PERSONALRECRUITING-STRATEGIEN IN DER LOGISTIKWIE DIGITALE FACHKRÄFTEGEWINNUNGIN KMU FUNKTIONIEREN KANNDer Fachkräftemangel wird zu einem immer drängenderen Thema imMittelstand, vor allem im Bereich Logistik. Über Annoncen in der Tageszeitungoder auf Jobportalen gelingt es kaum noch, qualitativ passende Bewerbungenzu gewinnen. Wie können kleine und mittlere Unternehmen (KMU)durchdachte Recruiting-Strategien aufbauen? Wie gelingt es, mit Anzeigenin den sozialen Medien passende Fachkräfte anzusprechen? Und was sinddie Voraussetzungen für ein gutes Digital Recruiting? Marvin Staufenberg,Geschäftsführer der Mission Personal GmbH, einer Agentur für digitaleGewinnung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Münster,erläutert in diesem Beitrag, wie sich die Suche nach Fachkräften veränderthat und wie Digital Recruiting in KMU gelingen kann.Laut Institut der Mittelstandsforschung in Bonn ist der Fachkräftemangelaktuell die größte Herausforderung für KMUin Deutschland [1]. Schon seit Jahren ist die Transport- undLogistikbranche von dieser Entwicklung besonders stark betroffen.Das gilt für den Bereich der Lagerei und für den Transportauf der Straße [2]. Die Prognosen für die Zukunft und der de-mografische Zustand der Bevölkerungsind bekannt: Bis zum Jahr 2036werden 16,5 Millionen Men-MARVIN STAUFENBERG,GESCHÄFTSFÜHRER MISSIONPERSONALDie meisten Rückläufer bekommenKMU, wenn sie ein digitales Bewerbungsportalzur Verfügung stellenschen der Babyboomer-Generation in Rente gehen – mit fatalenFolgen für den Arbeitsmarkt und den Mittelstand. Denn nur ungefähr12,5 Millionen Arbeitskräfte rücken in die Berufstätigkeitauf [3].Dabei kostet jede unbesetzte Stelle Unternehmen bares Geld –Stichwort: „Cost of Vacancy“. Vakanzen verursachen entgangenenUmsatz, Kosten für Überstunden, Rekrutierung und Einarbeitungsowie mögliche Qualitätsverluste, weil mit jeder Mitarbeiterinund jedem Mitarbeiter auch Know-how das Unternehmenverlässt. Mit einer Zunahme unbesetzter Stellen imUnternehmen steigt die Unzufriedenheit beim Personal, dasnoch da ist, da es die Mehrbelastung auffangen muss. Das wiederumschadet dem Ruf als Arbeitgeber, wodurch die Rekrutierungerschwert wird. Daraus ergibt sich ein Teufelskreis, der zwar monetärbeziffert werden kann, dessen Folgen aber weit über das hinausreichen,was man in Geld messen kann.DAS IMAGE DER BRANCHE: EIN PROBLEMGut ausgebildete Fachkräfte oder auch Auszubildende für die Logistikbranchezu finden, gestaltet sich ohnehin schwer aufgrunddes schlechten Images der Branche. Die gängigen Stereotype:körperlich schwere Arbeit im Lager oder das Fahren von Lkw aufviel befahrenen Autobahnen. Beides wird mit schlechter Work-Life-Balance und niedrigem Lohnniveau in Verbindung gebracht.Im Gegensatz dazu steht die Sinnsuche der Generation Z, die inden Arbeitsmarkt drängt. Hinzu kommt, dass Großkonzerne wieAmazon das Lohnniveau in der Branche nach oben drücken, weilsie einfachen Lagerbeschäftigten deutlich mehr zahlen könnenals KMU.In dieser Gemengelage gilt es, geeignete Recruiting-Strategienfür den Mittelstand zu finden. Die Zeichen der Zeit sind allerdingsan vielen Betrieben vorbeigegangen. Neben der Zusammenarbeitmit der Agentur für Arbeit schalten mittelständischeLogistiker bevorzugt Anzeigen in der örtlichen Tageszeitung oderAnzeigenblättchen. Andere bemühen sich zwar schon um einedigitale Schaltung von Anzeigen über Jobportale oder in sozialenMedien, aber der rechte Erfolg möchte sich noch nicht einstellen.40 f+h FOKUS KMU 2025 www.foerdern-und-heben.de
PERSONALAUF EINEN BLICKn Fachkräftemangel verschärft sich dramatisch:Bis zum Jahr 2036 gehen 16,5 Millionen Babyboomer inRente, während nur 12,5 Millionen Arbeitskräfte nachrücken– die Logistikbranche ist besonders stark betroffen.n Traditionelle Recruiting-Wege versagen:Stellenanzeigen in Tageszeitungen und herkömmlichenJobportalen führen kaum noch zu qualitativ passendenBewerbungen in KMU.n Employer Branding ist die Grundvoraussetzung:Vor jeder Stellenausschreibung muss der Online-Auftrittoptimiert werden – sympathische Homepage, Videos undpositive Bewertungen auf Portalen wie kununu sindwichtig.n Einfachheit entscheidet über Erfolg:Je leichter es für Bewerber wird, desto höher die Erfolgsquote.WARUM SOCIAL-MEDIA-KAMPAGNEN OFTINS LEERE ZIELENERFOLGREICHE MITARBEITER-GEWINNUNG BEGINNT MITSTARKEM EMPLOYER BRANDINGIM DIGITALEN RAUMpage intuitiv und organisch geleitet werden. So lässt sich auchdem schlechten Ruf der Branche entgegenarbeiten.SOCIAL RECRUITING – WIE ES GELINGTFür gelingende Werbung von Mitarbeitern ist die Selbstdarstellungim Netz elementar – nicht nur in Richtung Kundschaft, sondernauch als Arbeitgeber. Ist diese Vorarbeit geleistet, kann SocialRecruiting umgesetzt werden. Erfolgversprechend ist, es Bewerbungswilligeneinfach zu machen. Die meisten Rückläuferbekommen KMU, wenn sie ein digitales Bewerbungsportal zurVerfügung stellen oder relevante Informationen über Bewerberinnenund Bewerber in den Social-Media-Kanälen anhand einesFragebogens in Erfahrung bringen. Abseits davon wird nur nochein Lebenslauf angefordert. Je leichter es für den Bewerber wird,desto höher die Erfolgsquote.FAZITWer Recruiting-Strategien erfolgreich auf den Weg bringen will,darf nicht erst bei der passenden Stellenanzeige anfangen. Wasmit dem Buzzword Employer Branding so hochtrabend daherkommt,bedeutet einfach, ein durchgehend sympathisches Bildvom eigenen Unternehmen zu kreieren – im Netz und analog.Wenn die Voraussetzungen geschaffen sind, funktioniert’s auchmit der Stellenanzeige.Quellenhinweise:[1] https://www.ifm-bonn.org/meta/news/meldung/die-groessten-herausforderungen-2024-fachkraeftemangel-und-zunehmender-wettbewerbsdruck,abgerufen am 14. August 2025[2] https://www.forum-verlag.com/fachwissen/zoll-und-export/fachkraeftemangel-logistik/,abgerufen am 14. August 2025[3] https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/holger-schaefer-philipp-deschermeier-fast-20-millionen-erwerbstaetige-gehen-bis-2036-in-rente.html, abgerufen am 14. August 2025Fotos: Mission Personal, BRN-Pixel – stock.adobe.comwww.mission-personal.deDie Affinität für neue Medien, digitale Strategien und groß aufgesetzteEmployer-Branding-Kampagnen sucht man in Logistik-KMU häufig vergebens. Dabei liegt hier ein großes Potenzial. Jobanzeigenüber Social Media haben eine höhere Reichweite als dieTageszeitung, man holt die Leute da ab, wo sie sind. Für jede Stellegibt es das passende soziale Medium – von TikTok bis Linked-In. Aber: Die Stellenanzeige über Social Media allein ist nicht derSchlüssel zum Erfolg. Wer auf diesem Weg punkten will, mussvorher ansetzen und über die Plattformen hinausdenken.Seit der Erfindung des Smartphones tragen wir alle die Welt inder Hosentasche mit uns herum. Sehe ich also eine interessanteStellenanzeige, führt mich schon der nächste Klick auf die Homepagedes Unternehmens. Oftmals treten hier aber die nächstenProbleme auf: Die Webseite ist unübersichtlich, ich finde nichtsofort den richtigen Ansprechpartner, erfahre nichts übers Unternehmenund seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder findeim schlimmsten Fall überhaupt keine Homepage. Die Folge: Ichbin mit dem nächsten Klick schon wieder weg – im Zweifel beimWettbewerb.Aus diesen Gründen ist der erste Schritt hin zum Digital Recruitingdie Überprüfung des eigenen Online-Auftritts: EmployerBranding. Gibt es Videos über mein Unternehmen? Gibt es Einträgeauf Portalen wie kununu.de, auf denen Arbeitgeber bewertetwerden? Wirken wir sympathisch? Der ganze Online-Auftrittsollte einer Linie folgen, Besucherinnen und Besucher der Homewww.foerdern-und-heben.def+h FOKUS KMU 2025 41
Laden...
Laden...