/2024

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f+h fördern und heben Fokus KMU 9/2024

BEST PRACTICE 03 Von der

BEST PRACTICE 03 Von der Fördertechnik werden die Behälter zum Transport ins Shuttle-Lager an die S3-Geräte mit Sonderaufbau übergeben Sonderaufbau übergeben. Diese Fahrzeuge sind für den Transport der Behälter ins Shuttle-Lager zuständig. Und schließlich befinden sich im Erdgeschoss des Blocklagers sechs Kommissionierinseln mit „Pick by Light“-Systemen, die ebenfalls von den mobilen Robotern mit Paletten und Behältern versorgt werden. Die Ware kommt also jetzt zur Person und nicht umgekehrt wie in den vergangenen 30 Jahren. AGENTENBASIERTER ANSATZ Die mobilen Roboter brauchen keinen Leitstand. Stattdessen verfolgt der Hersteller einen agentenbasierten Ansatz. Jedes Gerät verfügt daher über eine Recheneinheit, auf welcher der entsprechende Softwarebaustein ausgeführt wird. So können die Roboter oder Agenten im Schwarm untereinander die Informationen austauschen, die sie zum Erfüllen der anstehenden Aufgaben brauchen. Das System arbeitet zuverlässig, denn wenn ein Roboter ausfällt, übernehmen die übrigen Geräte die Aufgaben. Wenn hingegen ein zentraler Leitstand versagt, steht die ganze Flotte. „Bei einer agentenbasierten Steuerung kann im schlimmsten Fall sogar jede Einheit alleine weitermachen“, versichert Moritz Schmidt, Head of Sales bei Safelog. Safelog gehört zu den wenigen Herstellern, die ihre Fahrzeuge in Serie bauen. Die dabei verwendeten Standardbaugruppen sorgen für eine konstante Qualität. „Es ist unsinnig, für jedes Projekt ein neues Fahrzeug zu konzipieren“, so Schmidt. Zudem verbaue man in den Geräten nur die Technik, die für die jeweilige Aufgabe beim Betreiber gebraucht werde. „Je weniger Teile integriert sind, desto weniger kann kaputt gehen und der Anwender spart wiederum Geld“, bringt es Schmidt auf den Punkt. IMPLEMENTIERUNG IM LAUFENDEN BETRIEB Die Teilautomatisierung des Lagers in Herford fand im laufenden Betrieb statt. Dazu gehörte neben der Inbetriebnahme der 55 mobilen Roboter die komplette mechanische, elektrische und gebäudetechnische Umsetzung. „Es war eine Operation am offenen Herzen, denn wir mussten unsere Kunden weiter beliefern“, umschreibt Grumbach das Projekt bildlich. „Überall fuhren die Roboter und unsere Staplerfahrer kurvten drum herum, es war auch hinsichtlich der Arbeitssicherheit eine Herausforderung.“ Aber es funktionierte. Für Grumbach war der Erfolg eine Frage der genauen und verlässlichen Abstimmung. „Das war mit den Kollegen von Safelog immer möglich, auch wenn es mal geknirscht hat.“ Ende September 2023 gingen alle Gewerke in den Produktivbetrieb und die Stapler verschwanden sukzessive aus dem Lager. „Dennoch befinden wir uns momentan in einer Hochlaufphase, sozusagen in einer mit Ausbaustufen versehenen Gesamtlösung, die noch nicht vollständig abgeschlossen ist“, beschreibt Grumbach die aktuelle Lage. „Den Warenausgang können wir erst nach der Umstellung auf SAP in Betrieb nehmen.“ Deswegen sei es noch zu früh, eine auf Basis des neuen Systems resultierende Leistungssteigerung in Prozent zu nennen. FÜR WEITERES WACHSTUM GERÜSTET Allerdings sei schon heute festzustellen, dass die gleiche Auftragslast schneller zu schaffen ist als vor der Teilautomatisierung. „Dazu muss allerdings die Gesamtanlage inklusive Roboter, Schnittstellen, Vertikalheber und Shuttle-Lager problemlos funktionieren“, räumt Grumbach ein. Aber wenn alles mal richtig läuft, ließen sich pro Tag drei bis vier Stunden einsparen. „Dann brauchen wir dringend neue Kunden“, sagt Grumbach mit einem Augenzwinkern. Mit den derzeit 55 mobilen Robotern komme man aus. „Das ist das Schöne an der skalierbaren Technik“, freut sich Grumbach. „Wenn wir wachsen, nehmen wir einfach ein paar Geräte dazu.“ ÜBERTRAGEN DER LÖSUNG AUF ANDERE STANDORTE DENKBAR Grumbach schätzt die Zusammenarbeit mit Safelog und kann sich durchaus weitere Projekte vorstellen. Zum einen könnte im Gebäude in Herford ein weiteres Shuttle-Lager entstehen, das dann auch von mobilen Robotern bewirtschaftet werden würde. „Und generell könnte der automatische Palettentransport auch auf andere Standorte portiert werden. Das wäre durchaus ein denkbares Projekt.“ Fotos: Safelog www.safelog.de 40 f+h FOKUS KMU 2024 www.foerdern-und-heben.de

LAGER AUTOMATISIERTER „PICK & PLACE“-PROZESS KI-BASIERTE ROBOTIK DEFINIERT LAGER-AUTOMATION NEU Die Kommissionierung ist aufwändig und kostenintensiv. Klassische Automatisierungstechnik stößt hier an ihre Grenzen. Die Sereact GmbH, Stuttgart, bewältigt diese Aufgabe mit einer Lösung basierend auf künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik: Roboter verstehen ihre Umgebung situativ, entwickeln Lösungsstrategien für einen effizienten „Pick & Place“- Prozess und setzen diese autonom um. Sereact Pick and Place identifiziert Produkte in Echtzeit anhand ihres Aussehens und wählt die geeignete Picking- Methode unter Berücksichtigung der Objekteigenschaften wie Form, Farbe oder Beschaffenheit – auch bei komplexen Produkten wie Lebensmitteln, Textilien oder zerbrechlichen Objekten. In der Folge wechseln sie automatisch zwischen verschiedenen Greifertypen wie Saugnapf- oder Zweifingergreifer. Eine Neuentwicklung von Sereact ist ein patentierter Greifer, der aus drei einzeln funktionierenden Vakuumgreifern besteht, mit denen die Roboter eine breite Palette an Produkten verschiedener Dimensionen aufnehmen können. Zudem bestimmt die Software eine sinnvolle Reihenfolge der Picks, sodass nach Größe, Gewicht und Fragilität kommissioniert wird. Hierbei sorgt der Placing-Algorithmus für eine optimale Raumausnutzung in den Zielbehältern. INTERAKTION IN NATÜRLICHER SPRACHE PER SPRACH- ODER TEXTBEFEHL Auch in komplexen Umgebungen erfasst die Software den Umfang und den Kontext von Aufgaben. Liegen Objekte übereinander oder zu nah am Behälterrand, verschiebt der Roboter sie in eine Position, in der er sie ideal greifen kann. Die Technologie umfasst darüber hinaus die Identifikation von Anomalien und kann demnach beschädigte Artikel erkennen und aussortieren. Ebenso ist die Differenzierung zwischen Verpackungsmaterial und Produkten möglich. Damit eignet sich die Lösung für die Qualitätssicherung bei der Auftragsabwicklung und lässt sich darüber hinaus in den Bereichen Bestandsoptimierung und Retourenabwicklung einsetzen. Das Produkt Sereact PickGPT basiert auf einem Vision Language Action Model, das es Robotern ermöglicht, zu analysieren, zu verstehen und zu handeln. Es ist darauf ausgelegt, unbekannte Situationen ohne vorheriges Training zu erkennen und zu interpretieren. Dies schafft die Voraussetzungen die Roboter in natürlicher Sprache per Sprach- oder Textbefehl zu steuern, was die Interaktion mit dem Roboter vereinfacht und ohne Programmierkenntnisse realisierbar ist. Als Lösungsanbieter für schlüsselfertige Roboterzellen wählt der Hersteller das optimale System für den jeweiligen Anwendungsfall aus. Die Software ist mit einer Vielzahl von Hardwarekomponenten und Robotern kompatibel, die sich nahtlos in bestehende Lagersysteme integrieren lassen. Das Ergebnis ist Flexibilität des kompletten „Pick & Place“-Prozesses sowie eine effiziente und vollständig automatisierte Auftragsabwicklung. Foto: Sereact www.sereact.ai www.foerdern-und-heben.de f+h FOKUS KMU 2024 41